Der Stempflebach (bis 2021: Zigeunerbach) ist ein knapp einen Kilometer langer, künstlich angelegter Bach im Siebentischwald, dem nördlichen Teil des Augsburger Stadtwalds. Er ist seit 2019, wie andere Kanäle in Augsburg, Teil der UNESCO-WelterbestätteAugsburger Wassermanagement-System“.

Stempflebach
bis 2021 Zigeunerbach
Mündung in den Stempflesee

Mündung in den Stempflesee

Daten
Lage Donau-Iller-Lech-Platte

Bayern

Flusssystem Donau
Abfluss über  → Spitalbach → Wolfsbach → Kaufbach → Sparrenlech → Stadtbach → Lech → Donau → Schwarzes Meer
Quelle Ausleitung nach rechts aus dem Brunnenbach
48° 20′ 5″ N, 10° 54′ 58″ O
Quellhöhe ca. 488 m ü. NHN[2]
Mündung größtenteils am Ablass am Oberen Anger Einfluss in den Düker unter dem Siebenbrunner Bach hindurchKoordinaten: 48° 20′ 34″ N, 10° 55′ 2″ O
48° 20′ 34″ N, 10° 55′ 2″ O
Mündungshöhe ca. 485 m ü. NHN[2]
Höhenunterschied ca. 3 m
Sohlgefälle ca. 3,3 ‰
Länge ca. 910 m[2]
Durchflossene Seen Stempflesee

Verlauf Bearbeiten

Der Stempflebach wird östlich des Universitätsviertels aus dem Brunnenbach nach rechts ausgeleitet. Nach etwa 460 Metern Lauf in Richtung Norden speist er den Stempflesee. Nach dem Seeausfluss zieht er weiter in nördlicher Richtung durch den Wald, bis er den Ablass am Oberen Anger erreicht.[3]

Dort endet der Stempflebach.[3] Ein kleiner Teil seines Wassers fließt nun über einen Überlauf in den Siebenbrunner Bach, der größere aber unterquert in einem Doppeldüker diesen Bach. Er wird zusammen mit vom Reichskanal stammenden Wasser in den Tiergehegen des Augsburger Zoos genutzt. Nach dem Durchfließen des Zoos, im Botanischen Garten, bildet dieser Wasserlauf eine der beiden Quellen des Spitalbachs, die andere Quelle ist eine rechte Abzweigung vom Siebenbrunner Bach nahe der Stelle des Zusammenflusses.

Geschichte Bearbeiten

1924 wurde der Bach zugleich mit dem Stempflesee und zu dessen Speisung angelegt, um Arbeitslosen der Stadt Arbeit zu verschaffen.[4] Ab etwa dem Jahr 1930 wurde er, nach einem historischen Bach aus der frühen Neuzeit, der von Siebenbrunn her durch den Siebentischwald floss,[5] Zigeunerbach genannt.[3] Der alte Gewässername geht auf das 16. bis 19. Jahrhundert zurück, als Ungarische Graurinder in Trecks aus der ungarischen Tiefebene herangeführt wurden, um den Fleischbedarf der wachsenden Stadtbevölkerung zu decken. In der Gegend des heutigen Siebenbrunns lagen damals Weiden für diese Rinder, deren Hirten wegen ihres exotischen Aussehens im Volksmund lapidar Zigeuner genannt wurden. Das motivierte die Benennung des älteren Bachs,[3] der auch Floßbach oder Mittelbach genannt wurde.[6] Er galt im 19. Jahrhundert als ein Zufluss des Brunnenbachs, damals war der Brunnenbach allerdings begrifflich anders festgelegt als heute. Der Verlauf des früheren Zigeuner- oder Mittelbachs von Haunstetten über Siebenbrunn bis in den Norden des Siebentischwalds[7] entspricht im Wesentlichen einem Teilabschnitt des Brunnenbachs, so wie dieser heute definiert ist.

Im Mai 2021 beschloss der Stadtrat wegen der abwertenden und rassistischen Konnotation des Begriffs Zigeuner, das Gewässer in Stempflebach umzubenennen.[8] Die Umbenennung erfolgte in Anlehnung an den Namen Stempflesee, der selbst wiederum nach dem Augsburger Magistratsrat Gottfried Stempfle benannt ist.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hans Graul: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 180 Augsburg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1962. → Online-Karte (PDF; 4,1 MB)
  2. a b c BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)
  3. a b c d :: WasSerLeben - Natur in Augsburg : Stempflebach ::. In: wasserleben-augsburg.de. www.wasserleben-augsburg.de, abgerufen am 7. Juni 2021.
  4. :: WasSerLeben - Natur in Augsburg : Zigeunerbach ::. www.wasserleben-augsburg.de, archiviert vom Original am 9. November 2020; abgerufen am 9. November 2020.
  5. Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben: Bericht. 1930 (books.google.com).
  6. Historischer Verein für Schwaben und Neuburg Augsburg: Zeitschrift. 1911 (books.google.com).
  7. Siehe Datei:Hydrographische Charte von Augsburg und seinen Umgebungen.jpg und Datei:Die Trinkwasserverhältnisse der Stadt Augsburg.jpg
  8. Rassistischer Name: Umbenennung in "Stempflebach" beschlossen. In: staz.de. 21. Mai 2021, abgerufen am 31. Mai 2021.