Im lehr-/lernpsychologischen Sinn bezeichnet Reflexion, zurückgehend auf John Dewey, die intensive und aktive Auseinandersetzung mit den eigenen Überzeugungen und/oder Wissensbestandteilen hinsichtlich deren Grundlagen und Konsequenzen, um Einsichten in das eigene Handeln zu generieren[1] (S. 9). Die Bedeutung von Reflexion hebt Dewey in der Form hervor, dass er Reflexion sogar als die einzige lehrreiche Form des Denkens bezeichnet ("... reflective thought; it alone is truly educative in value"[1]). Unter Reflexion wird also nicht jegliches Nachdenken verstanden, sondern die vertiefte Auseinandersetzung mit Erfahrungen, (Lern-)Inhalten, usw., die zu einer Weiterentwicklung führt.

Auslöser (Trigger) von Reflexion können z. B. Erfahrungen und Erlebnisse sein. Eng verbunden mit Reflexion sind Fragen, die man sich selbst stellt und die Reflexion auslösen oder unterstützen können[2][3] (S. 327).

Entwicklung und Forschungsrichtungen Bearbeiten

Ausgehend von Dewey hat das Konzept der Reflexion Eingang in verschiedene Forschungsrichtungen gefunden und wird breit und vielfältig verwendet. Skovsmose[3] (S. 323) spricht sogar davon, dass der Begriff der Reflexion außer Kontrolle geraten ist.

Ein Versuch die Strömungen stärker disziplinübergreifend zu systematisieren[4], unterscheidet eine

  • individuelle handlungs- und prozessorientierte Perspektive
  • eine kritische Perspektive sowie
  • eine soziale Perspektive.

Individuelle handlungs- und prozessorientierte Perspektive Bearbeiten

Diese Perspektive fokussiert das Individuum und findet sich bspw. in Donald Schön's reflektierendem Praktiker (im Original „reflective practitioner".[5] Donald Schön unterscheidet dabei die Reflexion in der Handlung („reflection in action") und Reflexion über die Handlung („reflection on action").[5] Diese individuelle Perspektive findet sich in der Selbstreflexion.

Kritische Perspektive Bearbeiten

Die kritische Perspektive hinterfragt den Gegenstand der Reflexion hinsichtlich der Prämissen, auf denen Probleme beruhen und Problemlösungen hinsichtlich ihrer Angemessenheit folgen.[6]

Soziale Perspektive Bearbeiten

Obwohl Reflexion immer ein individueller Prozess ist, kann sie gemeinsam mit anderen stattfinden.[7] [8]

Arten/Formen der Reflexion Bearbeiten

Als weitere Arten bzw. Formen der Reflexion lassen sich mit Blick auf den Reflexionsgegenstand: die Reflexion der Situation, die Reflexion des Sinns/der Bedeutung und die kontextorientierte Reflexion unterscheiden. In Bezug auf die Reflexion mathematischer Lerninhalte unterscheidet Lengnink zusätzlich die modellorientierte Reflexion.[9](S. 247).



Für Lernprozesse hat Reflexion eine Schlüsselfunktion im Sinne der Verknüpfung, Integration oder Synthese von neuem und vorhandenem Wissen (Hommel & Clarke, 2015, S. 1717). Dadurch werden z. B. Verbindungen zwischen Wissen und Handlungsmöglichkeiten geschaffen (ebd.).


Inhaltsbezogene Reflexion in Lernprozessen

Reflexion professionellen Handelns (Selbstreflexion, soziale Reflexion)

Ebenen/Levels of Reflection Bearbeiten

Reflexion im Rahmen professineller Entwicklung Bearbeiten

Reflexion im Lernkontext Bearbeiten

Weiterführende Literatur Bearbeiten

  • David Kolb: Experiential learning: experience as the source of learning and development. Prentice Hall, Englewood Cliffs, NJ 1984.[10]
  • Mary Ryan: The Pedagogical balancing act: Teaching reflection in higher education. In: Teaching in Higher Educatin, Band 18, 2, 2013, S. 144-155.[11]

Referenzen Bearbeiten

  1. a b John Dewey: How We Think. D. C. Heath, Lexington 1910.
  2. R. T. White: Developing Reflection. In: REFLECT - The Journal of Reflection in Learning and Teaching. Band 1, Nr. 1, 1995, S. 25–28.
  3. a b Ole Skovsmose: Reflection as a challenge. In: ZDM-the international journal on Mathematics Education. Band 38, 2006, S. 323–332, doi:10.1007/BF02652792.
  4. Sten Høyrup, Bente Elkjaer: Reflection: taking it beyond the individual. In: David Boud, Peter Cressy, Peter Docherty (Hrsg.): Productive Reflection at Work: Learning for Changing Organizations. Routledge, London 2006.
  5. a b Donald Schön: The Reflective Practitioner: How professionals think in action. Arena, Aldershot 1983.
  6. Jack Mezirow: How critical reflection triggers transformative learning. In: Fostering Critical Reflection in Adulthood. Band 1, Nr. 20, ISBN 978-1-55542-207-3, S. 1–6.
  7. J. A. Raelin: I don't have time to think! (vs. The art of reflective practice). In: Reflections. Band 4, Nr. 1, S. 66–79.
  8. Lydia Yoke Yean Foong, Miariani Bt Md Nor, Andrea Nolan: The influence of practicum supervisors’ facilitation styles on student teachers’ reflective thinking during collective reflection. In: Reflective Practice. 2. Auflage. Nr. 19, S. 225–242.
  9. Katja Lengnink: Reflecting mathematics: an approach to achieve mathematical literacy. In: ZDM – The International Journal on Mathematics Education. Band 37, Nr. 3, 2005, S. 246–249.
  10. David Kolb: Experiential learning: experience as the source of learning and development. Prentice Hall, Englewood Cliffs, NJ 1984.
  11. Mary Ryan: The pedagogical balancing act: Teaching reflection in higher education. In: Teaching in Higher Education. Band 18, Nr. 2, S. 144–155.