Armstrong (Adelsgeschlecht)

Adelsgeschlecht

Das anglo-irische und später auch russisch-baltische Adelsgeschlecht Armstrong entstammt dem schottischen Clan Armstrong, welcher spätestens ab dem Jahre 1138 im Grenzgebiet von Schottland und England ansässig war und seine erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1235 findet. Das Geschlecht hat sich Ende des 16. Jahrhunderts nach Irland und später auch in den deutschsprachigen Raum ausgebreitet. Zweige der Familie blühen bis heute.

Stammwappen des Geschlechts

Geschichte Bearbeiten

Herkunft Bearbeiten

Das Geschlecht stammt von einem Ritter namens Fairbairn ab, der sich um den schottischen König verdient gemacht hat. Demnach soll er 1138 während der Standartenschlacht seinen König, David I., in voller Kampfrüstung mit nur einem Arm auf sein eigenes Pferd gehoben haben, nachdem der Feldherr seines verloren hatte. Der König belehnte ihn mit der Herrschaft Mangerton im stark umkämpften Grenzgebiet zu England und gab ihm den Beinamen Armstrong. Über die Herkunft jenes Ritters gibt es keine gesicherten Angaben. Der Legende nach soll er anglo-dänischer Abstammung gewesen und die Vorfahren im Gefolge Knut des Großen in der Wikingerzeit auf die Britischen Inseln gekommen sein.

Das Geschlecht findet etwa 100 Jahre später seine erste urkundliche Erwähnung 1235 mit Adam Armestran in Carlisle[1]. Die gesicherte Stammreihe beginnt mit Alexander Armgstrand, 3. Herr von Mangerton, der ab 1378 in Steuerlisten von Liddesdale, Roxburghshire, aufgeführt ist.

Übersiedlung nach Irland Bearbeiten

Nach andauernden Auseinandersetzungen mit der schottischen Krone, siedelten Ende des 16. Jahrhunderts führende Mitglieder des Clan Armstrong im Rahmen der von Königin Elisabeth I. betriebenen Plantation of Ireland, von Schottland nach Irland über. Darunter auch Andrew (* 1576, † 1671), später Offizier bei den Royalisten unter Karl I. und Enkel des berüchtigten John Armstrong von Gilnockie, aus einer Seitenlinie der Herren von Mangerton. Er gilt als Stammvater der irischen Linie des ursprünglich schottischen Geschlechts. Seine Nachkommen verzweigten sich in die drei nach ihren Sitzen benannten Hauptlinien Ballycumber, Gallen Priory und Garrycastle, welche vornehmlich in den Grafschaften Offaly (damals „King‘s County“ genannt), Limerick und Tipperary begütert waren.[2]

Durch ihre Zugehörigkeit zum protestantischen Landadel, der sogenannten Landed gentry, sicherten die Familie und ihre Standesgenossen die Interessen der englischen Krone in Irland. Einige Familienmitglieder bekleideten hohe politische und militärische Ämter, womit sie ihren Einfluss mehrten. Traditionell diente ein Großteil der männlichen Vertreter der Familie als Offiziere, womit einige Zweige wieder zurück nach Schottland und England fanden. Zu damaliger Zeit nicht unüblich, standen etliche Mitglieder auch in Diensten anderer europäischer Staaten, darunter Länder des Deutschen Bundes, dem Kaisertum Österreich und dem Russischen Kaiserreich.

Ausbreitung in den deutschsprachigen Raum Bearbeiten

Insbesondere Mitglieder der Häuser Ballycumber und Garrycastle siedelten sich ab Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts dauerhaft im deutschsprachigen Raum inklusive des Baltikums an. Für den in Russland eingewanderten Zweig erfolgte 1798 die Adelsnaturalisation, worauf er in den deutschsprachigen Gebieten des Baltikums und Polens sowie in Sachsen als von Armstrong auftrat. In Österreich wurde der ausländische Stand durch Immatrikulation als Ritter von Armstrong 1835 prävaliert.

