Strickreiter

Bezeichnung uniformierter Personen

Strickreiter (manchmal auch Strichreiter) bezeichnet etwa von Mitte des 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts Häscher, Landgendarmen, Frevler oder Gauner, besonders auch solche Personen, von denen man wünschte, dass sie am Galgen enden würden – also etwa gleichbedeutend mit „Galgenvogel“ oder „-strick“.

Lexikalische Beschreibung Bearbeiten

So wird der Strickreiter im Rheinischen Wörterbuch definiert als „ein verächtlicher unordentlicher Geselle, der den Strick am Galgen verdient.“[1]

Die Erklärung in Pierers Universal-Lexikon besagt: Strickreiter ist ein Name für Gendarmen, besonders für französische, „weil sie Stricke als Achselschnüre trugen.“[2]

Das Deutsche Wörterbuch führt mehrere Belege auf. Das Wort sei ohne erkennbare landschaftliche Begrenzung bezeugt. In mundartlicher Form komme es im Westfälischen, in Hessen und der Altmark als Spottname für berittene Gendarmen vor.[3]

Der Begriff Strickreiter fand 1811 Eingang in Hebels Kalendergeschichten, ebenso 1817 in zwei Erzählungen von Clemens Brentano.

Eine einleuchtend erscheinende Definition liefert das 1816 in München erschienene Wörterbuch von Westenrieder. Danach wurden in Bayern verbotenerweise jene Soldaten Strickreiter genannt, die 1745 nach dem Erbfolgekrieg die Aufgabe übernahmen, in bestimmten Distrikten „die Strassen von Ausreissern, Landstreichern, und allem liederlichen Gesindel rein zu halten.“[4] Zunächst als Strichreiter bezeichnet, weil sie Distrikte durchstreiften, fürchtete man sie wegen ihres rigorosen Auftretens, dennoch nannte man sie schließlich respektlos Strickreiter.

In der Braunschweigischen Umgangssprache wurde der Landdragoner (leichte Reiterei, berittene Beamte) ebenfalls als Strickreiter bezeichnet.[5]

Literatur Bearbeiten

Vorkommen in Erzählungen (Auswahl)

  • Johann Peter Hebel: Die drei Diebe, Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. In: Poetische Werke. Winkler, München 1961, S. 156–159 (zeno.org).
  • Clemens Brentano: Baciochi’s Erzählung vom wilden Jäger. In: Werke. Band 2, München (zeno.org).
  • Clemens Brentano: Das Märchen von dem Baron von Hüpfenstich. In: Werke. Band 3, München, S. 346–369 (zeno.org).

Vorkommen in einer Biografie

  • Johann Friedrich Ruthe: Auf der Flucht vor den Strickreitern im Königreich Westfalen: 1809 bis 1811 – aus dem „Leben, Leiden und Widerwärtigkeiten eines Niedersachsen“; Selbsterlebnisse (= Aus der Zeit der schweren Not. Band 3). Scholz, Braunschweig 1906 (books.google.de – Erstausgabe: 1841, Zunächst als Abschnitt Begebenheiten in den Jahren 1809 bis 1811 In: Leben, Leiden und Widerwärtigkeiten eines Niedersachsen, von ihm selbst beschrieben).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Strick-Reiter. In: Rheinisches Wörterbuch. Band 8, Sp. 839 (woerterbuchnetz.de).
  2. Strickreiter. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 1: A–Aufzwingen. Altenburg 1857, S. 927 (zeno.org).
  3. strickreiter. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 19: Stob–Strollen – (X, 3. Abteilung). S. Hirzel, Leipzig 1957, Sp. 1587–1588 (woerterbuchnetz.de).
  4. Lorenz von Westenrieder: Strickreiter. In: Glossarium Germanico – Latinum vocum obsoletarum primi et medii aevi, Inprimis Bavaricum. Band 1, Monachii 1816, Sp. 566 (reader.digitale-sammlungen.de).
  5. Sam A. Mustafa: The Strickreiter. In: Napoleon’ s Paper Kingdom: The Life and Death of Westphalia, 1807–1813. Rowman & Littlefield, 2017, ISBN 978-1-5381-0831-4, S. 142 (englisch, books.google.de).