Elliptische Koordinaten

darin wird ein Punkt der Ebene durch Angabe der Lage auf konfokalen Ellipsen und Hyperbeln bestimmt

Elliptische Koordinaten sind orthogonale Koordinaten, in denen ein Punkt der Ebene durch Angabe der Lage auf konfokalen Ellipsen und Hyperbeln bestimmt wird, siehe Bild.[1]

Elliptische Koordinaten in der Ebene für c=1. Hier entspricht v dem Winkel ψ und e gibt die numerische Exzentrizität an.

Elliptische Koordinaten erlauben immer eine Trennung der Veränderlichen in der Laplace- und Helmholtz-Gleichung,[2]:8 was deren Lösung stark vereinfacht. Elliptische Koordinaten bieten sich zur Lösung von Randwertaufgaben dort an, wo die Ränder des Gebiets ellipsen- oder hyperbelförmig sind.

Dreidimensionale elliptische Koordinaten entstehen unter anderem durch Extrusion senkrecht zur Ebene, was #Elliptische Zylinderkoordinaten ergibt, oder Rotation um die horizontale oder vertikale Achse im Bild, siehe #Weitere Verallgemeinerungen auf drei Dimensionen.

Durch die Transformation auf elliptische Koordinaten kann die Schrödinger-Gleichung für das H2+-Molekül in Born-Oppenheimer-Näherung separiert und für spezielle Formen der potentiellen Energie auch gelöst werden.[3]:512f[4]

Elliptische Koordinaten in der Ebene Bearbeiten

Üblicherweise wählt man die zwei Brennpunkte an den Stellen   und   auf der  -Achse eines kartesischen Koordinatensystems. Der Punkt mit den elliptischen Koordinaten  [2]:17 hat dann die kartesischen Koordinaten

 

mit

• sin, cos: Sinus und Cosinus
• sinh, cosh: Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus
• acosh: Areakosinus hyperbolicus,
atan2: eine Umkehrfunktion des Tangens
 :  , und
 :  

Fasst man die Ebene als komplexe Ebene auf mit imaginärer Einheit i2=-1, so gilt

 

Der Kosinus hyperbolicus ist eine Holomorphe Funktion, was die Orthogonalität der elliptischen Koordinaten in der Ebene begründet.

Koordinatenlinien Bearbeiten

Die Kurven in der xy-Ebene, auf denen u konstant ist (was die Niveaulinien von u in der xy-Ebene sind,) bilden die Ellipsen[2]:17

 

Die Niveaulinien von ψ sind die konfokalen Hyperbeln

 

die nur in Vielfachen von π2 bzw. 90°, wie in Polarkoordinaten radiale Geraden sind: Für   ist die ψ-Koordinatenlinie zur Verbindungsstrecke der beiden Brennpunkte entartet. Für   ist die  -Koordinatenlinie zur Halbgeraden   auf der  -Achse entartet, für   zur dazu spiegelsymmetrischen Halbgerade auf der negativen  -Achse. Für   und   ist die  -Koordinatenlinie die positive bzw. die negative  -Achse.

Alle Ellipsen und Hyperbeln haben die gleiche lineare Exzentrizität  . Die Ellipsen, auf denen   konstant ist, haben die große Halbachse  , die kleine Halbachse   und numerische Exzentrizität  . Die Hyperbeln, auf denen   konstant ist, haben die waagerechte Halbachse  , die senkrechte Halbachse   und numerische Exzentrizität  .

Die Darstellung in dieser Koordinatenform ist nur möglich, weil Kosinus hyperbolicus und Sinus hyperbolicus bzw. Kosinus und Sinus die Beziehungen zwischen großer und kleiner Halbachse ( ) bei Ellipsen bzw. reeller und imaginärer Halbachse bei Hyperbeln ( ) trivial erfüllen.

Metrische Faktoren, Weg- und Flächenelemente in der Ebene Bearbeiten

Die kovarianten Basisvektoren sind

 

die, wie es sein muss, senkrecht zueinander sind, und deren Beträge die metrischen Faktoren sind:[2]:18

 

Das elliptische Orthonormalsystem ist dementsprechend

 

Das Linien- und Flächenelement ergibt sich zu[2]:18

 

Operatoren in der Ebene Bearbeiten

Die üblichen Differentialoperatoren führt die Tabelle auf[2]:18  

Gradient:  
Divergenz:  
Rotation:  
Laplace-Operator:  

Lösung der Laplace- und Helmholtz-Gleichung in der Ebene Bearbeiten

Die besondere Form des Laplace-Operators erlaubt eine Lösung der Helmholtz-Gleichung durch multiplikative Trennung der Veränderlichen gemäß dem Separationsansatz[2]:20

 

Mit obigem Laplace-Operator entsteht die Helmholtz-Gleichung:

 

Multiplikation beider Seiten mit   liefert umgestellt

 

Weil die linke Seite nur von u und die rechte nur von ψ abhängt, stehen auf beiden Seiten Konstanten:

 

Im Fall der Laplace-Gleichung ist λ=0 und die Lösungsfunktion kann mit dem Sinus und Cosinus sowie dem Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus ausgedrückt werden:

 

Die Konstanten A, B, C, D und κ dienen der Anpassung an Randbedingungen. Wenn die Separationskonstante κ2 mit negativem Vorzeichen angesetzt wird, vertauschen sich in der Lösungsfunktion die Winkelfunktionen durch die Hyperbelfunktionen und umgekehrt.

