Walter Scheiwe

deutscher Landschaftsmaler

Walter Scheiwe (* 7. Juni 1892 in Posen, Provinz Posen; † 8. Dezember 1971 in Düsseldorf) war ein deutscher Landschaftsmaler der Düsseldorfer Schule, Kammermusiker und Musiklehrer.

Leben Bearbeiten

Scheiwe besuchte in Düsseldorf 1901 die Vorschule, von 1902 bis 1909 das Realgymnasium an der Klosterstraße, das er mit dem Einjährigen verließ. Er hatte keine Berufsausbildung und betätigte sich als freischaffender Maler und Cellist. Im Ersten Weltkrieg war er als Soldat in Frankreich stationiert. 1915 wurde er mit der Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Von 1920 bis 1939 unternahm Scheiwe mitunter mehrere Monate dauernde Studien- und Konzertreisen in die Schweiz, nach Holland, Belgien, Frankreich und Italien. 1935 erhielt er das Ehrenkreuz für Frontkämpfer. Er gehörte von 1934 der Reichskammer der bildenden Künste, von Oktober 1936 auch der Reichsmusikkammer an. Im Zweiten Weltkrieg war Scheiwe wieder als Soldat in Frankreich stationiert (1940–1944). 1943 erhielt er das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse. Im Entnazifizierungsverfahren erklärte er, dass er diese Auszeichnung ohne Anlass erhielt: „Ich war an der Reihe.“ 1946 wohnte Scheiwe in Düsseldorf-Lohausen, Am Heidquell 5. Sein Entnazifizierungsverfahren fand vor dem Stadtausschuss Düsseldorf statt. Am 9. Dezember 1946 wurde er in die Personengruppe „5. Entlastete“ eingestuft.[1] Von 1920 bis 1951 gehörte Scheiwe dem Künstlervereins Malkasten an.[2] 1968 wohnte er auf der Achenbachstraße 132.[3] Scheiwe starb am 8. Dezember 1971 in Düsseldorf.[4]

Tätigkeit als Maler Bearbeiten

 
Herbstlandschaft, Öl auf Leinwand, signiert unten rechts "W. Scheiwe"

Seine künstlerische Ausbildung erhielt Scheiwe an der Kunstakademie Düsseldorf. Nach Abschluss seines Studiums war er als freischaffender Maler und Grafiker tätig. Sein Œuvre umfasst vor allem Landschaften. Seine Landschaftsmalerei zeigt Einflüsse des Japonismus.[5]

1919 schloss Scheiwe sich der Künstlervereinigung Das Junge Rheinland an. Im Juni und Juli 1919 beteiligte er sich an der ersten Ausstellung der Künstlervereinigung in der Düsseldorfer Kunsthalle und war auch auf der ersten Wanderausstellung des Jungen Rheinland in Barmen und Essen vertreten.[6]

In den 1920er Jahren nahm Scheiwe regelmäßig an Ausstellungen in der Düsseldorfer Kunsthalle teil. In einem Ausstellungsbericht schrieb die Düsseldorfer Zeitung: „W. Scheiwe hat es am glücklichsten in einer Rheinansicht von Zons verstanden, in die Landschaft unserer Umgebung etwas vom ‚inneren Schauen‘ der Moderne hineinzutragen.“[7] Konkreter wurde der Rezensent der Düsseldorfer Morgenpost: „W. Scheiwes Arbeiten erscheinen mir beachtenswert als Zeugnisse einer typischen Entwicklung. Die Fischerboote und der Abend an der Schelde sind reine Impressionen mit Auflösung aller Umrisse, Darstellung eines atmosphärischen Eindrucks. Die Dämmerung mit leisem Anklang an Landschaften C. D. Friedrichs, wird flächiger, die umreißende Linie beginnt etwas zu bedeuten, der Bauernhäuser Weg ist ein Versuch, dem linearen Erlebnis der Baumstämme Ausdruck zu geben.“[8] 1925 waren in der Ausstellung in der Kunsthalle nach Meinung des Rezensenten „bei all der unter Durchschnitt stehenden Ware“ die Werke von Walter Scheiwe herauszunehmen. „Seine Winternacht im Engadin, die durchdrungen von tiefem Naturgefühl und eigenartigem Stimmungswert, und seine Schwedische Landschaft, in seinem weichen grauen Ton gemalt, sind ausgezeichnete Leistungen einer feinbesaiteten Malart.“[9]

