Bericht über den Fotoflugkurs 22.-24.2.2013 am Flughafen Spieker/Nordholz Bearbeiten

Ein erster Entwurf wie ja in diesen Tagen besprochen:

„Wer einmal das Fliegen erlebt hat, der wird auf Erden stets mit zum Himmel gewandten Augen einhergehen; denn dort wird er mit seinen Gedanken immer sein.“

Leonardo Da Vinci

Vom 22. bis 24. Februar 2013 fand auf dem Gelände des Flughafens Spieker / Nordholz ein Kurs für Fotografie aus dem Flugzeug heraus statt. Unterstützt von Wikimedia Deutschland konnten 9 begeisterte Fotografen daran teilnehmen, um auch in Zukunft die Bebilderung von Wikipedia aktiv mit Bildern aus der Luft zu unterstützen.

 
Enteisung am Flughafen Wien

Die Anreise am Freitag gestaltete sich bei allen Beteiligten wohl etwas unterschiedlich. Für Leute wie mich, die mit dem Auto anreisten, wurde es eine stundenlange Tour, die Bahnfahrt anderer Teilnehmer war wohl recht entspannend und der Abholservice am Bahnhof funktionierte auch sehr gut. Lediglich für Flugreisende war der Abflug in Wien etwas schwierig, da erst die Enteisung abgewartet werden musste und damit der Start um einige Zeit verschoben wurde. Aber wen stört dies, wenn ein tolles Wochenende vor einem liegt.

So war es am Freitagabend eine gesellige Runde mit den Piloten der Sportfluggruppe Nordholz/Cuxhaven Werner, Jan und Ludolf sowie den Organisatoren der Veranstaltung Ralf und Ralf. Viele Themen wurden erst mal theoretisch angesprochen: von geeigneten Brennweiten über Verschlusszeiten bis hin zu Innen- und Außenfokussierung. Diskutiert wurde natürlich auch, welcher Platz für die Fotografie in der Do 27 wie gut geeignet ist: das kleine Fenster vorne rechts beim Navigator oder die beiden Fenster in der hinteren Sitzreihe, insbesondere hinten rechts auf dem Boden sitzend und "nach Hinten" fotografierend.

Am Samstag ging es los, der erste Start war für etwa 8:00 Uhr geplant. Also früh aufgestanden, gefrühstückt und auf zum Flughafen. Die Temperatur von ca. +1 Grad machte natürlich entsprechende Kleidung notwendig, warm und bequem, damit die Beweglichkeit als Fotograf auch weiterhin gewährleistet war.

Für erfahrene Flieger ist es dennoch immer wieder ein tolles Erlebnis wenn der Flieger startet, die Position auf der Startbahn einnimmt und die Maschinen aufgedreht werden, der Flieger abhebt und das Spiel in der der Luft beginnt.

 
die Do 27

Für den Flug-Neuling, besonders in den kleinen Maschinen wie der Do 27, ist das Erleben natürlich noch viel intensiver, das Gefühl abzuheben und zu schweben, fliegen, getragen von der Luft unter den Tragflächen.

Einmal in der Luft bekommt der Gedanke „über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“ von Reinhard Mey eine ganz neue und eigene Bedeutung. Straßen, Flüsse, Brücken und andere Begrenzungen verlieren an Bedeutung. Der Fahrwerkshebel in der Hand des Piloten, der Höhenmesser und die Geschwingkeitsanzeige gaben das deutliche Signal: wir fliegen und alles ist in Ordnung.

 
die Flugrouten im Detail

Insgesamt 6 Flüge konnten am Samstag in 3 Gruppen à 3 Fotografen gemacht werden. Fast unzählbar wie oft der Auslöser gedrückt wurde. Bei mir alleine waren es rund 2000 Aufnahmen oder rund 60 Gbyte. Leider war das Wetter nicht so klar, wie es sich ein Fotograf gerne wünscht, aber glücklicherweise schafft es moderne Software, die Bilder aufzubereiten.

 
Formationsflug am Samstag mit der Gomhouria 181 Mk6 und der Piper L-18C

Einer der Höhepunkte war am frühen Nachmittag der Formationsflug mit 3 Flugzeugen. Die Do 27 vorne weg, gefolgt von einer Gomhouria 181 Mk6 und einer Piper L-18C. Auch hier gab es zahlreiche tolle Bilder, die von den Fotografen in den verschiedenen Fliegern gemacht wurden.

Ein ebenfalls interessanter Moment, als der Pilot den Flieger gegen den Wind drehte, etwas hoch zog und damit ein Gefühl von Stillstand in der Luft erzeugte. „Wir fliegen jetzt mit ca. 30 km/h über dem Boden.“ Einfach unvergesslich.

 
Warten auf den Zug

Dann gab es bei einer weiten Umrundung einer Eisenbahnbrücke den Ausruf des Piloten: „von Hinten kommt ein Zug", nur wo ist jetzt Hinten? Es war eine Frage der Zeit, bis die Stellung der Maschine zur Brücke und die Position des Zuges passten. Darüber hinaus war es durchaus eine Herausforderung an das Auge, die Kamera, die Speicherfähigkeit, Scharfstellung und Geduld, bis das Bild zum rechten Zeitpunkt aufgenommen werden konnte. So ist der Zug genau mittig auf der Brücke und die Perspektive durchaus gelungen.

Im Verlauf der Flüge wurde jedem Teilnehmer deutlich bewusst, dass die Frage nach Brennweite und ISO-Einstellung, Verschlusszeit und Nutzung von Stabilisatoren oder nachführendem Autofocus gut bedacht werden müssen, um ein gelungenes Bild zu ermöglichen. Manchmal ist der Stabilisator, der bei Aufnahmen am Boden aus der freien Hand sehr hilfreich ist, einfach störend, weil er bei der Fluggeschwindigkeit und den sich ändernden Bedingungen für die Bildaufnahme zu träge reagiert. Wer auch immer die Kamera mit an Bord nimmt, muss sich tatsächlich vorher mit der Theorie ein wenig auseinander setzen. Das alles wurde an diesem Wochenende deutlich vermittelt.

Leider verschlechterten sich die Wetterverhältnisse: Schneefall in der Nacht und am Sonntag verhinderten weitere Flüge. Also entschlossen wir uns zu einem Besuch des benachbarten Aeronauticum - einem Luftschiff- und Marinefliegermuseum auf dem ehemaligen Gelände eines der größten und wichtigsten Luftschiff-Stützpunkte im ersten Weltkrieg. Hier waren zahlreiche Luftschiffe vom Typ 'Zeppelin' stationiert, was im Museum eindrucksvoll geschildert wird. Neben zahlreichen ausgestellten Flugzeugen im Außengelände wird hier ebenfalls der Simulator einer Breguet BR 1150 Atlantic gezeigt.

Vielen Dank an die Organisatoren, an die Sportfluggruppe Nordholz/Cuxhaven e. V. und Wikimedia Deutschland, welche die Finanzierung übernommen haben.

Nun werden mit den erworbenen Kenntnissen sicherlich viele weitere Flüge stattfinden, zahlreiche Bilder gemacht und veröffentlicht. Was dann noch bleibt: der Wunsch selbst zu fliegen …