St. Marien (Schmelz)

Kirchengebäude in Schmelz

Die Kirche St. Marien ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im saarländischen Schmelz, Landkreis Saarlouis. Sie ist dem Gedenken der Sieben Schmerzen der Maria gewidmet. In der Denkmalliste des Saarlandes ist die Kirche als Einzeldenkmal aufgeführt.[1] Am 7. April 2022 musste die Pfarrkirche „infolge der Absturzgefahr der Pieta am Eingangsgiebel“ gesperrt werden.[2]

Die katholische Pfarrkirche St. Marien in Schmelz

Geschichte Bearbeiten

 
Blick ins Innere der Kirche

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Pfarrkirche der Pfarrei Bettingen, zu der auch die katholischen Bewohner von Außen gehörten (Bettingen und Außen bilden seit 1937 den Ort Schmelz),[3] zu klein geworden.[4] Da die Außener nach mehr Selbständigkeit drängten, stieß der Plan des damaligen Pfarrers Kaas eine neue größere Pfarrkirche in Bettingen zu errichten in Außen auf Widerstand und scheiterte schließlich, als Pfarrer Kaas im Mai 1911 verstarb. Der Wunsch der Außener Katholiken nach einer eigenen Kirche wurde immer größer, sodass ein Kirchenbauverein gegründet wurde, mit dem Zweck, die notwendigen Finanzmittel für einen Kirchenbau in Außen zu sammeln. Als die finanziellen Mittel bereits bald darauf vorhanden waren, konnte das Bauvorhaben begonnen werden. Zuerst wurde im Jahr 1914 die alte Kapelle in Außen zu einer einfachen Hallenkirche aus Backsteinen mit einer primitiven Dachkonstruktion erweitert, die als Notkirche diente.[4]

Am 18. Februar 1920 wurde die Bettinger Filiale Außen durch eine Urkunde des Trierer Bischofs Michael Felix Korum zur selbständigen Kapellengemeinde erklärt. Die endgültige Erhebung zur Pfarrei erfolgte im Jahr 1926 durch Bischof Franz Rudolf Bornewasser.[4]

Durch die Erhebung zur Pfarrei erhielt auch der Wunsch nach einer neuen Pfarrkirche, die die Notkirche ablösen sollte, neuen Auftrieb. Am 21. September 1930 kam es zur Grundsteinlegung für das neue Gotteshaus, das nach Plänen der Architektengemeinschaft Ludwig Becker und Anton Falkowski (Mainz) errichtet wurde.[5] Die Einweihung der nach vierjähriger Bauzeit fertiggestellten Kirche, konnte am 28. April 1934 vorgenommen werden.[4]

Architektur Bearbeiten

Äußeres Bearbeiten

Die Westfassade des wuchtigen Sakralbaues weist eine Dreiteilung auf, wobei der Mittelteil von zwei zweiseitig schließenden Vorbauten flankiert wird. Der Haupteingang ist durch eine horizontale Portalhalle akzentuiert. Die Horizontallinie zieht sich seitlich der pylonartigen Vorbauten weiter. Hier stehen kleine spitzbogige Seitendurchgänge, die als Vorhallen der Seiteneingänge dienen. Die drei großen Fenster der Fassade sind wie die Obergadenfenster des Schiffes als Lanzettöffnungen mit Spitzbögen gestaltet. Insgesamt verleihen sie dem Bau eine gotisierende Reminiszenz. Die Giebelspitze der Portalfassade ist gestuft. Der Giebel selbst ist mit einem kraftvollen Pietà-Relief geschmückt. Der Kirchturm ist seitlich im Südosten positioniert. Das Mauerwerk des Baues ist verputzt. Die Anlage einer Zweiturmfassade bleibt rudimentär. Auch der Hauptturm wirkt gegenüber seinen gotischen Vorbildern abstrahierend gestutzt. Historische Bezüge auf die Architekturgeschichte sind nur noch in Ansätzen vorhanden und nur noch in Einzelelementen spürbar. Der Schmelzer Sakralbau ist dem Abstraktions-Historismus zuzuordnen. Zwar existieren noch wichtige Aspekte des Basilikatypus, doch ordnen sich die Seiten dem Hauptschiff völlig unter. Der Kirchenraum ist optisch als Saalbau disponiert.

Inneres Bearbeiten

 
Blick in das rechte Seitenschiff

Die dreischiffige Basilika verfügt über ein breites Langhaus, das aus fünf Jochen gebildet wird. Die Seitenschiffe sind als schmale Gänge gestaltet und weisen im Vergleich mit dem Mittelschiff eine relativ niedrige Höhe auf. Kräftige, ungegliederte Rechteck-Pfeiler mit breiten horizontalen Abschlüssen sowie ein Wechsel von Unterzügen und Holzbalken verringern die Raumhöhe der Seitenschiffe zusätzlich. Die abgestufte Flachdecke des Mittelschiffes ist durch starke Holzbalken auf Konsolen gegliedert, deren Abschnitte sich auf die Obergadenfenster beziehen. Arkadenzone und Obergaden sind durch ein einfaches Gesims, das gleichzeitig als Sohlbank der Obergadenfenster dient, voneinander geschieden. Für die ehemaligen Seitenaltäre in den Chorwänden öffnen sich hohe und schmale Spitzbogennischen. Hinsichtlich ihrer Belichtung sind die Seitenschiffe mit ihren kleinen Fenstern sowie die Chornischen dunkel gehalten, während das Hauptschiff durch hohe spitzbogige Obergadenfenster heller ausgelichtet ist.

