Wolfgang Harms (Maler)

deutscher Kunstmaler

Wolfgang Harms (* 3. Mai 1950 in Unterbissingen, Bayern) ist ein deutscher Kunstmaler, dessen Ölgemälde, Wandmalereien, Grafiken und Zeichnungen hauptsächlich dem „phantastischen Realismus“ zugeordnet werden. Er lebt und arbeitet in Nürnberg.

Wolfgang Harms (2020)

Leben und Werk Bearbeiten

 
Wolfgang Harms in seinem Atelier

Nach Lehre und Fachhochschule in Augsburg studierte Harms ab 1972 an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Von 1978 bis 1983 war er Assistent von Prof. Günter Voglsamer, der dort Wandmalerei und freie Malerei lehrte. 1981 erhielt er ein Stipendium für die Sommerakademie in Salzburg, wo er Ernst Fuchs kennenlernte, den Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Harms, der sich damals in seiner Kunstauffassung von Fuchs bestätigt fand, entwickelte danach einen eigenen, an altmeisterlicher Ästhetik und Technik orientierten Stil. In ihrer handwerklichen Perfektion und intensiven Farbenpracht verweisen seine Tafelgemälde und Wandmalereien auf die Werke der großen Renaissance-Künstler.[1] Die kennzeichnende Formensprache wird als phantastisch-realistisch bezeichnet.[2][3] Harms gilt ferner als einer der namhaftesten Vertreter der trompe-l’oeil-Malerei.[4][5]

Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Harms vor allem durch seine Wandmalereien im öffentlichen Raum.[6] 1986 beauftragte ihn die Stadt Nürnberg mit einem Gestaltungsvorschlag zur Rekonstruktion der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Dürerschen Wandmalereien im historischen Rathaussaal.[7] Die Pläne wurden nie realisiert. 1987 bemalte er im Auftrag der Stadt einen städtischen Hochbunker, den sogenannten „Bleißweißbunker“.[8][9] Für Max Grundig gestaltete er in dessen Schlosshotel Bühlerhöhe bei Baden-Baden einige Wände, danach auch im Berliner Café Möhring am Kurfürstendamm.[10][11][12] Es folgten etliche öffentliche und private Aufträge für Wandgestaltungen in mehreren europäischen Ländern und in Afrika. 1991 bemalte er einen Teil des Präsidentenpalastes in Abuja/Nigeria.[13][14]

Parallel dazu schuf er in aufwändiger Lasurtechnik zahlreiche zum Teil großformatige Tafelbilder,[15] auf denen er nicht zuletzt einige seiner bevorzugten figurativen Motive, wie Mondvogel und Blütenbläser variierte. Sie wurden hauptsächlich von privaten Auftraggebern erworben.[16] Für das Umweltmagazin Natur entwarf Harms Titelseiten (Nr. 11, 1982: „Äpfel auf dem Prüfstand“, Nr. 2, 1983: „Möwen. Massenvermehrung durch Wohlstandsmüll“, Nr. 3, 1983: „Rot. Optischer Magnet in der Natur“. Nr. 5, 1983, „Böden. Bergwerke des Lebens“).

Erklärtermaßen verweigert sich der Künstler kommerziell orientierten Kunstmoden. Er wünsche sich, so formulierte er es in einer Ausstellungseröffnung, „Artenvielfalt nicht nur in der Natur, sondern auch Artenvielfalt in der Kunst“.[17]

Kritiken/Pressestimmen Bearbeiten

„Aber dann gibt es doch auch die heimlichen Widerhaken, gleichsam von der Art der Zangen und Sägezähne, mit denen Wolfgang Harms seine prächtig altmeisterlich gemalten Blüten und Früchte bewaffnet.“

Jürgen Monschel: Süddeutsche Zeitung. 1979

„Wolfgang Harms. Ein Malerfürst, der ohne Allüren auskommt. Er ist am Puls der Zeit tätig, hat aber dabei ein feines Gespür für die menschliche Gefühlswelt.“

Oberösterreichische Nachrichten. 2013[18]

„Wie raffiniert geschliffene Edelsteine, die in allen möglichen Farben und Farbabstufungen schillern, wirken des Künstlers Darstellungen von üppig wuchernden Mischformen aus Vögeln, Pflanzen, Menschen und Architekturen.“

Bernd Zachow: Nürnberger Nachrichten. 2015

„Er setzt mit seinen Arbeiten den Widersprüchen unserer schnelllebigen Zeit die stete Gültigkeit der Kunst entgegen.“

