Die Laplace-Gleichung (nach Pierre-Simon Laplace) ist die elliptische partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung

Lösung der Laplace-Gleichung auf einem Kreisring mit den Dirichlet-Randwerten u(r=2)=0 und u(r=4)=4sin(5*θ)

für eine skalare Funktion in einem Gebiet , wobei den Laplace-Operator darstellt. Damit ist sie die homogene Poisson-Gleichung, das heißt, die rechte Seite ist null. Die Laplace-Gleichung ist der Prototyp einer elliptischen partiellen Differentialgleichung.

Definition Bearbeiten

Das mathematische Problem besteht darin, eine skalare, zweifach stetig differenzierbare Funktion   zu finden, welche die Gleichung

 

erfüllt. Die Lösungen dieser Differentialgleichung   werden als harmonische Funktionen bezeichnet.

Der Laplace-Operator   ist für eine skalare Funktion allgemein definiert als:

 

Koordinatendarstellungen Bearbeiten

Ist ein spezielles Koordinatensystem gegeben, so kann man die Darstellung der Laplace-Gleichung in diesen Koordinaten berechnen. In den am häufigsten gebrauchten Koordinatensystemen lässt sich die Laplace-Gleichung schreiben als:

In kartesischen Koordinaten
 ,

woraus sich im dreidimensionalen Raum entsprechend:

 

ergibt.

In Polarkoordinaten,
 
In Zylinderkoordinaten,
 
In Kugelkoordinaten,
 .

Bedeutung in der Physik Bearbeiten

Die Bedeutung der Laplace-Gleichung oder Potentialgleichung, wie sie in der Physik häufig genannt wird, umfasst viele Teilbereiche der Physik. Erahnen lässt sich dies möglicherweise an folgenden Beispielen:

Wärmeleitung

Ein zeitlich konstantes Temperaturgefälle kann die Laplace-Gleichung erfüllen.

Die Laplace-Gleichung an sich lässt sich auch aus der Wärmeleitungsgleichung erhalten. Im stationären Fall, also im Gleichgewichtszustand, ist die Zeitableitung in der Wärmeleitungsgleichung null. Diese Gleichung ist die Poisson-Gleichung. Sind nun weiterhin keine Quellen oder Senken vorhanden, findet also kein weiterer Wärmeaustausch – beispielsweise mit der Umgebung – als der betrachtete statt, so wird die Wärmeleitungsgleichung zur Laplace-Gleichung.

Beispiel hierfür ist ein Metallstab, unter welchem an einem Ende eine Kerze steht und dessen anderes Ende mittels Eiswasser gekühlt wird. Auf dem Stab wird sich nach einiger Zeit ein zeitlich konstantes Temperaturgefälle ausbilden, welches die Laplace-Gleichung erfüllt (Temperaturaustausch mit der Umgebung wird vernachlässigt). Das gleiche Beispiel etwas praktischer findet sich in der Isolierung von Häusern. Die Heizung im Inneren ist dabei die Kerze und die kalte Außenluft das Eiswasser.

Elektrostatik

In der Elektrostatik genügt das elektrische Potential im ladungsfreien Raum der Laplace-Gleichung. Dies ist ein Spezialfall der Poisson-Gleichung der Elektrostatik.

Wird beispielsweise eine leitende Kugel in ein äußeres elektrisches Feld gebracht, so ordnen sich die Elektronen auf der Oberfläche um. Ergebnis dieser Umordnung ist, dass das Potential auf der Kugeloberfläche konstant ist. Nach dem Minimum-Maximum-Prinzip (siehe unten) ist somit das Potential innerhalb der Kugel konstant.

Dies ist das Wirkprinzip des faradayschen Käfigs. Da die elektrische Spannung als Potentialdifferenz definiert ist und das Potential wie eben gesagt konstant ist, ist man im Inneren vor Stromschlägen sicher.

Fluiddynamik

Eine stationäre, zweidimensionale, inkompressible, wirbelfreie Strömung kann auch mittels einer Potentialgleichung anstelle der vollen Navier-Stokes-Gleichungen beschrieben werden. Mit Hilfe einer solchen Potentialfunktion können einfache Strömungen wie z. B. laminare Strömungen in Röhren analytisch ohne aufwendige Computerprogramme berechnet werden.

