Die Dittwarer Mundart (auch als Dittwarer Dialekt bezeichnet) ist eine lokale Sprachvarietät in Dittwar, einem Stadtteil von Tauberbischofsheim im Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg. Grundlage für die nachfolgende Auflistung ist der Beitrag Dittwarer Mundart – Sprache der Heimat, der im Buch 300 Jahre Kreuzkapelle Dittwar von Rudolf Walz im Jahre 1983 veröffentlicht wurde.[1] Der in „Dibba“ (umgangssprachliche Ortsbezeichnung für Dittwar)[2] gesprochene Dialekt gehört der taubergründischen Mundart an. Diese wird dem Ostfränkischen Sprachraum zugerechnet,[3] der im Südwesten des bayrischen Landkreises Main-Spessart und im baden-württembergischen Main-Tauber-Kreis rund um Wertheim, Tauberbischofsheim und Lauda-Königshofen gesprochen wird.

Beispiele für die Dittwarer Mundart Bearbeiten

Die folgende Tabelle stellt Beispiele für die Dittwarer Mundart bzw. den in Dittwar gesprochenen Dialekt dar:[1]

Beispiele für die Dittwarer Mundart
alle Ausdrücke im Singular, sofern nicht anders angegeben
Dittwarer Dialektwort[1] Aussprache (IPA) schriftdeutsche Entsprechung[1] Regionale Zuordnung, Anmerkungen
Aale n [ˈaːlə] Ei Verniedlichungsform von Aa = Ei
Aache f Eiche
Äarbt/Ärwet f ?/[ˈɛʁβəd] Arbeit
ausschdaffiere v [ˈaʊ̯ʃdaˌfiːʁə] ausstatten
babbelt v [ˈbabəld] spricht
Bäch n [bɛx] Pech ugs. für Unglück
Bäsche m [ˈbɛʃə] Besen
Ba(r)ble m Regenschirm
Bendel m [ˈbendl̩] Schnur ugs. auch für Kordel
Biereboom m [ˈbɪːʁəˌbɔːm] Birnenbaum
bläide v fortgehen
Bläss m Kopf
Blood n Blatt
Boach f/m [bɔə̯x] Bach ugs. auch (die) Boach, statt der Bach[4]
Bobbe f Puppe
Bool m Ball
Boolich m Balg ugs. für Blasebalg
Boom m Baum
Boude m [ˈbəʊ̯də] Boden ugs. für Fußboden, Ackerboden, sowie für Speicher bzw. Dachboden[4]
Bouz f Vogelscheuche
Büscheme Tauberbischofsheim ehemals als Bischofsheim bezeichnet
Daaf f Taufe
dabbit adj ungeschickt
Dadde m Vater
Daihenger m (Schimpfwort)
Dausch f Mutterschwein
Deigschel f [ˈdaɪ̯kʃl̩] Deichsel ugs. auch für Lenkstange[4]
Denn f Tenne ugs. auch für Scheunenboden
Dibba[2] n Dittwar ugs. Ortsbezeichnung[2]
Diesch m Tisch
Döz m dicker Kopf
Doofel f Tafel ugs. für Schreibtafel
Dorr f Grünkerndarre
Dout f/m Pate
Drääg m Dreck ugs. auch für Schmutz[4]
Eemez f Pl [ˈeə̯məts] Ameisen
Fäld n [fɛːld] Feld ugs. auch für Acker
Fasöle f [ˌfaˈseːlə] Bohnenkerne
Flaasch n Fleisch
Flogsch Flachs
Förscht m Fürst
Foos n Faß
Frad f Freude
Freckling m (Schimpfwort)
Frousch m Frosch
Gääld n Geld
ge vörri v geh vor
getli adj günstig/gelegen
giegse v stechen
Gloosch n Glas
Gmoon f Gemeinde
Göüger m [ˈgøɪ̯gəʁ] Gockel ugs., eine süddeutsche Bezeichnung für den Hahn[4]
go onne v hau ab/geh fort
Goore m Garn
gornet adv gar nicht
Groache m Kragen
groos adj groß
Gruuch m [gʁʊə̯x] Krug
gsoat v gesagt
gwiesch adv gewiss
haal adj heil ugs. für unversehrt
Hampfel Handvoll Sandhi-Bildung
haschblich adj nervös
Hawwer m Hafer
Heerle m Opa
Hejfe f Hefe
Hertle Lattenrost für Dürrobst
hinnerschi rückwärts
Hoomer m Hammer
hortli adj schnell
hot adv rechts
Houls n Holz
Housche f Hose
Jösses no Jesus nein ugs. Ausruf des Erschreckens, Erstaunens o. Ä.
kaafe v kaufen
Kärch f Kirche
Kinn f Pl Kinder ugs. für die Ein- als auch die Mehrzahl von Kind[4]
Klumpe [ˈklʊmbə] Quark
Koder m Kater männliche Katze
Kümmerling Gurke
Kummet Geschirr für ein Gespann
läsche v lesen
Läwe n Leben
Latwerch/Laberches f Zwetschgenmarmelade
Lemeszeit Spätnachmittag
letscht vor kurzem
meschugge [ˌmeˈʃʊge] durcheinander/verrückt
minnanner miteinander
Moud Schlamm
Mouscht m Most ugs. auch für Apfelwein[5]
Näwel m Nebel
Noopf m Napf ugs. auch für Schüssel
adv hinüber ugs. auch nüber
nuff adv hinauf
nunner adv hinunter
Ocksch m Ochse
Ohmer m Eimer
Ohmet m Zweiter Heuschnitt
ohner einer
Ohroa f Hang ugs. für Böschung
Opfel m Apfel
oube adv oben
Plootz m [ˈploːts] flacher Hefeteigkuchen
pressiere eilen
protze v angeben
Raaf m Reif ugs. für Raureif
Rächt n Recht
reduur [ˌʀeˈdʊːʁ] zurück
rejde v reden
adv herüber ugs. auch rüber
sabberlott toll ugs. Ausruf der Freude o. Ä.
schdagse v stottern
Schdeuber [ˈʃdaɪ̯βəʁ] Stütze
schdribbse v stehlen
Schinger m [ˈʃɪŋəʁ] flacher Tragekorb
Schlabbe f Hausschuhe
Schlagg m großer Kerl/Mann
Schlejchel m Schlegel ugs. für Schlägel (Werkzeug) bzw. für Keule (Fleisch)
schlejcht v schlägt er schlejcht = er schlägt; 3. Pers. Sing. Präsens
Schohle f Tasse
Schoude m böser Mann/Draufgänger
Schrulle f unansehnliche Frau
Schwaaß m Schweiß
schwätzt v spricht
Sester m Dickkopf steht auch für ein altes Trockenhohlmaß; Scheffel
spaatze v spucken
Staach f Steige ugs. für den Steigenweg von Dittwar in Richtung Oberlauda, am Rand des Steigegrabens
Staffel f Treppe
Straad m Streit
Stütze f Holzkrug
Sunn f Sonne
taguff wohlauf
Udädele [ˈʊːˌdɛːdəle] kleiner Schaden
übberzwerch [ˈɪvəʁˌdsvɛʁx] durcheinander ugs. für kreuz und quer
Überzüchle n [ˈɪːvəʁˌdsɪːçle] Kopfkissen
uffgschwänzt/uffgedackelt aufgetakelt ugs. für sehr auffällig kleiden, zurechtmachen
verhawe v verhauen
verlechelt adj ausgetrocknet
Vodder m Vater
vörschi adv vorwärts
Wäch m Weg ugs. auch für Straße
Waschlavoor f Waschschüssel
Wejd/Weed f Tränke ugs. für eine breite Wasserstelle; an der sog. Wejd in Dittwar entspring der Weiherbach, der nach kurzem Verlauf am Ortsrand von links in den Muckbach mündet
Wejert m Weinberg
Wiesche f Wiese
wist adv links
woar war
zammegedatscht ein-/zusammengefallen
Zemmel m Zweig
Zichle n Kopfkissen ugs. auch Überzüchle[5]
Zohne m Korb
Zoo m Zahn
n = neutrum, f = feminin, m = maskulin, Pl = Plural, adj = Adjektiv, adv = Adverb, v = Verb