Elliptische Zylinderkoordinaten Bearbeiten

 
Koordinatenflächen der elliptischen Zylinderkoordinaten bei c=50. Der blaue elliptische Zylinder entspricht u=0,9, der rote hyperbolische Zylinder ψ=0,9 und die gelbe Ebene z=10.

Die elliptischen Zylinderkoordinaten entstehen aus den ebenen elliptischen Koordinaten des vorangegangenen Abschnitts durch Extrusion senkrecht zur xy-Ebene in z-Richtung, sodass viele Eigenschaften von dort hierher übertragen werden können.

Die elliptischen Zylinderkoordinaten   und die kartesischen   hängen wie folgt zusammen:[2]:17

 

Bezeichnungen siehe #Elliptische Koordinaten in der Ebene.

Metrische Faktoren, Weg- und Flächenelemente in elliptischen Zylinderkoordinaten Bearbeiten

Die kovarianten Basisvektoren sind mit  :

 

die, wie in der Ebene, senkrecht zueinander sind, und in dieser Reihenfolge ein Rechtssystem bilden. Die metrischen Faktoren lauten wie in der xy-Ebene:[2]:18

 

Das elliptische Orthonormalsystem ist dementsprechend

 

Das Linien- und Flächen und Volumenelement ergibt sich zu[2]:18[5]:392

 

Operatoren in elliptischen Zylinderkoordinaten Bearbeiten

Die üblichen Differentialoperatoren führt die Tabelle auf[2]:18[5]:403ff  

Gradient:  
Divergenz:  
Rotation:  
Laplace-Operator:  

Lösung der Laplace- und Helmholtz-Gleichung in elliptischen Zylinderkoordinaten Bearbeiten

Die besondere Form des Laplace-Operators erlaubt eine Lösung der Helmholtz-Gleichung durch multiplikative Trennung der Veränderlichen gemäß dem Separationsansatz[2]:20

 

Mit obigem Laplace-Operator entsteht die Helmholtz-Gleichung:

 

Division durch   liefert

 

Weil auf der rechten Seite eine Konstante steht und nur letzte Term auf der linken Seite von z abhängt, ist dieser ebenfalls konstant:

 

Für die Gleichung darüber ergibt sich nach Umstellung wie in der Ebene nur mit λ-η statt λ

 

Wie in der Ebene führt das auf unabhängige gewöhnliche Differenzialgleichungen:[2]:18

 

Weitere Verallgemeinerungen auf drei Dimensionen Bearbeiten

Elliptische Koordinaten der Ebene können noch auf andere Arten auf den dreidimensionalen Raum übertragen werden:

  1. Zwei weitere räumliche Fortsetzungen entstehen durch Rotation der ebenen elliptischen Koordinaten um die große Achse der Ellipsen (prolate spheroidal coordinates[2]:28[3]:661) oder um deren kleine Achse (oblate spheroidal coordinates[2]:31[3]:662).
  2. Die formale Fortsetzung des Konzepts der konfokalen Ellipsen und Hyperbeln führt auf die räumlichen elliptischen Koordinaten, die konfokale Quadriken (Ellipsoide, ein- und zweischalige Hyperboloide) verwenden.[6][2]:41[3]:663

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. George Salmon: Analytische Geometrie der Kegelschnitte. Band 1. B. G. Teubner, Leipzig/Berlin 1915, DNB 367816768, S. 422.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p P. Moon, D.E. Spencer: Field Theory Handbook. Including Coordinate Systems, Differential Equations and Their Solutions. 2. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1971, ISBN 3-540-02732-7, S. 3 ff.
  3. a b c d P. M. Morse, H. Feshbach: Methods of Theoretical Physics, Part I. McGraw-Hill, New York 1953.
  4. Trotz Trennung der Veränderlichen kann die Schrödinger Gleichung nur in Spezialfällen analytisch gelöst werden, da die Separationskonstante und die Energie jeweils explizit in zwei der separierten Differentialgleichungen auftreten. In drei Dimensionen muss die Potentielle Energie eine bestimmte Form aufweisen, damit eine Lösung gelingt.
  5. a b Wolfgang Werner: Vektoren und Tensoren als universelle Sprache in Physik und Technik. Tensoralgebra und Tensoranalysis. Band 1. Springer Vieweg Verlag, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-25271-7, doi:10.1007/978-3-658-25272-4.
  6. Felix Klein: Vorlesungen über höhere Geometrie. Springer, 2013, ISBN 3-642-88674-4, S. 19.