Randwertprobleme Bearbeiten

Es lassen sich drei Arten von Randwertproblemen unterscheiden. Das Dirichlet-Problem, das Neumann-Problem und das gemischte Problem. Diese unterscheiden sich durch die Art der zusätzlichen Randbedingungen.

Dabei ist generell   ein beschränktes Gebiet und   der Rand von  .

Dirichlet-Problem Bearbeiten

Beim Dirichlet-Problem wird die stetige Abbildung   auf dem Rand   vorgegeben. Es werden mit anderen Worten die Werte vorgegeben, welche die Lösung der Laplace-Gleichung auf dem Rand annehmen soll.

Formuliert werden kann das Dirichlet-Problem dabei auf folgende Weise:

 

Die Lösung des Dirichlet-Problems ist eindeutig.

Neumann-Problem Bearbeiten

Beim Neumann-Problem wird die Normalenableitung auf dem Rand   vorgegeben, welche die Lösung der Laplace-Gleichung annehmen soll.

Formuliert werden kann das Neumann-Problem dabei auf folgende Weise:

 

wobei   die Normalenableitung von  , also die Normalkomponente des Gradienten von   auf der Oberfläche von   bezeichnet.

Die Lösung des Neumann-Problems ist bis auf eine additive Konstante eindeutig.

Gemischtes Problem Bearbeiten

Das gemischte Randwertproblem stellt eine Kombination des Dirichlet- und des Neumann-Problems dar,

 

mit einer Konstanten  , wobei zur Lösung dieses Problems weitere Bedingungen, wie beispielsweise Anfangswerte nötig sind.

Das gemischte Problem ist ohne bekannte Zusatzbedingungen, wie z. B. Anfangswerten, nicht eindeutig lösbar. Die Eindeutigkeit dieses Problems erfordert die eindeutige Lösbarkeit der Differentialgleichung der Werte auf dem Rand:

 .

Ist diese Differentialgleichung jedoch auf Grund von weiteren Informationen eindeutig lösbar, so kann das gemischte Problem in ein Dirichlet-Problem überführt werden, welches eine eindeutige Lösung besitzt.

Mittelwertsatz von Gauß Bearbeiten

Ist   im Gebiet   harmonisch, so ist ihr Funktionswert   an der Stelle   gleich dem Mittelwert von   auf der Oberfläche jeder Kugel   um   mit Radius  , sofern die Kugel in   liegt und die Funktionswerte von   auf der Oberfläche stetig sind,

 

Hierbei ist   die Kugeloberfläche der Kugel   mit Mittelpunkt   und Radius  

 
 

mit dem Flächeninhalt   der Oberfläche der  -dimensionalen Einheitskugel

 

Hierbei ist   die Gammafunktion, die analytische Erweiterung der Fakultät auf nicht-natürliche Zahlen, wie sie für jedes nicht-gerade   auftreten.

Minimum-Maximum-Prinzip Bearbeiten

Aus dem Mittelwertsatz von Gauß ergibt sich, dass die Lösung der Laplace-Gleichung   in einem beschränkten Gebiet   weder ihr Minimum noch ihr Maximum annimmt, sofern die Werte   auf dem Rand   stetig und nicht konstant sind. Dies bedeutet:

 
 

Somit liegen die Funktionswerte in   immer zwischen dem Minimum und dem Maximum der Werte auf dem Rand:

  für alle  .

Ausnahme von oben genanntem Prinzip ist der triviale Fall, dass die Randwerte konstant sind, weil in diesem Fall die Lösung insgesamt konstant ist.

Lösung der Laplace-Gleichung Bearbeiten

Fundamentallösung Bearbeiten

Um die Fundamentallösung   der Laplace-Gleichung zu finden, bietet es sich an die Rotationsinvarianz des Laplace-Operators auszunutzen. Man setzt hierfür   an, wobei   die euklidische Norm von   bezeichnet. Mithilfe der Kettenregel verwandelt sich die Laplace-Gleichung für   in eine gewöhnliche Differentialgleichung zweiter Ordnung von  . Man erhält für die nur von   abhängige Funktion   dann folgende dimensionsabhängige Formel:

 

mit dem Flächeninhalt   der Oberfläche der  -dimensionalen Einheitskugel

 .

Hierbei ist   die Gammafunktion, die analytische Erweiterung der Fakultät auf nicht-natürliche Zahlen, wie sie für jedes nicht-gerade   auftreten.

