In der projektiven Geometrie versteht man unter einer Quadrik eine Teilmenge der Punkte eines projektiven Raums, für deren Punkte in homogenen Koordinaten eine vorgegebene quadratische Form verschwindet. Wir beschränken uns hier auf Quadriken in endlich dimensionalen projektiven Räumen.

Quadriken werden normalerweise in affinen Räumen über (kommutativen) Körpern definiert (s. Quadrik). In der reellen affinen Ebene sind z.B. Ellipsen, Hyperbeln und Parabeln Quadriken (oder quadratische Kurven). Im 3-dim. reellen Raum sind z.B. Kugeln, Ellipsoide, Rotationsparaboloide, einschalige Hyperboloide, zweischaligel Hyperboloide, Kegel, Zylinder, ... Quadriken. Der Vorteil der projektiven Sicht auf die Quadriken ist, dass die Vielfalt deutlich reduziert und damit übersichtlicher wird. Betrachtet man Ellipsen, Hyperbeln und Parabeln im projektiven Abschluss (der Hyperbel werden dabei 2 Fernpunkte und der Parabel 1 Fernpunkt hinzugefügt), so entstehen Kurven, die alle zum Einheitskreis projektiv äquivalent sind. Im Raum sind z.B. Kugel, Rotationsparaboloid und zweischaliges Hyperboloid projektiv äquivalent.

Quadriken werden hier für projektive Räume über beliebigen Koordinatenkörpern definiert, also auch für Körper der Charakteristik 2, d.h. es gilt 1+1=0. Dies ist manchmal etwas lästig und zwingt zu Fallunterscheidungen. Im Fall Char 2 treten so ungewohnte Phänomene auf wie: Die Tangenten der Parabel sind alle parallel, weil bei Char 2 die Gleichung für jedes c höchstens 1 Lösung hat.

Quadratische Form

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Für einen Vektorraum   über einem Körper   sei   eine Abbildung von   in   mit den folgenden Eigenschaften

(Q1)   für jedes   und  .
(Q2)   ist eine Bilinearform.

  heißt quadratische Form. (Die Bilinearform   ist sogar symmetrisch, d.h.  . )

Im Fall   gilt  , d.h.   und   bestimmen sich gegenseitig in eindeutiger Weise.
Im Fall   ist  . Man nennt   dann symplektisch. (  bedeutet  .)

Für   und  , wobei   eine Basis von   ist, hat   die Form

  mit   für   und   und es gilt
 .

Beispiel:  .

Definition einer Quadrik

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Im folgenden ist  , der n-dimensionale projektive Raum über dem Körper   in seiner üblichen Beschreibung:

  ist die Menge der Punkte
(  ist ein (n+1)-dim. Vektorraum über K,   ist der von   aufgespannte 1-dim. Unterraum),
  die Menge der Geraden.

Ist zusätzlich auf dem Vektorraum   eine quadratische Form   definiert, so heißt ein Punkt   singulär, falls   ist. Die Menge

  der singulären Punkte von   heißt Quadrik (bzgl. der quadratischen Form  ).

Für einen Punkt   heißt

  der Polarraum of   (bzgl.  ).
  ist entweder eine Hyperebene oder  .

Beispiel: Für   ergibt sich ein nicht ausgearteter Kegelschnitt in  .

Eigenschaften einer Quadrik

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Eine Quadrik kann auch aus der leeren Menge bestehen. Die folgenden Überlegungen machen nur Sinn, wenn  . Also setzen wir dies voraus.

Für den Schnitt einer Gerade mit einer Quadrik   gilt:

Lemma: Ist   eine Gerade (von  ), so gilt entweder:

a)   und   heißt Passante oder
b)   und   heißt Tangente oder
b')   und   heißt Tangente oder
c)   und   heißt Sekante.

Lemma: Eine Gerade   durch Punkt   ist eine Tangente nur, wenn   gilt.

Lemma:

a)   ist ein (projektiver) Unterraum.   heißt f-Radikal von Quadrik  .
b)   ist ein (projektiver) Unterraum.   heißt singuläres Radikal oder  -Radikal von  .
c) Im Fall   gilt  .

Eine Quadrik heißt nicht ausgeartet, falls   ist.

Eine Kugel im 3-dim. reellen projektiven Raum ist nicht ausgeartet. Ein Kegel ist eine ausgeartete Quadrik mit der Kegelspitze als Radikal.

Bemerkung:

Ein nicht ausgearteter Kegelschnitt heißt auch ovaler Kegelschnitt (Hinweis auf seine geometrische Form).
Im Fall   hat der Kegelschnitt einen Knoten, d.h. alle Tangenten gehen durch einen Punkt. Der Knoten ist dann das f-Radikal, d.h. in diesem Fall gilt  .

Dass eine Quadrik ein sehr homogenes Objekt mit vielen Symmetrien ist, zeigt:

Lemma:

Zu jedem Punkt   gibt es eine involutorische Zentralkollineation   mit Zentrum   und  .

Beweis: Wegen   ist der Polarraum   eine Hyperebene. Die lineare Abbildung   induziert eine involutorische Zentralkollineation mit Achse   und Zentrum  , die   invariant lässt.

Im Fall   hat die Abbildung   die vertraute Form   mit   und   für jeden Punkt  .

Bemerkung:

a) Das Bild einer Passante, Tangente bzw. Sekante ist bei der Involution   des Lemma's wieder eine Passante, Tangente bzw. Sekante.
b)   ist punktweise fix bei  .

Für die Gruppe   der projektiven Kollineationen von  , die   invariant lassen, gilt:

Lemma:   operiert transitiv auf  .

Ein Unterraum   von   heißt  -Unterraum, falls   ist. (Beispiel: Punkte einer Kugel oder Geraden auf einem einschaligen Hyperboloid (s. unten).)

Lemma: Je zwei maximale  -Unterräume haben dieselbe Dimension  .

Ist   die maximale Dimension der  —Unterräume der Quadrik  , so heißt   der Index von  .

Satz: (BUEKENHOUT) Für den Index   einer nicht ausgearteten QuadriK   in   gilt:  .

Eine nicht ausgeartete Quadrik   in   vom Index  

heißt im Fall   Kugel (oder ovaler Kegelschnitt, falls  ).
heißt im Fall   (einschaliges) Hyperboloid.

Beispiele:

a) Die Quadrik   in   mit der quadratischen Form   ist nicht ausgeartet vom Index 1.
b) Für ein irreduzibles Polynom   über   liefert die quadratische Form   eine nicht ausgeartete Quadrik (Kugel)   im 3-dim. projektiven Raum  .
Beispiel:  . ( Im Fall   (komplexe Zahlen) gibt es keine Kugel !)
c) In   führt die quadratische Form   zu einem Hyperboloid.

Bemerkung: Es ist nicht sinnvoll formal die Definition von Quadriken auf projektive Räume über echten Schiefkörpern auszudehnen, da man dort Sekanten erhalten würde, die mehr als 2 Punkte mit der "Quadrik" gemeinsam hätten, was völlig verschieden wäre zu den gewohnten Quadriken. Der Grund ist der folgende Satz:

Satz: Ein Schiefkörper   ist nur dann kommutativ, wenn jede Gleichung  , höchstens zwei Lösungen hat.

(s. Beweis in weblink planar circle geometries, S. 123)
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[[Kategorie:Geometrie]]