St. Martin (Nürnberg)

Kirchengebäude in Nürnberg

Koordinaten: 49° 27′ 56″ N, 11° 4′ 53″ O St. Martin ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im Nürnberger Ortsteil Gärten hinter der Veste. Sie wurde 1934 am Standort einer früheren Notkirche im neuromanischen Stil erbaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1948 wieder aufgebaut. Sie gehört zur gleichnamigen Pfarrei St. Martin, die dem Erzbistum Bamberg zugeordnet ist. Die Martinskirche ist als Baudenkmal mit der Nummer D-5-64-000-1679 beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eingetragen.[1] Ihre 1991 erbaute Orgel macht die Kirche zu einer wichtigen Stätte für diverse Musikveranstaltungen.[2]

Martinskirche (Nürnberg)

Geschichte Bearbeiten

Gründung und Notkirche Bearbeiten

Am 1. Juli 1917 wurde die Kaplankuratie St. Martin eingerichtet. Bereits am 16. September wurde die Notkirche geweiht. Am 1. Mai 1922 wurde St. Martin zur Pfarrei erhoben. Am 10. Mai 1926 beschloss die Kirchenverwaltung den Bau einer gesamten Pfarranlage. Diese beinhaltete den Plan zum Bau von Kirche, Pfarrhaus, Gemeindehaus mit Jugendheim, Kindergarten und Krankenpflegestation. Das Pfarrhaus wurde am 16. November 1927 fertiggestellt, das Gemeindehaus am 22. Mai 1928.[3][4] Die Notkirche wurde nach der Fertigstellung der Martinskirche abgetragen und im Nürnberger Stadtteil Schniegling für die Gemeinde St. Konrad wieder aufgebaut. Dort wurde sie im Februar 1944 bei einem Fliegerangriff endgültig zerstört.[5][6]

Kirchenbau bis heute Bearbeiten

Einen Architektenwettbewerb der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst gewann der Wiener Architekt Clemens Holzmeister mit einer Anlage im Stil einer neoromanischen Kirchenburg.[3][7] Aus Kostengründen wurde Rolf Behringer damit beauftragt, eine kleinere Version des Holzmeister-Entwurfs zu planen. Die Kirche wurde 1934 fertiggestellt und am 22. September 1935 geweiht.[4][5][7] Nach der Zerstörung in der Nacht vom 10. auf den 11. August 1943 im Zweiten Weltkrieg wurde die Martinskirche 1948 nach dem Plan von Rolf Behringer wieder aufgebaut und am 29. August geweiht.[1][3] 1980/81 wurde der Innenraum neu gestaltet. Unter anderem wurde der Altar um ein Bild von Oskar Koller ergänzt.[8] 2010 wurde der Innenraum komplett modernisiert.[9]

Altarraum vor der Zerstörung, nach dem Wiederaufbau und aktuell

Orgel Bearbeiten

 
Kuhn-Orgel

1985 wurde der Orgelbauverein St. Martin ins Leben gerufen, um die alte Orgel der Gebrüdern Hindelang aus dem Allgäu zu ersetzen. Für wurde die Firma Orgelbau Kuhn aus Männedorf in der Schweiz gewonnen. Diese erbaute ein stattliches Instrument mit insgesamt 46 Registern auf drei Manualen und Pedal mit mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur. Diese Orgel wird unter anderem als Austragungsort der Internationalen Orgelwoche Nürnberg verwendet als auch als Veranstaltungsort der Kirchenmusiktage der Katholischen Stadtkirche Nürnberg genutzt.[2][10][11]

Die Disposition der Kuhn-Orgel lautet wie folgt:[12]

I Hauptwerk C–g3
1. Bourdon 16′
2. Principal 8′
3. Offenflöte 8′
4. Bourdon 8′
5. Gambe 8′
6. Octave 4′
7. Nachthorn 4′
8. Quinte 223
9. Superoctave 2′
10. Mixtur IV-V 2′
11. Cornet V 8′
12. Trompete 8′
II Positiv C–g3
13. Principal 8′
14. Quintatön 8′
15. Bourdon 8′
16. Principal 4′
17. Rohrflöte 4'
18. Flageolet 2'
19. Larigot 113
20. Sifflöte 1′
21. Scharf IV 1′
22. Sesquialter II 223′ + 135
23. Trompete 8′
24. Klarinette 8′
Tremulant
III Récit expressif C–g3
25. Gambe 16′
26. Salicional 8′
27. Voix céleste 8′
28. Flûte harmonique 8′
29. Flûte traversière 4′
30. Nazard 223
31. Octavin 2′
32. Tierce 135′′
33. Basson 16′
34. Trompette harmonique 8′
35. Hautbois 8′
Tremulant
Pedal C–f1
36. Untersatz 32′
37. Principal 16′
38. Subbass 16′
39. Octavbass 8′
40. Gemshorn 8′
41. Choralbass 4′
42. Pommer 4′
43. Mixtur IV 223
44. Posaune 16′
45. Trompet 8′
46. Clairon 4′