Sprachbereich Bearbeiten

Siehe auch: Sprachbereich der Taubergründischen Mundart

Literatur Bearbeiten

Grundlegende Literatur
  • Rudolf Walz (Autor): Dittwarer Mundart – Sprache der Heimat, veröffentlicht in: 300 Jahre Kreuzkapelle Dittwar, veröffentlicht zum Jubiläum Kreuzkapelle am Kreuzhölzle, Lauda, StieberDruck 1983, S. 165f.
Weiterführende Literatur
  • Manfred Maninger: Chronik der Gemeinde Dittwar. (html) Heimat- und Kulturverein Dittwar e. V., abgerufen am 2. Dezember 2017 (veröffentlicht 1968, online verfügbar gemacht durch den Heimat- und Kulturverein Dittwar e. V.).
  • Otto Heilig: Grammatik der ostfränkischen Mundart des Taubergrundes und der Nachbarmundarten. Lautlehre. Verlag Breitkopf & Härtel, Leipzig, 1898.
  • Otto Heilig: Beiträge zu einem Wörterbuch der ostfränkischen Mundart des Taubergrundes. Verlag Breitkopf & Härtel, Leipzig, 1894.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Dittwarer Mundart – Sprache der Heimat, von Rudolf Walz, veröffentlicht in: 300 Jahre Kreuzkapelle, Lauda, StieberDruck 1983, S. 165f.
  2. a b c Heimat- und Kulturverein Dittwar e. V.: Manfred Maninger – Chronik der Gemeinde Dittwar, 1968. online auf www.hkvdittwar.de. Abgerufen am 2. Dezember 2017.
  3. Tauber-Franken-Online: Jürgen Wohlfarth: Bischmerisch gesprochen und geschrieben. Versuch einer Bischemer Wörtersammlung. (PDF; 501 KB; 245 Seiten). 28. März 2015. Online auf www.büscheme.de. Abgerufen am 3. Dezember 2017.
  4. a b c d e f 300 Jahre Kreuzkapelle, Lauda, StieberDruck 1983, S. 165.
  5. a b 300 Jahre Kreuzkapelle, Lauda, StieberDruck 1983, S. 166.

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