St. Viktor (Dülmen)

Kirchengebäude in Dülmen

St. Viktor ist die älteste Dülmener Kirche. Sie befindet sich im Stadtzentrum und als einzige innerhalb der ehemaligen Stadtmauern, von der u. a. das Lüdinghauser Tor erhalten ist.

St. Viktor
St.-Viktor-Kirche, Turm und Eingangsportal
St.-Viktor-Kirche bei Nacht
St.-Viktor-Kirche, Topografischer Punkt neben dem Eingangsportal
St.-Viktor-Kirche, Seitenansicht
Luftaufnahme

Geschichte

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Die Gründung im Jahr 780 geht auf den Abt Bernrad oder den hl. Liudger zurück und fand auf einem sächsischen (später bischöflichen) Haupthof statt. Sie zählt nicht nur als Urpfarre Dülmens, sondern sogar als eine der ältesten Kirchen des Bistums Münster.

Der Namensgeber und Patron der Kirche ist der heilige Viktor.

Die Weihe einer größeren Kirche, die vermutlich die erste Steinkirche war, fand 1074 statt.

Das Gebäude der Kirche wurde mehrfach zerstört, aufgebaut, erneuert oder umgebaut, wurde jedoch immer in Richtung Osten, dem Ort des Sonnenaufgangs ausgerichtet.

Die heutige Gestalt bekam die Kirche um das Jahr 1500,[1] allerdings wurde sie am 21. und 22. März 1945 wie weite Teile Dülmens zerstört und danach wieder aufgebaut, wobei sich Spuren des schwierigen Wiederaufbaus erkennen lassen.

Das Stift

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Albert von Lethene, vicarius perpetuus zu Dülmen, war Initiator der Gründung eines Kollegiatstiftes an der Kirche St. Victor in Dülmen. Bischof Ludwig von Hessen bestätigte diese in einer Urkunde vom 11. Januar 1323. Heinrich von der Lippe, münsterischer Domscholaster und Archidiakon zu Dülmen, stimmte der Errichtung zu. Anfänglich wurden fünf Präbenden eingerichtet, eine Zahl von zwölf war vorgesehen. Im Jahre 1330 sind bereits acht nachzuweisen, 1360 wurde die Zwölfzahl erreicht. Dem Dechanten des Stifts wurden die Archidiakonatsrechte übertragen. Der ehemalige Archidiakon wurde nun zum Propst des Stifts; die Propstei wurde stets an einen Domherrn zu Münster vergeben. Die Vergabe der Präbenden standen nun alternierend dem Propst und dem Bischof von Münster zu. Mit der Seelsorge war ein Kaplan betraut.

Durch napoleonisches Dekret vom 14. November 1811 wurde das Stift schließlich aufgehoben.

Ausstattung der Kirche

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  • Der spätromanische Taufstein aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist mit Bogen- und Rankenfries verziert.
  • Das gotische Triumphkreuz hängt im Chorbogen über dem Altarbereich.
  • Auf dem gotischen Sakramentshaus an der nördlichen Chorwand (15. Jahrhundert) ist der Stifter, vermutlich ein Adeliger, in seiner Rüstung dargestellt.
  • Eine vier Meter hohe spätgotische Passionssäule steht im hinteren Mittelschiff. Sie ist um 1480 entstanden und zeigt neben den Leidenswerkzeugen Jesu auch Veronika mit dem Schweißtuch.
  • Zur weiteren Ausstattung gehören eine Pietà aus dem 15. Jahrhundert in der Kapelle, eine neugotische Herz-Jesu- und eine ebenfalls neugotische Herz-Mariä-Figur im Hallenchor.
  • Das St.-Martin-Fenster im Turm erinnert an die Hilfe, die nach 1945 von der Gemeinde in Baar in der Schweiz für Dülmen erbracht wurde.
  • Reliquienschrein für St. Viktor, entworfen und ausgeführt 1936 durch Hein Wimmer, Köln
  • Der Turm hat eine Höhe von 136,44 Metern bis zur Turmkugel bzw. 139,45 Metern bis zur kleinen Kugel unter dem Wetterhahn. Die Höhe von 66,94 Metern an der historischen Höhenmarke an der Westseite wurde bei der Messung am 15. September 1981 als gegeben angenommen.
 