Zusätzlich besitzt die Gemeinde eine am 8. November 2003 eingeweihte Truhenorgel des holländischen Orgelbauers Henk Klop. Diese wird für barocke Orgelkonzerte, als Continuo Instrument zur Begleitung von Solisten und Ensembles und als Begleiter für Vespern genutzt.[11]

Glocken Bearbeiten

Im Turm von St. Martin befinden sich 5 Stahlglocken. Sie wurden vom Bochumer Verein gegossen und erklingen in der Tonfolge A° c' d' e' g'.[13] Die große Glocke wird nur an Hochfesten der katholischen Kirche geläutet. Die Glocken im Einzelnen[14]:

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg)
Schlagton
 
Inschrift
 
1 S. Martine 1935 Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation, Bochum 1980 3178 A0 +3 S. MARTINE / ORA PRO NOBIS! / VON DEN MÄNNERN DER PFARREI ST. MARTIN, NBG. / 1935. WENN IHR DOCH HEUTE HÖREN WOLLTET, SEINE STIMME / UND NICHT VERSTOCKEN WOLLTET, EUER HERZ!
2 S. Christophere 1935 Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation, Bochum 1670 1986 c1 +5 S. CHRISTOPHERE / ORA PRO NOBIS! / 1935 / IM KREUZ IST HEIL
3 S. Frederice 1935 Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation, Bochum 1490 1385 d1 +1 S. FREDERICE / ORA PRO NOBIS! / 1935 / RUHELOS IST UNSER HERZ, / BIS ES RUHE FINDET IN DIR, O GOTT!
4 S. Monica 1935 Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation, Bochum 1380 1170 e1 -3 S. MONICA / ORA PRO NOBIS! / VON DEN FRAUEN DER PFARREI ST. MARTIN, NBG. / 1935. DIE GOTT FÜRCHTET ERNTET LOB
5 Regina Pacis 1935 Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation, Bochum 1170 711 g1 -1 REGINA PACIS / ORA PRO NOBIS! / VON DEN JUNGFRAUEN DER PFARREI ST. MARTIN, NBG. / 1935. MEINER STIMME BETENDER KLANG / SEI JUNGFRAU DIR LOBENDER SANG!

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Martin (Großreuth hinter der Veste) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Baudenkmal des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege - Seite 102. (PDF; 790 kB) Abgerufen am 4. Juni 2013.
  2. a b Veranstaltungsortprofil bei der Internationalen Orgelwoche. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 4. Oktober 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.ion-musica-sacra.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. a b c Drecher, Hansl, Hörlein, Krömer, Neukam: Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Kirche St. Martin in Nürnberg. Hrsg.: Kath. Pfarramt St. Martin - Nürnberg Grolandstraße 71. 1. Auflage. Nürnberg 1985, S. 20–22,33–39.
  4. a b Geschichte der Pfarrei St. Martin Nürnberg. Abgerufen am 28. Mai 2013.
  5. a b Frankenkurier Nürnberg Ausgabe vom 6. August 1934 - Einzusehen im Zentralarchiv Nürnberg auf Mikrofilm
  6. Die Geschichte von St. Konrad. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. August 2014; abgerufen am 18. Juli 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtkirche-nuernberg.de
  7. a b Kirchenbau unter Jacobus von Hauck. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
  8. Beschreibung und Foto des Altarbildes. Abgerufen am 28. Mai 2013.
  9. Pressemitteilung zur Renovierung 2010. Abgerufen am 28. Mai 2013.
  10. 36. Nürnberger Kirchenmusiktage in sieben Gotteshäusern. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 19. Mai 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtkirche-nuernberg.de
  11. a b Die Orgeln von St. Martin. Abgerufen am 28. Mai 2013.
  12. Die Disposition der Kuhn-Orgel. Abgerufen am 19. Mai 2018.
  13. Die Glocken von St. Martin auf glockenklaenge.de. Abgerufen am 2. August 2017
  14. Dieter Schmidt: Das Nürnberger Glockenbuch, Seiten 193 u. 194