24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps 1931

Sportwagenrennen

Das achte 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps, auch Belgian Touring Car Grand Prix, 24 heures de Spa, fand am 5. und 6. Juli 1931 auf dem Circuit de Spa-Francorchamps statt.

Mercedes-Benz SSK, Siegerwagenmodell von Goffredo Zehender und Dimitri Djordjadze

Das Rennen Bearbeiten

Am Abend vor dem Start zum 24-Stunden-Rennen 1931 fand in der Nähe der Boxenanlage, auf der Wiese in der Kurve vor La Source, eine kleine Feier statt, zu der neben den Funktionären des Veranstalters auch alle teilnehmenden Fahrer eingeladen waren. Dabei wurde zu Ehren des Mitgründers der Rennbahn von Spa Jules de Thier eine Statue mit dessen Gesicht enthüllt.

1931 erwuchs den erfolgsverwöhnten Alfa-Romeo-Rennteams neue Konkurrenz durch zwei privat gemeldete Mercedes-Benz SSK. Die unter Konstruktionsleiter Ferdinand Porsche entwickelten Rennwagen mit 7-Liter-Sechszylinder-Motor und Roots-Gebläse galten als äußerst leistungsstarke Sportwagen. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1930 lieferten sich Rudolf Caracciola und Christian Werner in ihrem SSK einen harten Kampf mit den Werks-Bentleys, ehe eine defekte Zündspule das Team zur Aufgabe zwang. Die in Spa gemeldeten Mercedes befanden sich im Besitz zweier Exil-Russen. Der Wagen mit der Nummer 2 gehörte Dimitri Djordjadze, Mitglied einer Georgischen Fürstenfamilie. Djordjadze war der zweite Ehemann von Audrey Emery, der Exfrau von Dmitri Pawlowitsch Romanow, einem der letzten Großfürsten des Hauses Romanow-Holstein-Gottorp. Sein Teamkollege war der Italiener Goffredo Zehender. Den zweiten SSK meldete der in Paris lebende Boris Iwanowski. Iwanowski war Offizier der Leibgarde von Zar Nikolaus II. und floh nach der Russischen Revolution nach Frankreich, wo er eine Karriere als Rennfahrer begann. Nach seinem Gesamtsieg 1928 (mit Attilio Marinoni im Alfa Romeo 6C 1500 SS) und dem zweiten Rang beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, vier Wochen vor dem Rennen in Spa, zählte er mit seinem Partner Henri Stoffel zum engsten Favoritenkreis. Tim Birkin fuhr den Alfa Romeo 8C 2800 LM, mit dem er und Eral Howe in Le Mans siegten. Da Howe verhindert war, startete Birkin in Spa mit dem von König Georg V. ausgezeichneten Kriegsteilnehmer und Rekordfahrer George Eyston. Die Klasseneinteilung in Sport (Sportwagen) und Dominant (Tourenwagen) führte zur verstärkten Teilnahme von hubraumkleinen Straßenfahrzeugen, darunter drei DKW Typ P-Zweitakter und ein Morris Minor.

Die beiden Mercedes-Benz und der Birkin/Eyston-Alfa Romeo dominierten das Rennen von Beginn an. In der Nacht fiel zuerst der Alfa Romeo mit einem Schaden an der Zündung aus, danach musste Henri Stoffel der Mercedes nach einem Achsbruch an den Boxen abstellen. Zehender und Djordjadze gewannen mit dem Vorsprung von fünf Runden auf den Alfa Romeo von Jean Pesato und Pierre Félix. Die vielen Rennunfälle – unteren anderem fuhr der Fahrer eines Delage D8 in der Kurve bei Stavelot mehrere Bäume nieder – blieben allesamt ohne Folgen für die jeweiligen Piloten.