Robert Haas: Mainpost. 2017

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

  • 1975 bis 1982 Beteiligung Kunstsalon München
  • 1978 Tiroler Sommer, Innsbruck
  • 1980 European Galerie Onishi Nagoya, Japan
  • 1988 Wolframs-Eschenbacher Kulturtage
  • 1999 Kloster Benediktbeuern und Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
  • 2002 Künstlerhaus Nürnberg
  • 2005 Salon d’automne Paris und Galerie Bos, Den Haag
  • 2006 Haus der Kunst, München
  • Salon des Artisten Independants, Paris
  • 2007 „Meister des Augentäuschens in der Malerei der Gegenwart“, Fembohaus Nürnberg
  • 2009 „Dantes göttliche Komödie“, Stadthalle Viechtach
  • 2010 „Macht der Phantasie“, Barockschloss Riegersburg, Österreich
  • 2011 „art-imaginär-2011“, Herrenhof Neustadt-Mußbach
  • 2013 Einzelausstellung im Schloss Höchstädt/Donau
  • 2014 „Innenansichten Weltbetrachtungen“ – Ausstellungszentrum Pyramide im Zentrum für Kultur- und Zeitgeschichte, Berlin
  • 2015 „fantastic art“-Galerie Jacobsa, Nürnberg
  • 2016 „kunstvereint“ – fränkische Künstler im Bayerischen Landtag, München
  • 2017 „Mondvogel und Blütenbläser“, historische Rathaushalle, Kitzingen
  • 2019 „Fantastische Freunde“, Galerie Jacobsa, Nürnberg

Literatur (Auswahl) Bearbeiten

Erwähnungen und Analysen der Kunst von Wolfgang Harms:

  • Claus Brusen, Claude Verlinde: Imaginaire I: magic realism 2008–2009. Fantasmus-Art, Solsbaek 2008, ISBN 978-87-992147-1-6, S. 68, 69.
  • Claus Brusen: Imaginaire II: magic realism 2010. Fantasmus Art, Saeby 2010, ISBN 978-87-992147-4-7, S. 76, 77, 78, 79.
  • Claus Brusen, Michael Hiep: Imaginaire III: Contemporary magic realism Fantasmus Art. Saeby 2011, ISBN 978-87-992147-8-5, S. 90, 91.
  • Claus Brusen: Imaginaire IV. 2011. ISBN 978-87-993936-1-9, S. 12–25.
  • Gerhard Habarta: Lexikon der phantastischen Künstlerinnen und Künstler…. Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-8427-6, S. 200.
  • Mondvogel und Blütenbläser. Katalogbuch 2017, Kulturverein PAM Kitzingen.
  • Kuno Schumacher: „Innenansichten und Weltbetrachtungen“ Gegenständliche Kunst in Deutschland. Katalogbuch 2014.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Höchste technische Perfektion. In: Rother Zeitung. 11. November 2005.
  2. Siegfried Sebelka: PAM präsentiert Phantastisches. In: Mainpost. Kitzingen, 10. Juni 2017
  3. Gert Fürtenberger: Mondvögel und flüchtende Würfel, Ausstellung von Wolfgang Harms konfrontiert mit einer überquellend üppigen Phantasiewelt. In: Fürther Nachrichten. 12/1997.
  4. Augentäuschungen. In: Schwabacher Tagblatt. 10. Oktober 2002
  5. Schöne Scheinwelten. (ruf) In: Nürnberger Nachrichten. 16. Mai 2007.
  6. Evelyn Scherfenberg: Magier der Wände. In: Nürnberger Nachrichten, Wochenmagazin, Ostern 1997.
  7. Peter Schmitt: Kunst in den Mühlen – Eklat um die Ausmalung des Nürnberger Rathaussaales. In: Süddeutsche Zeitung. 2. März 1989.
  8. Claudine Stauber: Der Maler lud per Inserat ins Atelier. In: Nürnberger Nachrichten. 21. Juni 2000.
  9. Stadtbild-Initiative Nürnberg: Fassadenmalereien am Bleiweißbunker verschwinden. In: Stadtbild-Initiative Nürnberg. 16. Februar 2018, abgerufen am 25. Juni 2020 (deutsch).
  10. Benno Kroll: Bühlerhöhe: Zu Gast bei Max Grundig. In: Bunte. Heft 36, 1. September 1988, S. 25.
  11. Elisabeth von Walderdorff: Bühlerhöhe – Max Grundigs Millionentraum. In: Ambiente. 9/88, 26. August 1988.
  12. Der Hofmaler des Radiokönigs verschönte die Wände …. In: Berliner Zeitung. 8. April 1989
  13. Magier der Wände ist im Dauereinsatz. In: Cuxhavener Nachrichten. 3. März 2001.
  14. Mit Hilfe phantastischer Träume zum eigenen Ich. In: Fränkischer Tag. 10. August 1996.
  15. Landschaft in Übergröße, Wolfgang Harms arbeitet an sieben Meter breitem Gemälde. In: Nürnberger Nachrichten. 14. September 2010.
  16. Josef Schneider: Der phantastisch-realistische Mondvogel. In: Ellwanger Zeitung. 15. Oktober 2001.
  17. Robert Schmitt: Gegen Gleichmacherei. In: Schwabacher Tagblatt. 21. Januar 2009
  18. Malerei die nahe an der Realitaet ist. 8. Juni 2013 (nachrichten.at).