Die Téméraire-Klasse war eine Klasse von 74-Kanonen-Linienschiffen der französischen Marine, die von 1782 bis 1862 in Dienst stand. Sie ist mit 107 in Dienst gestellten Schiffen die Klasse mit den meistgebauten großen Kriegsschiffen.

Téméraire-Klasse
Schiffsdaten
Land Frankreich Frankreich
Schiffsart Linienschiff (Zweidecker)
Entwurf Jacques-Noël Sané
Bauzeitraum 1782 bis 1832
Stapellauf des Typschiffes 17. Dezember 1782
Gebaute Einheiten 107
Dienstzeit 1783 bis 1862
Schiffsmaße und Besatzung
Länge Geschützdeck: 55,87 m (Lüa)
Breite 14,46 m
Tiefgang (max.) 7,15 m
Verdrängung 3096 t
 
Besatzung 706 Mann
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Segelfläche 2485 m²
Bewaffnung

74 Kanonen

  • 28 × 36-Pfünder-Kanonen
  • 30 × 18-Pfünder-Kanonen
  • 16 × 8-Pfünder-Kanonen

Allgemeines

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Die nach dem ersten Schiff dieser Art benannte Klasse wurde im Rahmen des von Jean-Charles de Borda veranlassten Flottenvergrößerungsprogramms durch Jacques-Noël Sané entworfen. Das Design wurde in Großbritannien sehr geschätzt, wo gekaperte Schiffe eifrig in Dienst gestellt wurden und das Design mit der Pompée-Klasse und der Northumberland-Klasse sogar kopiert wurde.

Schiffe der Klasse (Auswahl)

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Technische Beschreibung

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Die Klasse war als Batterieschiff mit zwei durchgehenden Geschützdecks konzipiert und hatte eine Länge von 55,87 Metern (Geschützdeck) bzw. 50,35 Metern (Kiel), eine Breite von 14,46 Metern und einen Tiefgang von 7,15 Metern bei einer Verdrängung von 1.537/3.096 Tonnen.[1] Sie waren Rahsegler mit drei Masten (Fockmast, Großmast und Kreuzmast). Der Rumpf schloss im Heckbereich mit einem Heckspiegel, in den Galerien integriert waren, die in die seitlich angebrachten Seitengalerien mündeten. Die Bewaffnung der Klasse bestand bei Indienststellung aus 74 Kanonen mit einem Gewicht der Breitseite von 410,2 kg.[1][A 1]

Unteres
Batteriedeck
Oberes
Batteriedeck
Backdeck Achterdeck Geschütze
(Geschossgewicht)
Design 28 × 36-Pfünder 30 × 18-Pfünder 4 × 8-Pfünder 12 × 8-Pfünder 74 Kanonen
(410,2 kg)
1787 28 × 36-Pfünder-Kanonen 30 × 24-Pfünder-Kanonen 4 × 8-Pfünder-Kanonen 12 × 8-Pfünder-Kanonen
4 × 36-Pfünder-Haubitzen
78 Geschütze
(489,5 kg)
1810
(Patriote)
28 × 36-Pfünder-Kanonen 30 × 18-Pfünder-Kanonen 12 × 8-Pfünder-Kanonen
10 × 36-Pfünder-Karronaden
80 Geschütze

Besatzung

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Die Besatzung eines Schiffes der Klasse hatte nach dem Reglement von 1795 eine Stärke von 706 Mann, welche aber im Kriegs- wie auch Friedensfall schwanken konnte.[2][A 2]

