Wiener Gebietskrankenkasse

Teil des österreichischen Sozialversicherungssystems

Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) war die Gebietskrankenkasse von Wien und Teil des österreichischen Sozialversicherungssystems. Ihre historische Wurzeln reichen bis 1868 zurück, im eigentlichen Sinne gibt es sie seit 1926/27 für die Arbeiter und seit 1938/39 inklusive der Angestellten. Am 1. Jänner 2020 wurde die WGKK mit den anderen acht österreichischen Gebietskrankenkassen und den vier Betriebskrankenkassen Kapfenberg, Mondi Business Paper, Voestalpine Bahnsysteme und Zeltweg zur Österreichischen Gesundheitskasse fusioniert.

Zentrale der Wiener Gebietskrankenkasse in der Wienerbergstraße im 10. Bezirk

Geschichte

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Am 8. Dezember 1867 beziehungsweise 15. Dezember 1867 wurde der Arbeiterbildungsverein Gumpendorf in Wien-Mariahilf gegründet,[1] nachdem im gleichen Jahr unter Kaiser Franz Josef ein liberales Vereinsgesetz erlassen wurde.[2] Dieser Verein betrieb auch praktische Sozialpolitik und gründete im Jänner 1868[3] die „Allgemeine Arbeiter-Kranken- und Invalidenunterstützungskasse“.[4] Weil die Invalidenabteilung der selbstverwalteten Kasse nicht genügend Erfolg hatte, erfolgte in den 1870er-Jahren die Umbenennung in „Allgemeine Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse“.[2]

Am 30. März 1888 wurde das Gesetz betreffend der Krankenversicherung der Arbeiter beschlossen,[5] wodurch die Vereinskassen und Selbstverwaltung Teil des staatlichen Systems wurden.[2] Die Statuten der Allgemeine Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse dienten der erkämpften Pflichtversicherung als Grundlage.[3] Das Gesetz sah vor, dass für jeden Gerichtssprengel eine eigene Bezirkskrankenkasse zu errichten sei, dass aber die politischen Behörde auch für mehrere Gerichtsbezirke eines Landes eine gemeinsame Kasse errichten könne[6] und es entstanden die Wiener und die Floridsdorfer Bezirkskrankenkasse.[7] Am 30. November 1890 fand die Konstituierung des Wiener Kassenverbandes statt. Im Jahr 1892 hatte dieser 96.361 Mitglieder und zwanzig Jahre später 175.697 Mitglieder.[5] Um 1900 gab es rund 100 Genossenschaftskrankenkassen.[6] Das Kassenkonzentrationsgesetz vom 6. Februar 1919 hatte unter anderem eine Auflösung kleinerer, leistungsschwächerer Kassen sowie eine Vereinheitlichung des Kassenwesens zum Ziel.[8] 1926 gab es 42 Kassen in Wien. Im Dezember 1926 wurde ein Krankenkassenorganisationsgesetz für Angestellte[5][8] und am 1. April 1927 für Arbeiter[8] erlassen, die die Vereinheitlichung des Kassenwesens und eine Neuregelung der Selbstverwaltung mit dem Ziel Einheitskasse vorsah.[7] Im Anschluss schlossen sich die Wiener und die Floridsdorfer Bezirkskrankenkasse, die Allgemeine Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse sowie die noch bestehenden rund zwei Dutzend Genossenschaftskrankenkassen zusammen[6] und im Jahr 1928 erfolgte die Umbenennung in „Arbeiter-Krankenversicherungskasse Wien“.[9]

Nach dem Anschluss Österreichs wurde 1939 der Name in „AOK-Wien“ (Allgemeine Ortskrankenkasse Wien) abgeändert[7] und das deutsche Sozialversicherungsrecht eingeführt. In diesem Zuge kam es auch erstmals zu einer Einheitskasse, die sowohl die versicherungspflichtigen Arbeiter als auch Angestellten erfasste.[6] Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Umbenennung in „Wiener Gebietskrankenkasse für Arbeiter und Angestellte“[7] und im Jahr 1947 wurde auf Basis des Sozialversicherungs-Überleitungsgesetzes vom 12. Juni 1947 unter anderem die Selbstverwaltung wieder eingeführt,[5] nachdem sie vom Ständestaat 1934 aufgehoben wurde.[2]