Der Chorbereich ist gegenüber dem Langhaus eingezogen und schließt seinerseits mit einer wiederum eingezogenen und in der Höhe abgesetzten Apsis. Diese ist zweiseitig geformt und erinnert wie die Portalpylonen durch ihre von der Formenlehre der Gotik abweichende Abstraktion nur noch entfernt an mittelalterlich-gotische Polygonalität. Der Chorbereich erhält durch hohe Fensterbahnen Seitenlicht, das den Altarbereich geheimnisvoll beleuchtet.[6]

Ausstattung Bearbeiten

Zur Ausstattung der Kirche gehört eine mittelalterliche Pietà, die von Maler und Bildhauer Ernst Alt (Saarbrücken), restauriert und nachträglich mit einem Schwerterkranz ergänzt wurde.[5]
Bemerkenswert sind auch die Fenster der Gebr. Binsfeld (Trier), die beim Einfall von starkem Sonnenlicht, besonders in den gangartigen Seitenschiffen, dem Raum eine mystisch-glühende Aura verleihen.[5]

Orgel Bearbeiten

 
Blick vom Altarraum zur Orgelempore

Die Orgel der Kirche wurde 1999 von der Firma Hugo Mayer (Heusweiler) erbaut.[7] Das auf einer Empore aufgestellte Schleifladen-Instrument verfügt über 31 klingende Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur ist elektrisch.[8] Das Orgelgehäuse ist aus massiver Eiche gefertigt.[9]

Bei der Konzeption der Orgel stand die Epoche der französischen Romantik Pate, was sich an der Disposition erahnen lässt. Im Hinblick auf Mensurierung und Intonation wurde das Instrument so ausgelegt, dass sich alle Werke der Orgel in das Klangbild der französischen Romantik einfügen. Verschiedene Register orientieren sich an Mensurenvorlagen des französischen Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll, vor allem die Mixturen und die Zungen.[9]

Die Disposition lautet wie folgt:[9][8]

I Grand Orgue C–g3

1. Bourdon 16′
2. Principal 8′
3. Konzertflöte 8′
4. Gambe 8′
5. Bourdon 8′
6. Octave 4′
7. Holzflöte 4′
8. Quinte 223
9. Octave 2′
10. Terz 135
11. Mixtur IV–V 113
12. Trompete 8′
II Récit expressif C–g3

13. Praestant 8′
14. Rohrflöte 8′
15. Salicional 8′
16. Voix céleste 8′
17. Principal 4′
18. Flûte octaviante 4′
19. Fugara 4′
20. Nazard 223
21. Doublette 2′
22. Tierce 135
23. Plein jeu IV–VI 2′
24. Basson 16′
25. Trompette harmonique 8′
26. Hautbois 8′
Tremulant
Pédale C–f1
27. Principal 16′
28. Subbass 16′
Octave (Ext. Nr. 27) 8′
Gedecktbass (Ext. Nr. 28) 8′
29. Choralbass 4′
30. Mixtur IV 223
31. Posaune 16′
Trompete (Ext. Nr. 31) 8′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P
    • Suboktavkoppeln: II/II
    • Superoktavkoppeln: II/P
  • Spielhilfen: 4000 Setzerkombinationen

Literatur Bearbeiten

  • Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Pfalz / Saarland. 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1984, S. 939.
  • Katholischen Pfarrgemeinde St. Marien Schmelz (Hrsg.): Die neue Orgel in Schmelz-St. Marien. (Festschrift zur Weihe der neuen Orgel am 16. Mai 1999 in Schmelz St. Marien) Nalbach 1999.
  • Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland. (= Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland, Band 40.) Saarbrücken 2002, S. 195–196, S. 422, S. 609.
  • Saarforschungsgemeinschaft (Hrsg.), Walter Zimmermann (Bearb.): Die Kunstdenkmäler der Kreise Ottweiler und Saarlouis. 1. Auflage, 1934. / 2., unveränderte Auflage, Saarbrücken 1976, S. 147.
  • L. Sudbrack, A. Jakob (Hrsg.): Das katholische Saarland. (= Heimat und Kirche, Band II/III.) Saarbrücken 1954, S. 44 f.

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Marien (Schmelz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Denkmalliste des Saarlandes: Teildenkmalliste Landkreis Saarlouis (PDF-Datei; 1,2 MB)
  2. Information auf pfarreiengemeinschaft-schmelz.de. (Memento vom 10. April 2022 im Internet Archive)
  3. Ortsteile/Gemeindebezirke auf schmelz.de, abgerufen am 14. Juli 2013
  4. a b c d Pfarrkirche St. Marien auf pfarreiengemeinschaft-schmelz.de. (Memento vom 2. Juni 2013 im Internet Archive)
  5. a b c Informationen zur Pfarrkirche St. Marien auf kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 14. Juli 2013
  6. Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland. (=Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland. Band 40), Saarbrücken 2002, S. 195–196 und S. 422, 609.
  7. Katholischen Pfarrgemeinde St. Marien Schmelz (Hrsg.): Die neue Orgel in Schmelz-St. Marien. Festschrift zur Weihe der neuen Orgel am 16. Mai 1999 in Schmelz St. Marien, Nalbach 1999.
  8. a b Die Orgel der Pfarrkirche St. Marien auf organindex.de, abgerufen am 14. Juli 2013
  9. a b c Orgel der Pfarrei St. Marien Schmelz auf orgelbau-mayer.de. (Memento vom 1. Juli 2008 im Internet Archive)

Koordinaten: 49° 26′ 53,2″ N, 6° 50′ 49,4″ O