Stilrudern

Wettbewerbsdisziplin im Rudersport

Stilrudern ist eine Ruder-Wettkampfdisziplin, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts für Frauen entwickelt wurde, da diese in den Anfangszeiten des Rudersports nicht an Ruderregatten teilnehmen durften. Es galt allgemein als unschicklich und medizinisch höchst bedenklich, wenn Damen sich sportlich betätigten.[1] Bewertet wurden der Ruderstil, nicht wie beim Rennen die Schnelligkeit der Boote. Eine Punktwertung erfolgte, ähnlich wie beim Eiskunstlauf, durch Schiedsrichter für die Körperarbeit und die Blattführung der Ruderinnen, wobei die „saubere Ruderarbeit“ durch Wind und Wellen stark behindert werden konnte. Auf fließenden Gewässern betrug die Strecke für Stilrudern gewöhnlich fünfhundert Meter stromab, dann dem Wenden, fünfhundert Meter stromauf.

Geschichte Bearbeiten

Stilruderwettkämpfe fanden ab 1919 statt.[2] Generell konnte „ab 1911 in Kleidern gerudert werden. Ab 1920 waren nach langen Kämpfen endlich ‚Sportbeinkleider‘ (Hosen) gestattet. Allerdings wurde zunächst über dem Sportanzug noch ein langer, abknöpfbarer Rock getragen, der erst im Boot abgelegt wurde.“[3] Ein Foto aus der Anfangsphase des Stilruderns zeigt die Damen des Zürcher Ruderclubs (DRC) in langen Hosen.[4]

Die letzten Stilruderwettbewerbe wurden 1969 in der Bundesrepublik (Deutsche Meisterschaften)[5] bzw. 1963 in der DDR[6] ausgetragen.

Bei der Internationalen Bodenseewoche 2012 wurde demonstriert, allerdings durch Männer in Fantasiekostümen, dass beim Stilrudern Koordination, Ästhetik und technische Eleganz im Vordergrund standen.[7]

Im März 2016 wurde „nach bisher streng vertraulichen Gesprächen“ bekannt, „dass Stilruderwettbewerbe wieder ins Meisterschaftsprogramm aufgenommen werden sollen. Dabei ist nicht nur an Stilruderwettbewerbe im Frauen-Doppelvierer m. Stf. gedacht. Sie wären auch für Männermannschaften, insbesondere in der Gewichtsklasse zwischen 60 und 75 kg, attraktiv. Gemischte Mannschaften sind so selbstverständlich wie beim Synchronschwimmen… Im Gegensatz zur früher üblichen offenen Wertung durch Erheben einer Punktetafel soll ein elektronisches Verfahren sicherstellen, dass die Wertungen anonym erfolgen und mehrere Bereiche z. B. die Originalität der Ruderkleidung in Form- und Farbkombination (B-Note) bewertet werden können.“[8] Bis heute ist aber nichts von einer solchen Umsetzung bekannt. (Stand November 2023)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jasmin Lörchner: Die weiblichen Unterleibsorgane verwelken., In: Der Spiegel, 24. März 2021, abgerufen am 6. November 2023.
  2. Chronik des Rudersports in Deutschland., Webseite des DRV, abgerufen am 6. November 2023.
  3. Geschichte der Lübecker Frauen-Ruder-Gesellschaft 1907 e.V., Webseite der Lübecker Frauen-Ruder-Gesellschaft, abgerufen am 6. November 2023.
  4. Die Geschichte des Damen Ruderclubs., Foto auf der Webseite des Damen Ruderclubs Zürich, abgerufen am 6. November 2023.
  5. Deutsches Meisterschaftsrudern (DMR), Doppelvierer mit Steuerfrau, Stilrudern. Abgerufen am 29. März 2013.
  6. DDR-Rudermeisterschaften Doppelvierer mit Steuerfrau, Stilrudern. Abgerufen am 29. März 2013.
  7. Stilrudern 2012 Internationale Bodenseewoche, Video auf YouTube, abgerufen am 6. November 2023.
  8. Stilrudern neu im Meisterschaftsprogramm!, Webseite Nordrhein-Westfälischer Ruder-Verband e.V., 31. März 2016, abgerufen am 9. November 2023.

Weblinks Bearbeiten