Somatic Experiencing

körperorientierter Ansatz gegen traumatischen Stress

Somatic Experiencing (SE) ist ein körperorientierter Ansatz zur Lösung von traumatischem Stress. SE wird zur Überwindung von Schocktraumata und zur Behandlung früher Bindungs- und Entwicklungstraumata eingesetzt. Das Ziel von Somatic Experiencing ist, die natürliche Selbstregulation im Nervensystem (wieder-)herzustellen und dadurch die im Körper als Folge von Schock und Trauma entstandenen Symptome zu wandeln.[1][2]

Zum Trauma wird ein Ereignis, wenn es individuelle psychische Bewältigungsfähigkeiten übersteigt und ein Gefühl der Überwältigung und Hilflosigkeit verursacht. Traumatisierende Erlebnisse können in vielerlei Lebenssituationen entstehen: Operationen, schwere Krankheiten, Verletzungen, der Verlust eines nahen Menschen, Vernachlässigung in der Kindheit oder pränatale Bedrohung im Mutterleib, Krieg, Naturkatastrophen oder Gewalterfahrung wie z. B. Vergewaltigungen. Auch scheinbar gewöhnliche Ereignisse wie medizinische Behandlungen, ein Hundebiss, das Miterleben von Gewalt im Fernsehen können den Anwendern der Methode zufolge traumatisieren.

Somatic Experiencing definiert Trauma nicht in erster Linie durch das Ereignis, sondern durch die körperliche Reaktion auf das Ereignis. In einer bedrohlichen Situation laufe automatisch ein Notprogramm ab: Kampf, Flucht, Erstarrung oder Kollabieren. Erst wenn die dabei mobilisierte Energie entladen sei, sei für den Körper die Gefahr vorbei. Ansonsten bleibe er weiterhin in Alarmbereitschaft. Die „Überlebensenergie“ werde im Nervensystem gebunden und es entstehe ein Trauma. SE wird als nonverbale Kommunikation mit dem Körpergedächtnis beschrieben. Das Nervensystem werde angeleitet, die während des Traumas blockierten Energien zu entladen.

Die Methode wurde von Peter A. Levine, geb. 1942, Biophysiker und Psychologe, entwickelt. 2010 wurde er von der Amerikanischen Vereinigung für Körperpsychotherapie für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Traumaforscher bestätigen die Wirksamkeit von Somatic Experiencing. Zwei randomisierte kontrollierte Studien[3][4] belegten 2017, dass Somatic Experiencing eine effektive Methode zur somatischen PTBS-Behandlung sein kann.

Einzelnachweise

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  1. Somatic-Experiencing Deutschland e.V. Abgerufen am 9. Februar 2020 (deutsch).
  2. Peter A. Levine, Ann Frederick et al.: Trauma-Heilung: Das Erwachen des Tigers; unsere Fähigkeit, traumatische Erfahrungen zu transformieren. Synthesis, Essen 1998, ISBN 3-922026-91-5.
  3. D. Brom, Y. Stokar, C. Lawi, V. Nuriel-Porat, Y. Ziv, K. Lerner, G. Ross: Somatic Experiencing for Posttraumatic Stress Disorder: A Randomized Controlled Outcome Study. In: Journal of Traumatic Stress. Band 30, Nr. 3, 2017, S. 304–312, doi:10.1002/jts.22189, PMID 28585761, PMC 5518443 (freier Volltext).
  4. T. Andersen, Y. Lahav, H. Ellegaard, C. Manniche: A randomized controlled trial of brief Somatic Experiencing for chronic low back pain and comorbid post-traumatic stress disorder symptoms. In: European Journal of Psychotraumatology. Band 8, Nr. 1, 2017, doi:10.1080/20008198.2017.1331108, PMID 28680540, PMC 5489867 (freier Volltext).