Die Stadtlounge, gemeinhin als Roter Platz bezeichnet,[1] ist ein künstlerisch gestalteter Aussenraum im Bleicheli in der Schweizer Stadt St. Gallen, der sich zum grössten Teil auf dem Raiffeisenplatz befindet.

Stadtlounge bei Nacht

Geschichte Bearbeiten

Ausgangssituation Bearbeiten

 
Roter Platz

Im Frühjahr 2005 wurde die letzte Etappe der Raiffeisen-Überbauung im Bleicheli fertiggestellt. Damit wurde die Bautätigkeit des schweizerischen Raiffeisen-Verbands im Zentrum von St. Gallen beendet. Den Abschluss der Arbeiten bildete die Neugestaltung der Aussenräume. Es wurde ein Wettbewerb mit dem Ziel durchgeführt, innovative Gestaltungsideen zu entwerfen, die die Identität des neuen Quartiers stärken sollte. Den siegreichen Entwurf reichten der Architekt Carlos Martinez und die Künstlerin Pipilotti Rist ein. Auftraggeber des Wettbewerbs und der Ausführung war Raiffeisen Schweiz. Miteigentümerin ist die Stadt St. Gallen.[2]

Der Rote Teppich von St. Gallen Bearbeiten

 
Stadtlounge von Pipilotti Rist

Die Künstlerin Pipilotti Rist und der Architekt Carlos Martinez entwarfen gemeinsam die Stadtlounge als in Rot getauchtes öffentliches «Wohnzimmer», das sich wie ein Teppich über das ganze Areal legt. Der Bodenbelag aus rot durchgefärbtem Kunststoffgranulat umhüllt die Bodenfläche und die öffentliche Möblierung wie Sitzgelegenheiten, Skulpturen und einen Brunnen. Die Lounge fasst mit einer Fläche von ca. 4600 m2 alle Plätze und Resträume des Gebiets zu einem optisch einheitlichen Ganzen zusammen.

Die Stadtlounge ist klar gegliedert und nimmt Raumthemen auf. Gemäss den unterschiedlichen Nutzungsbereichen einer Lounge ist das Areal in Zonen gegliedert, die jeweils übergeordneten Funktionen wie Empfang, Garderobe, Foyer, Café etc. gewidmet sind. Die einzelnen Bereiche gehen fliessend ineinander über.

Die Beleuchtung erfolgt durch sogenannte «Bubbles», wolkenartige Lichtkörper, die so aufgehängt sind, dass sie den Eindruck erwecken, zu schweben.

Künstlerische Thematik Bearbeiten

 
Stadtlounge St. Gallen

Die Arbeit wird als künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Stadtraum und Öffentlichkeit und den Merkmalen des Ortes gesehen. Der Raum kann hier als persönliches Universum erlebt werden.[3] Die Verwandlung des Museums in eine 'rt öffentliches Wohnzimmer sei auch bei Das Zimmer (1994/2000) unterstrichen worden, wo ein privater Raum in einem öffentlichen vorgetäuscht worden sei.[4] Diese Installation zeigte Rist die Arbeit 1994 in ihrer ersten Einzelausstellung in der Kunsthalle Sankt Gallen, für die sie entstanden war.[4]

In einem Gespräch äußerte Rist, sie sei an Räumen interessiert, in dem Menschen Zeit miteinander verbringen und auch herumgehen könnten. Viele ihrer Arbeiten seien zu groß für den privaten Raum. Das Demokratische an der Kunst sei ihr ein Anliegen.[5]

Daniele Musconcionico sieht die Arbeit auch in einem politischen Kontext: «Ein Roter Platz in einer schwarzen, katholischen Stadt – Pipilotti ist nicht nur freundlich.»[6]

Kritik Bearbeiten

Die Gestaltung führte zu Kritik. So bleichte der grobkörnige Belag schon bald aus und bekam Risse und Dellen. Für Reinigung und Unterhalt arbeitete die Stadtverwaltung nachträglich ein Konzept aus und beschaffte ein Spezialfahrzeug.[7]

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 2008: City.People.Light award (3. Platz)[8]
  • 2014: IF communication design award (Innenarchitektur)[9]
  • 2014: Award für Marketing & Architektur (Gesamtsieger)[10]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stadtlounge (St. Gallen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Schweiz Tourismus: Stadtlounge - Roter Platz. Abgerufen am 13. August 2020.
  2. Stadt St. Gallen: Roter Platz (PDF; 2,6 MB)
  3. Juliana Engberg: A Bee Flew in the Window... In: Massimiliano Gioni, Margot Norton: Pipilotti Rist. Pixel Forest. London, New York, Phaidon Press, 2016, S. 15–48; 36
  4. a b Richard Julin: Pipilotti Rist - Herzlichen Glückwunsch! Ausstellung Gravity, be my friend, Magasin 3, Stockholm, Konsthall, 10. Februar bis 17. Juni 2007. Stockholm 2007, S. 68.
  5. Pipilotti Rist im Gespräch mit Richard Julin, Chefkurator Magasin 3: Demokratie In: Pipilotti Rist. Herzlichen Glückwunsch. Ausstellungskatalog. Ausstellung Magasin 3, Stockholm Konsthall., 2000, Nr. 4, S. 74; zitiert nach: Margot Norton: Blood-Driven Cameras. zitiert nach: Kunsthaus Zürich (Hrsg.): Pipilotti Rist. Dein Speichel ist mein Taucheranzug. Stockholm, 2007, S. 25
  6. Daniele Muscionico: Freunde. In: Kunsthaus Zürich (Hrsg.): Pipilotti Rist. Dein Speichel ist mein Taucheranzug. Köln, snoek 2016, o. S.
  7. Stadtparlament St. Gallen: Einfache Anfrage «Roter Teppich - Ein teures Geschenk verblasst!» vom 26. August 2008; beantwortet am 18. November 2008. (Memento des Originals vom 10. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ftp.sg.oca.ch
  8. stadtlounge - Auszeichnung | Raiffeisen. In: www.raiffeisen.ch. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Dezember 2016; abgerufen am 9. Dezember 2016.
  9. Stadtlounge St. Gallen. In: iF WORLD DESIGN GUIDE. Abgerufen am 9. Dezember 2016.
  10. Die Siegerobjekte 2014 – Award für Marketing + Architektur. In: www.marketingarchitektur.ch. Abgerufen am 9. Dezember 2016.

Koordinaten: 47° 25′ 19,6″ N, 9° 22′ 22,9″ O; CH1903: 745953 / 254165