Standeserhebungen Bearbeiten

Captain Andrew Armstrong aus dem Hause Gallen Priory wurde am 18. September 1841 in der Baronetage of the United Kingdom zum Baronet, of Gallen Priory in the King’s County, erhoben.[3][4] Der aktuelle Titelinhaber und 7. Baronet ist Lieutenant Colonel Christopher John Edmund Stuart Armstrong.

Captain George Carlyon Hughes Armstrong aus dem Hause Garrycastle wurde am 19. Oktober 1892 ebenfalls in der Baronetage of the United Kingdom zum Baronet, of Ashburn Place in the Parish of St. Mary Abbots, Kensington, in the County of London, erhoben.[5][6] Der Titel erlosch mit dem Tod des 3. Baronet 1944 in Ermangelung direkter männlicher Nachkommen des 1. Baronets.

Ehemalige Besitzungen (Auswahl) Bearbeiten

Hauptlinien und deren Persönlichkeiten Bearbeiten

Haus Ballycumber Bearbeiten

Haus Gallen Priory Bearbeiten

  • Edmund Armstrong, Esq.: († 1745), ⚭ Elizabeth Holmes, hielt das Amt des Justice of the Peace in King’s County inne. Wurde 1730 zum High Sheriff derselben Grafschaft ernannt und zusätzlich 1731 im County Kildare[10]
  • Colonel Andrew Armstrong, Esq.: (* 1729), ⚭ Constance Maria Pigot, hielt das Amt des Justice of the Peace inne und wurde 1751 zum High Sheriff von King’s County ernannt[11]
  • Edmund Armstrong, Esq.: (* 1754, † 1827), ⚭ Elizabeth Trench, arbeitete als Barrister und hielt 1818 das Amt des High Sheriff von King’s County inne[12]
  • Captain Sir Andrew Armstrong, 1. Baronet: (* 1786, † 1863), ⚭ Frances Fullerton, Hauptmann der King’s County Miliz, 1811 und 1836 zum High Sheriff von King’s County ernannt. Er bekleidete von 1831 bis 1841 das Amt des Receiver General of the Stamps in Ireland, wurde 1841 in den erblichen Baronetstand des Vereinigten Königreichs erhoben und war von 1841 bis 1852 Member of Parliament[13]
  • Rev. Sir Edmund Frederick Armstrong, 2. Baronet: (* 1836, † 1899), ⚭ Alice Fisher, war Vikar in Borris-in-Ossory und hielt das Amt des Justice of the Peace von King’s County inne[14]
  • Dame Helen Porter Armstrong GBE, geb. Mitchell: (* 1861, † 1931), ⚭ Charles Nesbitt Frederick Armstrong, unter ihrem Künstlernamen Nellie Melba weltberühmt gewordene Opernsängerin
  • Captain Sir Andrew Harvey Armstrong, 3. Baronet: (* 1866, † 1922), hielt das Amt des Justice of the Peace von King’s County inne, diente im Leinster Regiment (Royal Canadians) und kämpfte 1900–1901 im Zweiten Burenkrieg. Er wurde 1914 zum High Sheriff von King’s County ernannt und blieb ledig ohne Nachkommen, weshalb der Titel 1922 an seinen jüngeren Bruder fiel[15]
  • Sir Nesbitt William Armstrong, 4. Baronet: (* 1875, † 1953), ⚭ Clarice Amy Hodkinson[16]
  • Sir Andrew St. Clare Armstrong, 5. Baronet: (* 1912, † 1987), kämpfte im Zweiten Weltkrieg bei den Royal Australian Engineers, blieb ledig und kinderlos, weshalb der Titel 1987 an den nachfolgend erbberechtigten Vetter fiel[17]
  • Sir Andrew Clarence Francis Armstrong, 6. Baronet, CMG: (* 1907, † 1997), ⚭ Laurel May Stuart, war von 1929 bis 1961 Kolonialverwalter und wurde 1959 in den Ritterorden von St. Michael und St. George aufgenommen[18]
  • Lieutenant Colonel Sir Christopher John Edmund Stuart Armstrong, 7. Baronet: (* 1940), ⚭ Georgina Elizabeth Carey Lewis, absolvierte das Ampleforth College sowie das Royal Military College Sandhurst und diente bis zur Pensionierung im Royal Corps of Transport[19][20]

Haus Garrycastle Bearbeiten

Bilder Bearbeiten

Verbindungen in den Adel Deutschlands und Österreichs Bearbeiten

Im deutschsprachigen Raum bestanden bzw. bestehen durch Heirat Verbindungen zu den Familien von Lueder (1805), von Krohne[29] (1843), Mayr von Melnhof[30] (1849), Zois von Edelstein[31] (1885) und von Minckwitz (2010).

