St. Marien (Wriezen)

Kirchengebäude in Wriezen

Die evangelische Stadtpfarrkirche St. Marien ist ein Kirchenbau in Wriezen im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg. Das am Marktplatz der Stadt gelegene Bauwerk ist seit 1945 eine Ruine und steht unter Denkmalschutz.[1]

Die Marienkirche

Die Kirche gehört zum Kirchenkreis Oderland-Spree der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Geschichte Bearbeiten

 
Postkarte mit der Kirche im Vorkriegszustand

Ursprünglich war die Kirche ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert, der von einem Friedhof umgeben war. In den Jahren 1598/1599 wurde der Kirchhof wegen der vielen Pesttoten verlegt und 1777 eingeebnet, das Gelände wurde Teil des Marktes.

Im 14. Jahrhundert wurde der Turm aus Backstein angebaut und im gleichen Jahrhundert der Chor ebenfalls in Backstein erweitert. Es wird vermutet, dass 1432 die Hussiten die Kirche teilweise zerstörten. Sie wurde anschließend wieder hergestellt und um 1500 dreischiffig und backsteinsichtig umgebaut. Diese Bauarbeiten wurden 1513 abgeschlossen. Im Laufe der Jahre gab es weitere Ergänzungen.

Der Turm brannte unter anderem in den Jahren 1638, 1639, 1664 und 1732. Er ist danach jeweils wieder aufgebaut worden, erhielt eine barocke Fassadengliederung und wurde mit einer Welschen Haube versehen. Die letzte Reparatur fand 1784 statt, bis zur Zerstörung im Jahre 1945 wurden nur noch kleine Reparaturen vorgenommen.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges, vom 16. bis zum 20. April 1945, brannte die Kirche auf Grund von Kampfhandlungen bis auf die Grundmauern ab, dabei ging die gesamte Innenausstattung verloren. 1950/1951 wurde das südliche Chorschiff zur Kapelle umgebaut. Zwischen 1954 und 1960 wurde der Turm durch vier Zwischendecken aus Beton stabilisiert.

Im April 1991 wurde ein Förderverein mit dem Ziel eines Wiederaufbaus der Kirche gebildet. Seitdem wurde unter anderem der Turm saniert. Das Richtfest fand am Oktober 2021 statt.[2]

Seit 2012 ist der Regionalkonvent Ost der Hochkirchlichen St.-Johannes-Bruderschaft in der Kirche ansässig.[3]

 
Blick von Osten auf die Marienkirche, davor der Marktbrunnen

Beschreibung Bearbeiten

Das als Ruine erhaltene Bauwerk in Form einer etwa 55 Meter langen Hallenkirche aus Backstein besteht aus einem dreischiffigen Langhaus und einem dreischiffigen Chor. Erhalten geblieben sind nach den Zerstörungen von 1945 die Umfassungsmauern, die Pfeiler und Arkaden des Langschiffes, die Innenwände des Chores sowie der rechteckige Turm mit einer Fläche von 14 mal 9 Metern, der vor der Zerstörung sechs Geschosse aufwies. Er ist unlängst saniert worden und erhielt anstelle der kriegszerstörten Welschen Haube eine flache Notabdeckung.

Das südliche Schiff des Chores wird heute als Kapelle genutzt.

Ausstattung Bearbeiten

In der Kapelle befindet sich ein Flügelaltar aus dem Jahre 1951, der laut Inschrift von Alice Brasse-Forstmann erstellt worden ist. In der Mitte sind der gekreuzigte Christus, Maria und Johannes abgebildet. Auf den Flügeln befinden sich jeweils zwei Evangelisten.

Die alten Glocken sind nicht mehr vorhanden. Im Turm hängt jetzt eine ursprünglich aus Werblitz (heute Wierzbnica) im ehemaligen Kreis Soldin, heute Myślibórz (Polen) stammende Glocke, die möglicherweise im Jahre 1480 gegossen worden ist.

In der Kirche befindet sich eine Grabplatte aus Sandstein von 1681 mit einem stark verwitterten Relief, die sogenannte Wendentaufe.

Literatur Bearbeiten

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Teil: Brandenburg. Deutscher Kunstverlag München Berlin 2000, ISBN 3-422-03054-9.
  • Ilona Rohowski, Ingetraud Senst: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmale in Brandenburg. Band 9.1: Landkreis Märkisch-Oderland. Teil 1: Städte Bad Freienwalde und Wriezen, Dörfer im Niederoderbruch. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms am Rhein 2006, ISBN 3-88462-230-7.

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Marien (Wriezen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Märkisch-Oderland (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
  2. Uwe Donath: Kulturerbe Oderbruch – Kirchen als prägende Elemente der Landschaft, veröffentlicht in Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Offene Kirchen 2023 – Gotteshäuser im Wandel, S. 69
  3. Regionalkonvent Ost | Hochkirchliche St.-Johannes-Bruderschaft. In: Hochkirchliche St.-Johannes-Bruderschaft. (johannesbruderschaft.eu [abgerufen am 30. April 2018]).

Koordinaten: 52° 42′ 59,8″ N, 14° 8′ 8,3″ O