Zu beachten ist hierbei, dass die Fundamentallösung   keine eigentliche Lösung der Laplace-Gleichung ist, wenn der Ursprung in   liegt, da sie in diesem Punkt eine Singularität aufweist.

Im Folgenden wird die Lösung des Dirichlet-Problems diskutiert. Dabei ist zu beachten, dass das Neumann-Problem und das gemischte Problem durch Lösung der Differentialgleichung der Randwerte in ein Dirichlet-Problem überführt werden können.

Lösung mittels Greenscher Funktion Bearbeiten

Kernproblem ist die Konstruktion der Greenschen Funktion, welche nicht in jedem Fall existieren muss. Die Auffindung dieser ist im Allgemeinen schwierig, zumal die Greensche Funktion vom Gebiet  , auf welchem die Laplace-Gleichung erfüllt ist, abhängt. Ist die Greensche Funktion jedoch bekannt, so kann mit ihrer Hilfe die Lösung des Dirichlet-Problems eindeutig erfolgen.

Grundlage der Bestimmung der Greenschen Funktion ist die Fundamentallösung   der Laplace-Gleichung.

Zusätzlich muss eine Hilfsfunktion   konstruiert werden, welche in   zweifach stetig differenzierbar ist und stetig auf   mit   folgende Bedingungen erfüllt:

 

Das Auffinden dieser Hilfsfunktion ist der zentrale Schritt bei der Ermittlung der Greenschen Funktion.

Die Greensche Funktion   ergibt sich gemäß:

 ,

woraus sich die Lösung des Dirichlet-Problems   in   berechnen lässt:

 

Lösung in zwei Dimensionen Bearbeiten

Grundlage bei dieser Lösung ist die Fouriermethode. Das Dirichlet-Problem wird dabei in Polarkoordinaten betrachtet

 

und die gesuchte Funktion   mittels der Trennung der Variablen in zwei unabhängige Funktionen gespalten. Der gewählte Ansatz lautet somit:

 

Die Einsetzung dieses Ansatzes in die Laplace-Gleichung und Nutzung eines Separationsansatzes führt das Problem auf zwei gewöhnliche Differentialgleichungen zurück.

Die Lösungen dieser gewöhnlichen Differentialgleichungen lauten:

 

Dabei sind  ,  ,  ,   Konstanten und  , wobei   – die Konstante aus dem Separationsansatz – positiv und reell ist, wodurch (bei der Erlangung der Lösungen) die  -Periodizität des Winkels erfüllt wird. Diese Periodizität kann auch als die Stetigkeit der Werte von   auf dem Rand   interpretiert werden.

Wäre  , so würde in   eine Singularität vorliegen, was wiederum der Stetigkeitsvoraussetzung in   widerspricht. Somit ist  .

Werden diese Lösungen in den oben gewählten Separationsansatz eingesetzt und nach dem Superpositionsprinzip über alle möglichen Lösungen aufsummiert, so ergibt sich die Lösung der Laplace-Gleichung,:

 

wobei  ,   und   die Fourierkoeffizienten der Werte von   sind.

Lösung in drei Dimensionen mit Kugelkoordinaten Bearbeiten

In Kugelkoordinaten hat die Laplace-Gleichung die Form

 .

Die Laplace-Gleichung in Kugelkoordinaten ist mit dem Separations-Ansatz lösbar. Der radiale Teil setzt sich aus Potenzen der Radial-Koordinate   zusammen und der Winkel-Teil lässt sich mit Hilfe von Kugelflächenfunktionen   angeben, welche wiederum als Produkt der komplexen Exponentialfunktion und den assoziierten Legendre-Polynomen darstellbar sind.

 

Bei azimutaler Symmetrie ( ) vereinfacht sich die Lösung mit den Legendre-Polynomen  

 .

Literatur Bearbeiten

  • Klemens Burg, Herbert Haf, Friedrich Wille: Partielle Differentialgleichungen. Höhere Mathematik für Ingenieure, Naturwissenschaftler und Mathematiker. 1. Auflage. = 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Teubner, Stuttgart u. a. 2004, ISBN 3-519-22965-X.
  • Lawrence C. Evans: Partial Differential Equations. American Mathematical Society, Providence RI 1998, ISBN 0-8218-0772-2 (Graduate studies in mathematics 19).