Anzahl Französische Funktion
(Rang/Dienstgrad)
Übersetzung Anmerkung
23 Officiers: Offiziere:
1 Capitaine de vaisseau Kapitän zur See Schiffskommandant
1 Capitaine de frégate Fregattenkapitän Erster Offizier
4 Lieutenants de vaisseau Kapitänleutnant / Oberleutnant zur See
7 Enseignes de vaisseau Leutnant zur See
1 Officiers de la garnison Garnisonsoffiziere
1 Commissaire de vaisseau Zahlmeister beamteter Buchhalter
1 Chirurgien-major de vaisseau Schiffsarzt / Leitender Feldscher
7 Aspirants Fähnrich zur See Offizieranwärter
100 Officiers-mariniers: Unteroffiziere:
1 Maître d’équipage Segelmeister
1 Premier Maîtres de manœuvre Erster Bootsmann
2 Second Maîtres de manœuvre Zweiter Bootsmann
3 Contre Maîtres de manœuvre Obermaat
16 Quartiers Maîtres de manœuvre Quartiermeister
3 Maîtres de canonnage Erster Geschützmeister
4 Second Maîtres de canonnage Zweiter Geschützmeister
42 Maîtres Canonniers Geschützmeistermaat
2 Maîtres de timonerie Erster Steuermann
4 Secound Maîtres de timonerie Zweiter Steuermann
7 Ouviers de timonerie Steuermannsmaat
1 Pilote-côtiers Hafenlotse
1 Maître de charpentage Erster Schiffszimmerer
1 Seconds Maîtres de charpentage Zweiter Schiffszimmerer
3 Ouviers de charpentage Schiffszimmerermaat
1 Maître de calfatage Erster Kalfaterer
1 Second Maîtres de calfatage Zweiter Kalfaterer
3 Ouviers de calfatage Kalfaterermaat
1 Maître de voilerie Erster Segelmacher
1 Second Maître de voilerie Zweiter Segelmacher
2 Ouviers de voilerie Segelmachermaat
455 matelots: Seeleute:
76 Premier class Matrose 1. Klasse
76 Secound class Matrose 2. Klasse
76 Troisieme class Matrose 3. Klasse
76 Quartrieme class Matrose 4. Klasse
101 Novices Leichtmatrose
50 Mousse Decksjunge
100 Marine Artillery: Marineartillerie:
25 Supernumeraires: Sonstige:
1 Capitaine d’armes Erster Waffenmeister
1 Secound Capitaine d’armes Zweiter Waffenmeister
2 Secound chirurgiens Assistent Schiffsarzt / Feldscher
1 Premier commissaires Erster Steward (Kammerdiener)
1 Secound commissaires Zweiter Steward (Kammerdiener)
2 Ouvrier de commissary Proviantmeister
1 Cuisiniers Schiffskoch
1 Boucher Fleischer
1 Boulanger Bäcker
1 Tonneliers Küfer
13 Plantons Offiziersdiener

Bemerkungen

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  1. Bei der Berechnung des Gewichtes einer Breitseite kann es zu unterschieden kommen. Da in der damaligen Zeit ein Pfund, je nach Land, unterschiedliche Gewichtswerte hatte. Das französische Livre hatte z. B. ein Gewicht von 489,506 Gramm während das englische Pound ein Gewicht von 453,592 Gramm hatte.
  2. Die tabellarisch erfassten französischen Funktionen/Ränge/Dienstgrade lassen sich im Einzelfall nicht ins Deutsche übersetzen. In diesem Fall wird die Begrifflichkeit durch eine Umschreibung erklärt oder durch einen Funktioner/Rang/Dienstgrad soweit möglich definiert, der einer deutschen Definition nahekommt – oder nicht definiert, wenn die Bedeutung unklar ist. Zudem kann es im Laufe der Jahrhunderte Veränderungen bzw. Verschiebungen in den Dienstgraden, Offiziersgraden, Aufgaben u. ä. gegeben haben, die hier ggf. nicht weiter erläutert bzw. berücksichtigt werden.

Literatur

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  • Rif Winfield & Stephen S Roberts: French Warships in the Age of Sail 1626–1786: Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth Publishing, Barnsley 2017, ISBN 978-1-4738-9351-1 (englisch).
  • Rif Winfield & Stephen S Roberts: French Warships in the Age of Sail 1786–1861: Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth Publishing, Barnsley 2015, ISBN 978-1-59114-629-2 (englisch).
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Einzelnachweise

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  1. a b Rif Winfield & Stephen S Roberts: French Warships in the Age of Sail 1626–1786., S. 111.
  2. Rif Winfield & Stephen S Roberts: French Warships in the Age of Sail 1786–1861., S. 445–446.