1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus den Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf seine Druckgrafiken Herdter Friedhof (Radierung), Straße in Charleville (Radierung) und Tischrunde (Lithografie, 31,6 × 23,8 cm) beschlagnahmt. Die beiden Radierungen gingen 1940 zur „Verwertung“ auf dem Kunstmarkt an den Kunsthändler Bernhard A. Böhmer. Ihr Verbleib ist unbekannt. Die Lithografie wurde nach 1945 sichergestellt und befand sich Stand Dezember 2020 zur Restitution im Kulturhistorischen Museum Rostock.[10]

Nach dem Krieg betätigte sich Scheiwe sich weiterhin als Kunstmaler. Seine Arbeiten tauchen recht selten im Handel auf.

Tätigkeit als Musiker Bearbeiten

Am 7. Februar 1913 trat das Streichquartett der Herren Hendrik Beck, Karl Brieger, Musikdirektor Edgar Scheiwe und Walter Scheiwe beim 88. Volksunterhaltungsabend des Düsseldorfer Bildungsvereins auf.[11] Ob es sich bei den Scheiwes um Vater und Sohn oder Brüder handelt, ist bislang nicht bekannt.

Aus den 1920er Jahren sind Auftritte von Walter Scheiwe als Cellist mehrfach belegt. Nach dem Krieg unterrichtete er Privatschüler im Cellospiel und in Kammermusik.

Trivia Bearbeiten

Im Nachlass der Cellistin Nelly Lüling (* 1904), einer Tochter des Komponisten Bruno Lüling (1873–1940), befinden sich die Noten der Komposition ihres Vaters Liebesoffenbarung, Elegie für Violoncello mit Klavierbegleitung oder Salonorchester, die er im Jahr 1921 im Musikverlag seines Nachbarn Franz Suppan, Düsseldorf, veröffentlichte. Auf dem Umschlag der Noten befindet sich eine undatierte Widmung: „Herrn Scheiwe zum frdl. Gedenken zugeeignet v. Ihrer Nelly Lüling.“[12] Die Noten mit der Widmung befinden sich noch heute im Familienarchiv Lüling; warum sie „Herrn Scheiwe“ nicht übergeben wurden, ist genauso unbekannt wie die Antwort auf die Frage, ob die Widmung Walter oder Edgar Scheiwe gelten sollte. Einer der beiden war vermutlich Nellys Cello-Lehrer.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eigene Angaben in seiner Entnazifizierungsakte.
  2. Bettina Baumgärtel, Sabine Schroyen, Lydia Immerheiser, Sabine Teichgröb: Verzeichnis der ausländischen Künstler und Künstlerinnen. Nationalität, Aufenthalt und Studium in Düsseldorf. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, Band 1, S. 439
  3. Düsseldorfer Adressbuch 1968
  4. Walter Schweiwe, Biografie im Portal emuseum.duesseldorf, abgerufen am 17. März 2024
  5. Susanne Anna, Annette Baumeister: Das Junge Rheinland. Vorläufer, Freunde, Nachfolger. Verlag Hatje Cantz, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7757-1989-6, S. 10, 67
  6. DJR 1919, Städtische Kunsthalle Düsseldorf, 22. Juni – 20. Juli 1919 (Kat.-Nr. 412–413),
    Erste Wanderausstellung DJR, Ruhmeshalle Barmen, 02. – 30. November 1919 (Kat.-Nr. 124)
    Zweite Wanderausstellung DJR, Kunstmuseum Essen, 20. Januar – 20. Februar 1920 (Kat.-Nr. 124)
  7. Düsseldorfer Zeitung, Ausgabe vom 6. Juli 1920
  8. Düsseldorfer Morgenpost, Ausgabe vom 8. Juli 1920
  9. Düsseldorfer Zeitung, Ausgabe vom 9. Januar 1925
  10. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin.
  11. Düsseldorfer Zeitung, Morgenausgabe vom 5. Februar 1913
  12. Elmar Ohst und Christian F. Seidler: Die Musikerfamilie Lüling. Unveröffentlichtes Manuskript.