Am 9. September 1955 wurde das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG) beschlossen, welches am 1. Jänner 1956 in Kraft trat,[10] wodurch auch das Gebietskrankenkassenwesen grundlegend verändert wurde.[7]

Von 1997 bis 2009 war Franz Bittner Obmann der WGKK, 2009 folgte ihm Ingrid Reischl als Obfrau der WGKK nach.[11][12] Im Juli 2019 wurde Alois Bachmeier zum Obmann der WGKK gewählt.[13]

Verwaltungszentralen

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Am 4. Mai 1927 wurde das von der k.k. privilegierte Allgemeinen Verkehrsbank nach Plänen von Friedrich Schachner und Josef Pokorny errichtete Bankgebäude in der Wipplingerstraße 28 angekauft, adaptiert und am 4. Juni 1928 als Verwaltungszentrale bezogen.[9] Nachdem das Architektenduo Thomas Reinthaller und Franz Requat bereits von 1974 bis 1975 das Ambulatorium Süd in der Wienerbergstraße errichteten, bauten sie von 1977 bis 1981 direkt westseitig davon eine neue Verwaltungszentrale für die WGKK, die am 15. Oktober 1981 eröffnet wurde.[14]

Online-Services

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Auf der Website der WGKK können Informationen wie Adressänderungen und Datenschutz-Kontaktformulare auch ohne Login in Anspruch genommen werden.[15] Die Online-Formulare werden von dem österreichischen IT-Unternehmen aforms zur Verfügung gestellt.[16]

Siehe auch

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Literatur

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  • Stefan Wedrac: Die Allgemeine Arbeiter-Kranken- und Invalidenkasse in Wien 1868–1880. Die Wurzeln der Wiener Gebietskrankenkasse. Entstehung, Umfeld und Erfolge. Wien: ÖGB-Verlag 2013
  • J. P.: Wie es zur Gründung der Arbeiterkrankenversicherungskasse Wien kam. In: Soziale Sicherheit 9 (1956), S. 148 ff.
  • Bericht der Wiener Gebietskrankenkasse für Arbeiter und Angestellte für das Jahr …. Wien: Wiener Gebietskrankenkasse für Arbeiter und Angestellte 1945/47 (1948)–1971 (1972)
  • Jahresbericht … der Wiener Gebietskrankenkasse. Wien: Wiener Gebietskrankenkasse 2010 (2011) – lfd.
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Einzelnachweise

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  1. Arbeiterbildungsverein Gumpendorf im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. a b c d Wiener Gebietskrankenkasse: 145 Jahre WGKK (2): ein Überblick über die historischen Wurzeln (Memento des Originals vom 20. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wgkk.at; abgerufen am 23. Juli 2016.
  3. a b Wiener Gebietskrankenkasse. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.)
  4. Allgemeine Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  5. a b c d Wiener Gebietskrankenkasse: Zahlen/Daten/Fakten; abgerufen am 22. Juli 2016.
  6. a b c d Arbeiter-Krankenversicherungskasse Wien im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  7. a b c d e Wiener Gebietskrankenkasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  8. a b c Erwin Eckhart: Krankenversicherung in Österreich – Struktur, Finanzierungsprobleme und Reformansätze; Dissertation, Wien, April 2009.
  9. a b Stadtschulrat für Wien: Das Gebäude des Stadtschulrates für Wien; Gebäudefolder, Agensketterl Druckerei, Wien 2005 (Online (Memento des Originals vom 22. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtschulrat.at)
  10. Eintrag zu 100 Jahre Sozialversicherung in Österreich im Austria-Forum (als Briefmarkendarstellung); abgerufen am 23. Juli 2016.
  11. derStandard.at: Ingrid Reischl erste Frau an WGKK-Spitze. Artikel vom 16. September 2009, abgerufen am 12. März 2019.
  12. Ingrid Reischl im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  13. Neuer Chef für Wiener Gebietskrankenkasse. Abgerufen am 2. Juli 2019.
  14. Ambulatorium Süd im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  15. Online-Services. Abgerufen am 13. September 2018.
  16. Unsere Kunden. Abgerufen am 13. September 2018.