Nicht dieser Linie entstammende Persönlichkeiten des erblichen Adels Bearbeiten

Wappen Bearbeiten

Das Stammwappen zeigt in rot drei angewinkelte Arme in Rüstung heraldisch rechts ausgerichtet. Auf dem Helm mit silber-roter Decke findet sich ebenfalls ein gerüsteter Arm in selber Ausrichtung als Zier wieder.

Literatur Bearbeiten

  • J. Burke, B. Burke: A genealogical and heraldic dictionary of the landed gentry of Great Britain & Ireland, Band 1, H. Colburn, 1947
  • Duncan Heaton-Armstrong: The six month kingdom. Albania 1914. Verlag Tauris, London 2005, ISBN 1-85043-761-0 (englisch, Auszug).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. http://www.scotsconnection.com/clan_crests/Armstrong.htm Eintrag auf scotsconnection.com
  2. J. Burke, B. Burke: A genealogical and heraldic dictionary of the landed gentry of Great Britain & Ireland, Band 1, H. Colburn, 1947, S. 23.
  3. London Gazette. Nr. 20010, HMSO, London, 24. August 1841, S. 2155 (Digitalisat, englisch).
  4. J. Burke, B. Burke: A genealogical and heraldic dictionary of the landed gentry of Great Britain & Ireland. Band 1, H. Colburn, 1947, S. 23.
  5. London Gazette. Nr. 26336, HMSO, London, 21. Oktober 1892, S. 5873 (Digitalisat, englisch).
  6. Burke's Peerage, Baronetage, and Knightage. 1894, S. 95–96 (Online).
  7. http://burgenkunde.at/oberoesterreich/weyer-gmunden/weyer.htm Burgenkunde.at
  8. Major William Duncan Francis Heaton-Armstrong auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  9. Sir John Dunamace Heaton-Armstrong auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  10. Edmund Armstrong auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  11. Andrew Armstrong auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  12. Edmund Armstrong auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  13. Sir Andrew Armstrong, 1st Bt. auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  14. Reverend Sir Edmund Frederick Armstrong, 2nd Bt. auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  15. Sir Andrew Harvey Armstrong, 3rd Bt. auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  16. Sir Nesbitt William Armstrong, 4th Bt. auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  17. Sir Andrew St. Clare Armstrong, 5th Bt. auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  18. Sir Andrew Clarence Francis Armstrong, 6th Bt. auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  19. Lt.-Col. Sir Christopher John Edmund Stuart Armstrong, 7th Bt. auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  20. https://www.baronetage.org/official-roll/ Offizielle Liste der Baronetswürden
  21. http://marksrussianmilitaryhistory.info/Armstro1.html
  22. http://www.irlandeses.org/dilab_armstrongt.htm
  23. http://www.casahistoria.net/argentine_railways.htm
  24. Hindemith: Warschauer Zeitung. Hindemith, 1860 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  25. http://www.friedhof-dresden-neustadt.de/2009.html
  26. Archivierte Kopie (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) Österreichisches Staatsarchiv, Abt. Kriegsarchiv, abgerufen am 17. April 2024.
  27. Archivierte Kopie (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 17. April 2024.
  28. Sir George Elliot Armstrong, 2nd Bt. auf thepeerage.com, abgerufen am 2. März 2021.
  29. http://dokumente.ios-regensburg.de/amburger/index.php?id=3817 Erik-Amburger-Datenbank
  30. https://archive.org/stream/genealogischest00vongoog#page/n467/mode/2up Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser Österreichs
  31. https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Zois_von_Edelstein,_die_Freiherren,_Genealogie Genealogie der Freiherren Zois von Edelstein in Wikisource