Xeronin (engl. Xeronine) ist ein hypothetisches Alkaloid, dessen Entdeckung von Ralph Heinicke postuliert wurde, als er Bromelain aus der Ananasfrucht untersuchte und das in hoher Konzentration vor allem im Saft der Nonifrucht vorkommen soll. Heinicke behauptete, es sei wirksam gegen eine Vielzahl von Krankheiten und legte damit den argumentativen Grundstein für das spätere Marketing von Produkten des Nonibaums (Morinda citrifolia).

Von R.M. Heinicke vorgeschlagene Strukturformel von Xeronin

"Entdeckung"

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Seine Entdeckung beschrieb Heinecke erstmals in einem 1981 von ihm final eingereichten und 1983 zugelassenen Patent,[1] dem 1985[2] ein weiteres folgte. Ebenfalls 1985 beschrieb er seine Entdeckung im Mitteilungsblatt des hawaiianischen National Tropical Botanical Garden.[3] Laut diesem werde Xeronin aus einem Vorgänger, dem Proxeronin, durch das Enzym Proxeronase im Darm verstoffwechselt. Es könne unter anderem gegen Alterserscheinungen, Depressionen, Atherosklerose, Drogenabhängigkeit und Altersschwäche helfen.[4]

 
Frucht des Nonibaums

2001 veröffentlichte Heinecke als Resümee seiner Arbeit im Selbstverlag das Buch "The Xeronine-system"[5]. Darin beschreibt er u. a. ausführlich seine Forschung, die -bis 1956 zurückreichend- 1977 dann erstmals in der chemischen Gewinnung von Xeronin gemündet sei, stellt Hypothesen zur Chemie und Verstoffwechselung des Xeronin auf, schlägt eine mögliche Strukturformel vor und erweitert die möglichen medizinischen Einsatzgebiete deutlich, darunter auch Krebs, Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht. Eine dort angekündigte Folgeveröffentlichung einer CD, die alle seine Daten zur Verfügung stellen sollte, ist vermutlich nie erfolgt.[5]

Rezeption

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Heinickes -nichtwissenschaftliche- Publikation von 1985, die dem hypothetischen Stoff und den ihn enthaltenden Säften der Nonifrucht unbegründet zahlreiche Heilwirkungen zuschreibt, wurde zum Ursprung wesentlicher Verkaufsargumente beim späteren Marketing von Noni-Produkten.[4] Im Zuge der Verbreitung von Noniprodukten propagierten zahlreiche weitere scheinwissenschaftliche Veröffentlichungen, u. a. von Neil Solomon, Xeronin und die Nonifrucht.[6]

Keine einzige wissenschaftliche Veröffentlichung jedoch bestätigt die Existenz von Xeronin, in der biochemischen und medizinischen Literatur ist es unbekannt.[7][4][6] 2017 wurde Heinickes vorgeschlagene Strukturformel in silico simuliert. Der Studie zufolge könnte existierendes Xeronin vom Körper wahrscheinlich nicht verstoffwechselt werden, durch eine Umgestaltung konnte dann eine Strukturformel entworfen werden, die wesentliche chemische Eigenschaften des Xeronins erfüllte.[8]

  1. Ralph M. Heinicke: Xeronine, a new alkaloid, useful in medical, food and industrial fields. US-4409144-A. 11. Oktober 1983 (uspto.gov).
  2. Ralph M. Heinicke: Xeronine, a new alkaloid, useful in medical, food and industrial fields. US-4543212-A. 24. September 1985 (uspto.gov).
  3. R. M. Heinicke: The pharmacological active ingredient of noni. In: The Bulletin of the National Tropical Botanical Garden. Band 15, Nr. 1. Kalaheo 1985, S. 10–14 (google.com).
  4. a b c Will McClatchey: From Polynesian Healers to Health Food Stores: Changing Perspectives of Morinda citrifolia(Rubiaceae). In: Integrative Cancer Therapies. Band 1, Nr. 2, Juni 2002, ISSN 1534-7354, S. 110–120, doi:10.1177/1534735402001002002 (sagepub.com [abgerufen am 30. Juni 2024]).
  5. a b Ralph M. Heinicke: The Xeronine-system: a new cellular mechanism that explains the health promoting action of Noni and Bromelain. Direct Source Pub, Orem, Utah 2001, ISBN 978-1-887938-58-7.
  6. a b Alison D Pawlus, A Douglas Kinghorn: Review of the ethnobotany, chemistry, biological activity and safety of the botanical dietary supplement Morinda citrifolia (noni). In: Journal of Pharmacy and Pharmacology. Band 59, Nr. 12, 18. Februar 2010, ISSN 0022-3573, S. 1587–1609, doi:10.1211/jpp.59.12.0001 (oup.com [abgerufen am 30. Juni 2024]).
  7. A. Hahn, H. Michalak, K. Begemann, K. Preußner, A. Engler,Th. Rüdiger, G. Heinemeyer, U. Gundert-Remy: Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen nach §16e Chemikaliengesetz 2000 - Bericht der „Zentralen Erfassungsstelle für Vergiftungen, gefährliche Stoffe und Zubereitungen, Umweltmedizin“. Hrsg.: Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin. 2000, S. 30 (bund.de [PDF]).
  8. David Morakinyo Sanni, Toluwase Hezekiah Fatoki, Ayodele Oluseyi Kolawole, Afolabi Clement Akinmoladun: Xeronine structure and function: computational comparative mastery of its mystery. In: In Silico Pharmacology. Band 5, Nr. 1, 2. September 2017, ISSN 2193-9616, doi:10.1007/s40203-017-0028-y, PMID 28955650, PMC 5581797 (freier Volltext) – (springer.com [abgerufen am 30. Juni 2024]).