Orgel

Die Orgel wurde 1973 von dem Orgelbauer Romanus Seifert (Kevelaer) erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 43 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[2]

I Rückpositiv C–
1. Gedackt 8’
2. Prinzipal 4’
3. Koppelflöte 4'
4. Nasat 223
5. Gemshorn 2’
6. Terzflöte 135
7. Sifflöte 113
8. Oktävchen 1’
9. Scharff IV 23
10. Schalmey 8’
Tremulant
II Hauptwerk C–
11. Quintadena 16’
12. Principal 8’
13. Rohrflöte 8’
14. Oktave 4’
15. Spitzflöte 4’
16. Oktave 2’
17. Kornett IV-V 8’
18. Mixtur V 113
19. Terzcymbel III
20. Trompete 16’
21. Trompete 8’
III Schwellwerk C–
22. Holzprincipal 8’
23. Spitzgamba 8’
24. Principal 4’
25. Querpfeife 4’
26. Waldflöte 2’
27. Sesquialter 223
28. Sept-Non II
29. Mixtur V 1’
30. Dulcian 16’
31. Trompette harm. 8’
32. Cromorne 8’
Tremulant
Pedal C–
33. Principal 16’
34. Subbass 16’
35. Quintbass 1023
36. Oktavbass 8’
37. Spitzgedackt 8’
38. Choralbass 4’
39. Nachthorn 2’
40. Mixtur VI 223
41. Posaune 16’
42. Trompete 8’
43. Trompete 4’
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Das heutige Geläut besteht aus insgesamt sechs Bronzeglocken. Alle Glocken wurden vom Unternehmen Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher gegossen.

Nr. Name Gussjahr Gießer Ø (mm) Masse (kg) Nominal Inschrift
1 Salvator 1964 P&E 1.825 3.850 a0 − 4
2 Viktor 1958 P&E 1.480 2.100 cis1 − 4
3 Michael 1958 P&E 1.244 1.180 e1 − 1
4 Maria-Martha 1958 P&E 1.091 810 fis1 ± 0
5 Christus König 1922 P&E 980 550 gis1 ± 0
6 Gabriel 1958 P&E 802 310 h1 − 1
 
St.-Viktor-Kirche, Pestrillen

Prozession

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Im Zusammenhang mit der St.-Viktor-Pfarrei findet am frühen Ostersonntagmorgen eine Prozession durch die Innenstadt statt, bei dem der amtierende Bürgermeister der Stadt Dülmen das sogenannte Pestkreuz trägt. Der Überlieferung nach soll diese Tradition auf das Pestjahr 1382 zurückgehen, damals seien alle Geistlichen in der Stadt an dieser Seuche gestorben, so dass die Osterfeiertage nicht auf herkömmliche Art begangen werden konnten.[3]

Literatur

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  • Karl Hengst (Hrsg.): Westfälisches Klosterbuch. Band 1: Ahlen-Mülheim. Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-06886-9, S. 275–279.
  • Katholische Kirchengemeinde St. Viktor (Hrsg.): „Wie liebenswert ist deine Wohnung!“, ISBN 978-3-00-039455-3.
  • Dr. K. Fischer: Der Baumeister der St. Viktor Kirche in Dülmen um 1500, Dülmener Heimatblätter, Heft 1, 1957, S. 2–4.
  • Th. Dümpelmann: Der Wiederaufbau der Viktorkirche, Dülmener Heimatblätter, Heft 3, 1958, S. 34–36.
  • Th. Schürholz: Die Fenster in St. Viktor, Dülmener Heimatblätter, Heft 1/2, 1979, S. 2–4.
  • Erik Potthoff: Zwei Innenansichten von St. Viktor, Dülmener Heimatblätter, Heft 2, Jahrgang 55, 2008, S. 82–84 (PDF).
  • Markus Trautmann: Altäre und Reliquien in St. Viktor, Dülmener Heimatblätter, Heft 2, Jahrgang 59, 2012, S. 35–37 (PDF).
  • Erik Potthoff, Dietmar Rabich: Dülmen – gestern und heute. 1. Auflage. Laumann-Verlag, Dülmen 2013, ISBN 978-3-89960-397-2, Dülmen – Innenstadt, St.-Viktor-Kirche, S. 12–19.

Einzelnachweise

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  1. Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler
  2. Nähere Informationen zur Orgel (Memento des Originals vom 20. November 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orgelsite.nl
  3. Feiertagsbeilage der Westfälischen Nachrichten Ostern 2013.
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Commons: St.-Viktor-Kirche – Sammlung von Bildern

Koordinaten: 51° 49′ 43,7″ N, 7° 16′ 41″ O