Ergebnisse Bearbeiten

Schlussklassement Bearbeiten

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Fahrzeug Runden
1 Sport + 2.0 2 Georgien Sozialistische Sowjetrepublik  Dimitri Djordjadze Italien 1861  Goffredo Zehender
Georgien Sozialistische Sowjetrepublik  Dimitri Djordjadze
Mercedes-Benz SSK 171
2 Sport 2.0 5 Frankreich  Jean Pesato Frankreich  Jean Pesato
Frankreich  Pierre Félix
Alfa Romeo 6C 1750 GS 166
3 Dominant + 3.0 19 Frankreich  Henri de Costier Frankreich  Raymond Sommer
Frankreich  Jean Delemer
Chrysler CD Eight 162
4 Dominant 3.0 25 Belgien  Maurice Vasselle Belgien  Maurice Vasselle
Belgien  Helaers
Hotchkiss AM80 157
5 Sport + 2.0 6 Belgien  Marcel Rouleau Belgien  Marcel Rouleau
Belgien  Roger Rouleau
Alfa Romeo RLTF 157
6 Dominant + 3.0 16 Belgien  Max Thirion Belgien  Max Thirion
Belgien  Fernard Delzaert
Bugatti T49 157
7 Dominant 2.0 29 Frankreich  Naden
Frankreich  de Turage
Rally 144
8 Sport + 2.0 9 Luxemburg  Joseph Zigrand Luxemburg  Joseph Zigrand
Luxemburg  Constant Knepper
Bugatti 2.3 140
9 Dominant 2.0 Belgien  Alphonse Evrard
Belgien  Jean Trasenster
Bugatti T37 133
10 Dominant + 3.0 17 Belgien  Vladimir Narichkine Belgien  Vladimir Narichkine
Belgien  Jacques Ledure
Graham-Paige 129
11 Sport + 2.0 8 Belgien  Joseph Reinartz Belgien  Joseph Reinartz
Belgien  Ernest André
Bugatti 2.3 129
12 Dominant 2.0 32 Belgien  Automobiles Imperia Belgien  Frédéric Théllusson
Belgien  Fauconnier
Imperia 128
13 Sport 1.1 Frankreich  Charrier
Frankreich  Arthur Duray
B.N.C. 123
14 Dominant 1.1 Belgien  Abel Blin d’Orimont Belgien  Abel Blin d’Orimont
Belgien  Robert Goemans
Morris Minor 119
15 Dominant 1.1 Belgien  Timmermens
Belgien  Roberfroid
DKW Typ P 102
16 Dominant 1.1 43 Frankreich  Émile Burie Frankreich  Émile Burie
Belgien  Vandersmissen
DKW Typ P 100
17 Dominant 1.1 Belgien  Maurice Minsart
Belgien  d’Orban
DKW Typ P 100
Ausgefallen
18 Sport + 2.0 1 Sowjetunion 1923  Boris Iwanowski Sowjetunion 1923  Boris Iwanowski
Frankreich  Henri Stoffel
Mercedes-Benz SSK
19 Sport + 2.0 4 Vereinigtes Konigreich  Tim Birkin Vereinigtes Konigreich  Tim Birkin
Vereinigtes Konigreich  George Eyston
Alfa Romeo 8C 2300 LM
20 Sport + 2.0 7 Frankreich  Pierre Louis-Dreyfus Frankreich  Pierre Louis-Dreyfus
Frankreich  Antoine Schumann
Bugatti 2.3
21 Dominant 1.1 30 Frankreich  Antoine
Frankreich  Louis Antony
Rally
22 Dominant 1.1 39 Belgien  Gallez
Belgien  E. Meyer
Tracta
23 Sport 2.0 Belgien  Demoulin
Italien  Gama
Chenard & Walcker Sport
24 Dominat 3.0 Niederlande  Eddie Hertzberger Niederlande  Eddie Hertzberger
Frankreich  Guillaume
Lancia
25 Dominat 3.0 Belgien  Louis Eggen Belgien  Louis Eggen
Belgien  Vanhove
DeSoto
26 Dominat 1.1 Belgien  Billy
Belgien  Vasipol
Salmson
27 Dominat + 3.0 Belgien  J. Nothomb
Belgien  Boby
DeSoto
28 Dominat + 3.0 Belgien  Ogez
Belgien  Etourneau
Delage D8

Nur in der Meldeliste Bearbeiten

Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis
29 Dominant + 3.0 Frankreich  Fretet
Frankreich  Retz
Delage
30 Dominant 1.1 Frankreich  Automobiles Rally Frankreich  Emile Cuvelier
Frankreich  Vilain
Rally
31 Dominant + 3.0 Frankreich  Jacques
Frankreich  Rock
Delage
32 Dominant 2.0 Frankreich  Pons
Frankreich  Jacques
Fiat
33 Dominant 1.1 Frankreich  Jean Treunet
Frankreich  Tourbier
B.N.C.

Klassensieger Bearbeiten

Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
Sport + 2.0 Italien 1861  Goffredo Zehender Georgien Sozialistische Sowjetrepublik  Dimitri Djordjadze Mercedes-Benz SSK Gesamtsieg
Sport 2.0 Frankreich  Jean Pesato Frankreich  Pierre Félix Alfa Romeo 6C 1750 GS Rang 2
Sport 1.1 Frankreich  Charrier Frankreich  Arthur Duray B.N.C. Rang 13
Dominant + 3.0 Frankreich  Raymond Sommer Frankreich  Jean Delemer Chrysler CD Eight Rang 3
Dominant 3.0 Belgien  Maurice Vasselle Belgien  Helaers Hotchkiss AM80 Rang 4
Dominant 2.0 Frankreich  Naden Frankreich  de Turage Rally Rang 7
Dominant 1.1 Belgien  Abel Blin d’Orimont Belgien  Robert Goemans Morris Minor Rang 14

Renndaten Bearbeiten

  • Gemeldet: 33
  • Gestartet: 28
  • Gewertet: 17
  • Rennklassen: 7
  • Zuschauer: unbekannt
  • Wetter am Renntag: unbekannt
  • Streckenlänge: 14,914 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 24:00:00.000 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 171
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 2543,750 km
  • Siegerschnitt: 105,990 km/h
  • Pole Position: unbekannt
  • Schnellste Rennrunde: George Eyston – Alfa Romeo 8C 2300 LM (#4)
  • Rennserie: zählte zu keiner Rennserie

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten