Stiftung Friedehorst

diakonische Stiftung des kirchlichen Rechts in Bremen-Lesum

Die Stiftung Friedehorst ist eine diakonische Stiftung des kirchlichen Rechts in Bremen-Lesum, Rotdornallee 64, die mit 1400 Mitarbeitenden für über 2000 Menschen unter anderem Leistungen in der Altenpflege, beruflichen Wiedereingliederung und Rehabilitation sowie der Behindertenhilfe erbringt. Sie entstand 1947 auf dem Gelände einer ehemaligen Wehrmachtskaserne, auf Initiative des Office of Military Government for Germany (U.S.) (OMGUS).

Eine große Grünfläche mit einem zweigeschossigen Rotklinkergebäude im Hintergrund
Blick auf den zentralen Platz auf dem Campus Friedehorst, hinten ist Haus 7 zu sehen

Vorgeschichte

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Luftbild von 1956 mit Umring der Flak-Kaserne (rot), darin Umring Camp Lesum (blau); das damalige Friedehorstgelände (vormals Lesum Barracks) liegt nördlich von Camp Lesum

Wehrmachtskaserne

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Von 1934 bis 1938 wurden vom NS-Regime in ganz Deutschland 532 Kasernenanlagen errichtet[1], unter anderem in Huckelriede und Grohn. Im Bestreben, die damals zu Preußen gehörende Gemeinde Lesum durch Ansiedelung der Wehrmacht aufzuwerten, vermittelte der NSDAP-Bürgermeister Fritz Köster den Ankauf von ca. 30 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zwischen der heutigen Rotdornallee und dem Holthorster Weg für den Bau einer Kaserne.[2] Im nördlichen und westlichen Bereich des Geländes wurden zahlreiche, zumeist eingeschossige Unterkunfts- und Funktionsgebäude aus Ziegelsteinen gemauert, die von der Scheinwerferabteilung des Flakregiments 26 bezogen wurden. Von diesen Gebäuden sind heute (2024) nur noch einige wenige auf dem Gelände der Stiftung Friedehorst erhalten, sowie das heutige Eldon-Burke-Haus und das heutige Berufsförderungswerk Friedehorst, Pastor-Diehl-Str.61, in der Südwestecke des Gesamtareals. Am östlichen Rand des Areals nahe der heutigen Rotdornallee Nr. 30[3] befand sich im 2. Weltkrieg eine Flak-Geschützstellung.[4][5] Etwa 10 Hektar Fläche im südlichen Bereich blieben weitgehend unbebaut (siehe Camp Lesum).

US-Army Lesum Barracks

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Nach dem 8. Mai 1945 besetzten zunächst die britischen Truppen die von Kriegseinwirkungen unbeschädigte Anlage. Mit Bildung der US-amerikanischen Enklave innerhalb der Britischen Besatzungszone wurde die Anlage als Lesum Barracks von der US-Army übernommen, von Dezember 1945 bis April 1946 zu einem allgemeinen Militärkrankenhaus umgebaut und als solches von Detachment A, 121st General Hospital der US-Army bis 1947 genutzt.[6] Als die Liegenschaft von der US-Army aufgegeben wurde, sollten die Gebäude gesprengt werden. Doch der Medical Officer beim OMGUS, Weinbrenner, beauftragte Eldon Ray Burke (1898–1993) von der „Church of the Brethren“, als Zivilist für die CRALOG tätig, die Lesum Barracks für karitative Zwecke an den Verein für Innere Mission zu übergeben (der die Immobilie von der Bundesvermögensverwaltung zunächst pachtete und später kaufte). So wurde 1947 in ökumenischer Zusammenarbeit von amerikanischen und deutschen Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege die Einrichtung Friedehorst geschaffen.

Entwicklung und Ausbau

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Plaketten (Burke und Diehl) an der Kirche
 
Eingang der Kirche auf dem Stiftungsgelände Friedehorst

Friedehorst-Vereinigte Anstalten der Inneren Mission in der Bremer Diakonie wurde am 19. September 1947 gegründet. Der Name sollte nach einem Vorschlag des ersten Leiters der Einrichtung Bodo Heyne nach dem Krieg als Friedensbotschaft und für einen Horst, als Nest für Geborgenheit, stehen. Eldon Burke begleitete die Aufbauarbeiten von Friedehorst mit u. a. Lebensmittel- und Kleiderspenden. Die Gebäude wurden in den kommenden Jahren saniert und umgebaut und Ende 1947 konnten bereits 50 Betroffene aufgenommen werden. Das Diakonissenmutterhaus nutzte ein Gebäude für eine Tuberkulosestation und später als orthopädische Klinik. Erster Vorsteher der Anstalten war von 1948 bis 1980 Pastor Heinrich Johannes Diehl.

 
Blick auf die Kirche des Stiftungsgeländes Friedehorst

1956 war Friedehorst die erste Einrichtung in Norddeutschland, die Ausbildungskurse zur Altenpflege sowie für die speziellen Bedürfnisse junger behinderter Menschen anbot. 1957 wurde ein Berufsbildungswerk zusammen mit einem Lehrlingsheim eingerichtet. Ein Wohnheim, eine therapeutische Einheit und eine Sonderschule wurden eingerichtet. 1962 endete die Pachtzeit durch den Ankauf des Geländes, wobei die Bremische Evangelische Kirche die Hälfte dafür spendete. Das Gelände umfasst heute (2016) rund 27,5 Hektar einschließlich des Friedehorstparks (ca. 9 Hektar).[7] Die Gründung des eigenständigen Vereins Friedehorst – Vereinigte Anstalten der Inneren Mission e.V. erfolgte 1962.

1964 wurde die Ausbildung von körperbehinderten Menschen auf eine andere Einrichtung übertragen und Friedehorst richtete ein Berufsförderungswerk für Umschulungsmaßnahmen ein. Es entstanden Arbeitswerkstätten und ein Schüler-Internat. Das Lehrlingsheim wurde zum Wohnheim für körperbehinderte Erwachsene umgebaut. Es bestanden nun die drei Bereiche zur Pflege älterer Menschen, zur Unterstützung behinderter Menschen und zur beruflichen Rehabilitation.

1974 entstand ein neues Gebäude für die Altenpflege. Das Kuratorium Deutsche Altershilfe erkannte das Haus als Modellprojekt an. Weitere bestehenden Pflegestationen mussten umgebaut und neu ausgestattet werden.

1985 wurden als vierte Einheit, das Neurologisches Rehabilitationszentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, eingerichtet und 1997 das Gebäude dafür vergrößert.

 
Hauptzufahrt auf das Gelände an der Rotdornallee

Im Behindertenbereich wurden die traditionellen Heimstrukturen zu Gunsten individueller Entwicklungen und sozialer Integration verändert. Die Bewohner wohnen nun in überschaubaren, häuslichen Gemeinschaften und externen Wohngruppen in verschiedenen Bremer Stadtteilen. Die therapeutischen Werkstätten wurden zu Tagesförderstätten umgewandelt.

Ältere Menschen wohnen nun in Appartementgebäuden und eine Kurzzeitpflege als ambulanter Pflegedienst wurde angeboten.

Um 2000 richtete Friedehorst die Abteilung für neurologische Schwerstpflege-Station für Wachkomapatienten und ein Kinderhaus ein. 2000 wechselte die orthopädische Klinik des Diakonissenmutterhauses seinen Standort. 2003 wurden ein Haus zur Pflege älterer Menschen, neue Wohnungen für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen sowie das Bodo-Heyne-Haus für Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Korsakow-Syndrom gegründet. Seit 1997 vergrößerte das Berufsförderungswerk das Trainings- und Beratungsangebot. Spezielle Integrationsprogramme im Nordwesten Deutschlands finden statt. Eines der Gebäude in Bremen-Lesum erhielt 2004 den Namen Eldon-Burke-Haus, des Initiators von Friedehorst.

2004 wurde aus rechtlichen und wirtschaftlichen Erfordernissen Friedehorst umgewandelt in die Stiftung Friedehorst als Dachorganisation und die Friedehorst gGmbH und ihren Tochtergesellschaften. Die vier Bereiche gehörten zunächst der Friedehorst gGmbH an.

Für das Neurologische Rehabilitationszentrum konnte im Mai 2005 ein Elternhaus errichtet werden.

Die Umstrukturierung von 2007 führten zu den eigenständigen Gesellschaften der vier Bereiche. Das Berufsförderungswerk Friedehorst-Bremen gehört weiterhin der Friedehorst gGmbH an.

2007 eröffnete das evangelisch-diakonische Nebelthau-Gymnasium mit einer 5. Klasse. Die Trägerschaft für das Gymnasium wurde Ende 2019 an einen Elternverein übergeben. 2009 eröffnete die Dienste für Senioren und Pflege ihre erste Tagespflege und 2010 die neue Pflegeklinik der Dienste für Senioren und Pflege. Das Gebäude nach Plänen von Haslob, Kruse + Partner wurde mit dem BDA-Preis 2010 ausgezeichnet. 2010 wurde ein Haus für Dienste für Menschen mit Behinderung eingeweiht. 2013 konnten das neue Kinderlebenszentrum Jona und der Neubau der Erwachsenen-Reha des Neurologischen Rehabilitationszentrums den Betrieb aufnehmen. 2013 fand nach Finanz- und Führungskrisen und der Forderung nach einer allgemeinen Gehaltseinbuße ein Führungswechsel bei der Stiftung statt.[8]

Bedeutend ist der Zweig der beruflichen Förderung, insbesondere bei psychisch beeinträchtigten Menschen. Friedehorst hat 13 Außenstellen (2017), die sich um die Integration oft schwer vermittelbar Menschen auf dem Arbeitsmarkt bemühen.

Der Verein Friedehorst wurde 2004 gegründet und unterstützt die Stiftung.

Seit 2024 laufen Planungen zur Umgestaltung des Friedehorst-Areals (bisher amtlich "Krankenanstalt Innere Mission" genannt) zu einem ökologischen und inklusiven Wohnviertel, das "Eldon-Burke-Quartier" genannt werden soll.[9]

Gesellschaften der Stiftung

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Die Stiftung Friedehorst ist Trägerin folgender Gesellschaften:

  • Friedehorst gGmbH, dazu gehört der ambulante Kinderhospizdienst Jona
  • Berufsförderungswerk Friedehorst gGmbH mit Außenstellen u. a. in Bremen-Mitte, Bremerhaven, Buchholz, Cloppenburg, Hildesheim, Leer, Lingen, Oldenburg, Osnabrück, Osterholz-Scharmbeck, Stade, Verden und Wilhelmshaven sowie mit dem Friedehorst Kolleg für die Aus- und Weiterbildung in Pflegeberufen und einem Beruflichem Trainingszentrum (btz)
  • Dienste für Senioren und Pflege Friedehorst gGmbH (431 Plätze und 77 Appartements)
  • Friedehorst Teilhabe Leben (345 Plätze) mit Wohnangeboten für Menschen mit geistigen Behinderungen, Tagesförderstätte, Therapeutikum sowie ambulanten Angeboten
  • Reha-Aktiv Friedehorst gGmbH
  • Parat Personal und Service GmbH
  • Friedehorst Mobil gGmbH (ca. 350 Pflegebegleitungen)
  • Friedehorst Homecare GmbH

Die Trägerschaft für das Nebelthau-Gymnasium – ehemals Evangelische Schule Friedehorst von 2007 – wurde Ende 2019 an den Elternverein der Schule abgegeben.[10] Die nach dem Stifter und Speditionskaufmann Eduard Nebelthau benannte evangelische Schule bietet Unterricht der Jahrgangsstufen 5–12 und Ganztagsangebot.[11]

Das Neurologische Rehazentrum wurde 2020 an die Johanniter abgegeben und besteht am gleichen Standort fort.

Führung der Stiftung

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  • Pastor Manfred Meyer, Vorsteher
  • Bettina Wegner, kaufmännische Vorständin
  • André Grobien, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung

Quellen, Literatur

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Commons: Stiftung Friedehorst Bremen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Helmut Dachale: Der Reichswehrminister in Bremen- ein folgenreicher Besuch. In: Weser-Kurier. Bremen 16. März 2024, S. W8.
  2. Gerhard Schmolze: Kultur. In: Heimat- und Verschönerungsverein Lesum e. V. (Hrsg.): Burg-Lesumer Heimatbuch. Friedrich Pörtner, Bremen 1985, S. 487–489.
  3. Volker Bulling: Rotdornallee. Straßennamen und ihre Bedeutung(14). In: Lesumer Bote. 31. Jahrgang, Nr. 121, 2024, S. 21–23 (heimatverein-lesum.de [PDF; 6,8 MB; abgerufen am 10. April 2024]).
  4. Manfred Tegge: Flak-Schutz im Großraum Bremen. Abgerufen am 23. März 2024.
  5. Anonymus: Messtischblatt Nr.2818 Lesum 1947, Planquadrate 78-80/91-93. Abgerufen am 6. April 2024. Das Messtischblatt stammt von 1933 und wurde 1945/1947 von britischem oder amerikanischem Militär anhand von eigenen Luftbildern aktualisiert
  6. Anonymus: USAH Bremerhaven. 121st General Hospital. Abgerufen am 26. März 2024 (englisch).
  7. Der Park wurde 1962 von der Rohte-Corssen-Stiftung erworben, siehe Ulf Fiedler: Ein oft veräußertes Landgut in Lesum. Das heutige Friedehorst-Gelände war einst ein großzügiger Sommersitz/Ein Amerikaner als Retter. In: Die Norddeutsche. Nr. 232. Bremen 4. Oktober 2002.
  8. Jürgen Theiner: Friedehorst-Vorstand entlassen. In: Weser-Kurier. 16. April 2013.
  9. Julia Assmann: Sechs Büros erarbeiten Vorschläge. Friedehorst-Areal wird zum Eldon-Burke-Quartier: Warum das Amt einen Teil eines Bebauungsplans aufheben will. In: Die Norddeutsche. Bremen 8. April 2024, S. 1.
  10. Julia Ladebeck: Nebelthau-Gymnasium: Trägerverein zieht positive Bilanz. weser-kurier.de, 15. Januar 2021, abgerufen am 15. Januar 2021.
  11. Nebelthau-Gymnasium. nebelthau-gymnasium.de, abgerufen am 15. Januar 2021.

Koordinaten: 53° 10′ 36″ N, 8° 40′ 45″ O