Stiftungsstein der Brauer- und Bäckerinnung

denkmalgeschützter Stiftungsstein in Magdeburg in Sachsen-Anhalt

Der Stiftungsstein der Brauer- und Bäckerinnung ist ein denkmalgeschützter Stiftungsstein in Magdeburg in Sachsen-Anhalt.

Stiftungsstein der Brauer- und Bäckerinnung, 2021

Lage Bearbeiten

Der Stein befindet sich an einer nach Westen weisenden Wand des Hotels Ratswaage an der Adresse Ratswaageplatz 1 in der Magdeburger Altstadt.

Geschichte Bearbeiten

Im Bereich des Grundstücks Ratswaageplatz 4, im nördlichen Teil des heutigen Hotels Ratswaage, befand sich vermutlich bereits seit der Zeit vor dem Jahr 1200 ein Innungshaus der Brauer und Bäcker. Bei der Zerstörung Magdeburgs im Jahr 1631 wurde auch dieses Gebäude zerstört. Im Jahr 1657 wurde das Gildehaus der Brauer- und Bäckerinnung dort wieder aufgebaut. In diesem Zusammenhang entstand auch der vom Bildhauer Andreas Mevius geschaffene Stiftungsstein. Vermutlich befand er sich an der Frontseite des Hauses zum Ratswaageplatz hin, also etwas weiter nördlich seines heutigen Standorts. Bei einer Erneuerung des Hauses im Jahr 1709 wurde auch der Stein ausgebessert, wobei jedoch einige Stifternamen unrichtig wiedergegeben wurden. Zugleich wurde ein Hinweis auf die Renovierung des Jahres 1709 in den Stein aufgenommen. 1815 baute man den Komplex zu einer Kaserne um, wobei der Stein auf der Rückseite des Hauses zum Hof hin platziert wurde. Dort befand er sich, das Gebäude wurde inzwischen als Post genutzt, noch in den 1920er Jahren.

Später wurde der Stein, flankiert von zwei zu ihm gehörende allegorischen Figuren, an seinen heutigen Standort umgesetzt.

Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist der Stiftungsstein als Wappentafel unter der Erfassungsnummer 094 06416 als Baudenkmal verzeichnet.[1]

Gestaltung Bearbeiten

 
Stiftungsstein, 2013

In der Mitte des aus Sandstein gefertigten Steins befindet sich in einem Oval, unterhalb wohl zweier gekreuzter Schöpfkellen eine üppig verzierte Wappendarstellung. Sie zeigt auf der linken Seite gekreuzt eine Schöpfkelle und ein Rührholz, als Werkzeuge der Brauer und rechts drei Brötchen als Erzeugnis der Bäcker.

Umlaufend um das ovale Mittelfeld befindet sich der Schriftzug:

Der Löblichen Brauer- und Beckerinnungk Wappen und Güldehaus Ao 1657

Das ovale Feld ist links und rechts von jeweils drei Familienwappen und Namensnennungen von Innungsmeistern umrahmt. Links befinden sich die Wappen der Brauer, rechts der Bäcker.

Genannt werden:

Ebeling Caspar Alemann Valentin Stegemann
Peter Kind Joachim Wilke
Johann Dencker Bartholomeus Götting

Oberhalb dieser Darstellung befindet sich der nach der Renovierung von 1709 angebrachte Schriftzug:

RENOVIRT ANNO 1709

Am unteren Ende des Stiftungssteins befindet sich ein links und rechts von einer Wappendarstellung flankiertes Inschriftenfeld mit einer nur noch zum Teil lesbaren, lateinischen Inschrift:

HÆC ANTIQVA DOMVS FLAMMIS EVESTATA NEFANDIS
VRBE SVB HOSTILI SIC PEREVNTE MANV
STAT REPARATA NOVIS SAXIS FATOQVE BENIGNO
GAVDIA FERT TEDIS PRISCAQVE JVRA TENET
IN SEROS ANNOS RENOVATA HÆC TECTA PERENNENT
ET PACIS FRVCTVS SANTIAT ÆQVA TRIBVS
Dieses alte Haus, von unseligen Flammen zerstört, als durch Feindeshand auch die Stadt unterging. Steht aus neuen Steinen aufgerichtet unter günstigem Schicksal, bringt Freude und hält in seinem Holz alte Rechte fest. Bis in spätere Jahre möge dieses erneuerte Haus dauern und die Früchte des Friedens möge die gleichgesinnte Gilde spüren.[2] 

Auf einem unten abschließenden Sockel befindet sich die faktisch nicht mehr lesbare Zeile:

RENOVATVM ANNO MDCLVII
Wiedererstanden im Jahr 1657[2] 

Unterhalb des linken Wappens stand der Name des Brauers Paul Lüderwald, unterhalb des rechten der des Bäckers Adam Schröder. Beide sind jedoch ebenfalls nicht mehr zu erkennen.

Links und rechts befindet sich jeweils eine allegorische Figur, deren Bedeutung jedoch nicht mehr bekannt ist. Ursprünglich unterhalb der Figuren befindliche, auf die Bedeutung hinweisende Inschriften sind nicht erhalten.[3]

Erwähnte Personen Bearbeiten

Die erwähnten Personen waren wie folgt in Magdeburg ansässig:

Literatur Bearbeiten

  • Günter Hammerschmidt: Häuser mit Hauszeichen in der ehemaligen Altstadt von Magdeburg. Magdeburg 2004, S. 188 ff.
  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, S. 462 f.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 19. 03. 2015 Drucksache 6/3905 (KA 6/8670) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. S. 2603 (padoka.landtag.sachsen-anhalt.de PDF).
  2. a b Günter Hammerschmidt: Häuser mit Hauszeichen in der ehemaligen Altstadt von Magdeburg. Magdeburg 2004, S. 192.
  3. Günter Hammerschmidt, Häuser mit Hauszeichen in der ehemaligen Altstadt von Magdeburg, Magdeburg 2004, S. 191.

Koordinaten: 52° 7′ 59,4″ N, 11° 38′ 19,1″ O