Surströmming
Surströmming (schwedisch für saurer Hering) ist eine schwedische Fischspeise, die durch Milchsäuregärung konserviert wird. Sie riecht „intensiv; faulig und stinkend“,[1] schmeckt aber entgegen dem Namen nicht sauer.
;Geschichte und Herstellung
BearbeitenSurströmming war bei Bauern in Nordschweden Alltagsnahrung und wurde oft als Proviant verwendet. Er wird aus ausgewachsenen, laichreifen[2] Ostseeheringen vor allem an der norrländischen Küste hergestellt. Diese werden im Frühjahr gefangen und in Salzlake eingelegt, wo sie durch Milchsäurebakterien zu gären beginnen. Etwa einen Monat vor der Surströmming-Premiere, die den Verkaufsstart der Saison bezeichnet, wird der Fisch in Konserven verpackt, in denen sich der Gärprozess fortsetzt, sodass sich Boden und Deckel der Dosen wölben.
Verkauf
BearbeitenDer Verkauf oder die Premiere beginnt traditionell am dritten Donnerstag im August. Das Datum ist auf eine königliche Richtlinie aus dem Jahr 1937 zurückzuführen, die sicherstellen sollte, dass der Fisch fertig gereift und für den Verzehr verwendbar ist. 1998 wurde diese staatliche Vorgabe aufgehoben. Die Interessenvertretung der Hersteller führt diese Tradition dennoch weiter.[3] Mit Verkaufsstart wird Surströmming schwedenweit im Lebensmitteleinzelhandel vertrieben.
Verzehr
BearbeitenSurströmming kann auf unterschiedliche Weise verzehrt werden. Eine Möglichkeit ist die tunnbrödsklämma (wörtlich „Dünnbrotklammer“): Eine Scheibe Tunnbröd (dünnes Fladenbrot aus Norrland) wird mit in Wasser gründlich abgespültem[4] Surströmming, Mandelkartoffeln, Butter, weißen oder roten rohen gehackten Zwiebeln, saurer Sahne (gräddfil) und Tomaten belegt.[5]
Traditionell wird Surströmming mit kalter Milch, Aquavit oder Bier serviert.
Sonstiges
Bearbeiten- In Deutschland verspritzte zu Weihnachten 1981 eine Mieterin absichtlich im Treppenhaus Surströmmingbrühe. Ihr Mietvertrag wurde fristlos gekündigt. Das Landgericht Köln bestätigte die Kündigung, nachdem in der mündlichen Verhandlung eine Dose Surströmming geöffnet worden war (LG Köln v. 12. Januar 1984 – 1 S 171/83, WuM 1984, Seite 55[6]).
- Der Transport der Surströmmingdosen wurde wegen der Sorge vor Explosionsgefahr 2006 auf Flügen von British Airways und Air France ausdrücklich verboten.[7][8]
Siehe auch
Bearbeiten- Funazushi – japanischer, ein Jahr lang fermentierter Fisch
- Kæst skata – isländischer, fermentierter Rochen (Gammelrochen)
- Hákarl – isländischer, monatelang fermentierter Eishai bzw. Grönlandhai
- Pla Raa – thailändischer, eingelagerter, gesalzener und vergorener Fisch
- Nam Pla – thailändische Fischsoße aus besagtem Gärfisch
- Prahok – kambodschanischer, fermentierter Fisch
- Fesikh – ägyptische, edelfaule Fischzubereitung, bekannt seit der Antike, wird traditionell zum dortigen Neujahrsfest verzehrt.
- Garum – Würzsoße aus fermentiertem Fisch, üblich im Alten Rom
- Hongeo-hoe – südkoreanischer, fermentierter Fisch
- Rakfisk ‐ norwegischer, in Salzlake fermentierter Fisch
Weblinks
Bearbeiten- Surströmming-Premiere von Po Tidholm – sweden.se ( vom 5. September 2009 im Internet Archive)
- Fermented Herring – Guide and Film ( vom 9. Dezember 2012 im Internet Archive)
- Artikel in der FAZ (aufgerufen am 5. Mai 2009)
- Interview mit Ruben Madsen, Vorsitzender der schwedischen „Surströmmingsakademien“ vom 20. August 2009. in der FAZ (aufgerufen am 1. November 2009)
- Kommentar von Wolfgang Fassbender (Food-Kritiker) in der Neuen Zürcher Zeitung ( vom 24. November 2011 im Internet Archive)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Surströmming-Premiere von Po Tidholm – sweden.se ( vom 5. September 2009 im Internet Archive)
- ↑ Surströmming.info. Abgerufen am 3. April 2018.
- ↑ Premiären lever vidare ( vom 8. Dezember 2002 im Internet Archive)
- ↑ Barbara Denscher: Der Surströmming - "Kulinarischer Analphabetismus"?
- ↑ Ulvön: Surströmming
- ↑ Rechtsanwalt Frank – Georg Pfeifer. Störung des Mietgebrauchs durch Mieter
- ↑ BBC News – Airlines ban 'foul' Swedish fish, vom 1. April 2006, abgerufen am 18. September 2011
- ↑ Dagens Nyheter – Stopp för surströmming på Arlanda, vom 24. März 2006, abgerufen am 18. September 2011