Zentaur (Asteroid)

Klasse cis-neptunischer Objekte, welche Eigenschaften von Asteroiden und Kometen vereinen

Ein Zentaur, benannt nach den Kentauren der griechischen Mythologie, ist ein Mitglied einer Klasse von Asteroiden und Kometen, die Umlaufbahnen mit einem Perihelion zwischen den Orbits von Jupiter und Neptun besitzen (siehe auch Liste der Asteroiden – Zentauren). Die Forschung geht davon aus, dass die Zentauren dem Kuipergürtel entstammen.[1][2]

Umlaufbahnen bekannter Zentauren
farbliche Erscheinung von Zentauren

Bekannte Zentauren Bearbeiten

Die drei zuerst entdeckten Zentauren sind[3]

Größter bekannter und bestätigter Zentaur ist[4]

Bemerkung: Der Zentaur (523727) 2014 NW65 könnte größer als Chariklo sein.

Lange Zeit galt auch der damals ebenfalls verloren gegangene Kuipergürtel-Planetoid (523736) 2014 QA442 als Kandidat für den größten Zentauren. Im Juni 2017 konnte er wiederentdeckt werden[5] und dank der genaueren Bahndaten stellte sich heraus, dass es sich bei ihm nicht um einen Zentauren, sondern um einen gewöhnlichen Kuipergürtel-Planetoiden handelt. Ähnliches gilt für (523731) 1995 SN55, das bis zu seiner Identifikation als Transneptunisches Objekt (523731) 2014 OK394 im November 2020 als größter Zentaur galt.

Bei einigen Zentauren, zum Beispiel Pholus, wurde gefrorenes Wasser auf der Oberfläche entdeckt, bei anderen wie Chiron konnte bisher kein Wassereis nachgewiesen werden. Wahrscheinlich sind die Zentauren „erloschene“ Kometen, deren ursprünglich vorhandene flüchtige Bestandteile, wie etwa Wassereis oder Methan, inzwischen mehr oder weniger sublimiert sind. Jedoch werden zum Beispiel die Zentauren Chiron[6] und (60558) Echeclus[7], da um sie ein Halo entdeckt wurde, auch als Kometen klassifiziert.

Im Jahre 1998 enthüllte eine Spektralanalyse des Hubble-Weltraumteleskops einen Einschlagkrater auf der Oberfläche des Zentauren (8405) Asbolus, der weniger als 10 Millionen Jahre alt ist.[8]

Um die beiden größten bestätigten Zentauren Chariklo und Chiron wurden feine Ringsysteme entdeckt.[9][10]

Der Doppelzentaur (65489) Ceto und sein Mond Phorcys bilden ein enges Doppelplanetoiden-System mit zwei Komponenten vergleichbarer Größe. Kombinierte Beobachtungen mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer und dem Hubble-Teleskop ermöglichten die Bestimmung des Durchmessers von Ceto auf geschätzte 174 (+16/−18) km und des Durchmessers von Phorcys auf geschätzte 132 (+6/−14) km, unter der Annahme gleicher Rückstrahlvermögen beider Komponenten.[11]

Mike Browns Website betreffend möglicher Zwergplaneten enthält auch die Zentauren Chariklo, (523727) 2014 NW65, Chiron und Ceto.[12]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • James M. Bauer, Tommy Grav, Erin Blauvelt, Amy Mainzer: Centaurs and Scattered Disk Objects in the Thermal Infrared: Analysis of WISE/NEOWISE Observations. In: The Astronomical Journal. Nr. 773/1, 2013, arxiv:1306.1862.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Zentauren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. P. Santos-Sanz, E. Lellouch, S. Fornasier et al.: TNOs are Cool: A Survey of the Transneptunian Region IV. 2012, doi:10.1051/0004-6361/201118541, arxiv:1202.1481.
  2. J. Horner, N.W. Evans, M.E. Bailey: Simulations of the Population of Centaurs I: The Bulk Statistics. In: Mon. Not. R. Astron. Soc. Nr. 000, 2004, S. 1–15, arxiv:astro-ph/0407400.
  3. Minor Planet Center: List Of Centaurs and Scattered-Disk Objects. (minorplanetcenter.net).
  4. Wm. Robert Johnston: TNO/Centaur diameters and albedos In: Johnston’s Archive. Archived from the original on 22 October 2008. 2008 (johnstonsarchive.net).
  5. Joel Wm. Parker: Distant EKOs. In: The Kuiper Belt Electronic Newsletter, June 2017. Nr. 109, 2017 (swri.edu [PDF]).
  6. Jane X. Luu, David Jewitt, C. A. Trujillo: Water Ice on 2060 Chiron and its Implications for Centaurs and Kuiper Belt Objects. In: The Astrophysical Journal. Nr. 531/2, 2000, S. L151–L154, arxiv:astro-ph/0002094.
  7. K. Wierzchos, M. Womack, G. Sarid: Carbon Monoxide in the Distantly Active Centaur (60558) 174P/Echeclus at 6 au. In: The Astronomical Journal. Nr. 153/5, 2017, S. 8 ff., arxiv:1703.07660.
  8. Hubblesite.: Centaur’s Bright Surface Spot Could be Crater of Fresh Ice. In: Hubblesite. STScI-2000-31, 2004 (hubblesite.org).
  9. Braga-Ribas, F.; Sicardy, B.; Ortiz, J. L.; Snodgrass, C.; Roques, F.; Vieira-Martins, R.; Camargo, J. I. B.; Assafin, M.; Duffard, R.; Jehin, E.; Pollock, J.; Leiva, R.; Emilio, M.; Machado, D. I.; Colazo, C.; Lellouch, E.; Skottfelt, J.; Gillon, M.; Ligier, N.; Maquet, L.; Benedetti-Rossi, G.; Gomes, A. R.; Kervella, P.; Monteiro, H.; Sfair, R.; Moutamid, M. E.; Tancredi, G.; Spagnotto, J.; Maury, A.; et al.: A ring system detected around the Centaur (10199) Chariklo. In: Nature. Nr. 508/7494, 2014, S. 72 ff., arxiv:1409.7259.
  10. Ortiz, J.L.; Duffard, R.; Pinilla-Alonso, N.; Alvarez-Candal, A.; Santos-Sanz, P.; Morales, N.; Fernández-Valenzuela, E.; Licandro, J.; Campo Bagatin, A.; Thirouin, A.: Possible ring material around centaur (2060) Chiron. In: Astronomy & Astrophysics. Nr. 576, 2015, S. A18., arxiv:1501.05911.
  11. W.M. Grundy, J.A. Stansberry, K.S. Noll, D.C. Stephens et al.: The orbit, mass, size, albedo, and density of (65489) Ceto/Phorcys: A tidally-evolved binary Centaur. In: Icarus. Nr. 191, 2007, S. 286 ff., arxiv:0704.1523.
  12. Michael E. Brown: How many dwarf planets are there in the outer solar system? Hrsg.: California Institute of Technology. (caltech.edu).