Siegbert Einstein

deutscher Politiker, Fabrikarbeiter, Beamter und Holocaust-Überlebender

Siegbert Einstein (* 25. Oktober 1889 in Buchau[1][2]; † 24. Dezember 1968 in Riedlingen) war ein deutscher Politiker, Fabrikarbeiter, Beamter und Holocaust-Überlebender.[3]

Leben und Karriere Bearbeiten

Siegbert Einstein, geboren in einer jüdischen Familie in Buchau, war der zweite Sohn von Martin Einstein und Sally Dreyfus Einstein und ein Großneffe von Albert Einstein.[4] Er war mit Elsa Schlitter verheiratet. Er hatte mit ihr zwei Söhne, Rolf Einstein und Kurt Einstein.[5] Einsteins Kinder wurden evangelisch getauft und gehörten damit der Konfession seiner Frau Elsa an.

Einstein nahm als Leutnant der Reserve im Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51 der Württembergischen Armee am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes sowie dem Ritterkreuz II. Klasse des Friedrichs-Ordens mit Schwertern ausgezeichnet.[6]

Er betrieb in der Schussenriederstraße 29 und später in der Inselstraße 9 in Buchau ein Tuchgeschäft unter dem Namen „Einstein & Erlanger“. Nachdem er 1938 den Stoffhandel beendet hatte, ging er nach Riedlingen, um als Arbeiter in einer Molkerei zu arbeiten. Am 21. Februar 1945 wurde Einstein in das KZ Theresienstadt deportiert, überlebte und kehrte Ende Juni 1945 nach Buchau zurück. Am Ende des folgenden Jahres wurde er stellvertretender Bürgermeister von Bad Buchau und Verantwortlicher der jüdischen Gemeinde Bad Buchau.[7] Für seine Bemühungen um die Stadt Buchau erhielt er 1959 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse.[2]

Er starb 1968 in Riedlingen und war der letzte Jude, der auf dem Jüdischen Friedhof in Bad Buchau begraben wurde.[2][4]

Literatur Bearbeiten

  • Joseph Mohn: Der Leidensweg unter dem Hakenkreuz: Aus der Geschichte von Stadt und Stift Buchau am Federsee. Hrsg. von der Stadt Bad Buchau, Bad Buchau 1970, DNB 457627220.
  • Charlotte Mayenberger: Juden in Buchau. (= Landkreis Biberach – Geschichte und Kultur; 8). Federsee-Verlag, Bad Buchau 2008, ISBN 978-3-925171-76-5.
  • Andrea Hoffmann: Schnittmengen und Scheidelinien: Juden und Christen in Oberschwaben. Tübinger Vereinigung für Volkskunde, 2011, ISBN 3-932-51269-3, S. 276.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bad Buchau (Kreis Biberach): Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes. In: Alemannia Judaica. 17. April 2020, abgerufen am 20. März 2022.
  2. a b c Charlotte Mayenberger: Von Buchau nach Theresienstadt: Begleitheft zur Ausstellung Theresienstadt. (pdf; 2,4 MB) In: judeninbuchau.de. 18. Juli 2012, S. 17, abgerufen am 20. März 2022.
  3. Morris Vierfelder, Alfred Einstein, Sig Einstein: April 1945. (pdf; 1 MB) In: Buchauer Nachrichten. Hrsg. von Charlotte Mayenberger, 12. Dezember 2012, S. 8, abgerufen am 20. März 2022 (veröffentlicht auf judeninbuchau.de).
  4. a b Juden in Buchau. In: juedische-friedhoefe.info. Abgerufen am 7. November 2018.
  5. „Buchau selbst kam mir sehr tot vor“. In: schwäbische.de. 5. Mai 2015, abgerufen am 7. November 2018.
  6. Kriegsministerium (Hrsg.): Königlich Württembergisches Militär-Verordnungsblatt. Personal-Nachrichten. Nr. 58 vom 16. Oktober 1916, S. 632.
  7. Reinhold Adler: Buchau – An Extinct Jewish Community. (pdf; 5,6 MB) In: AJR Information. Hrsg. von der Association of Jewish Refugees in Grear Britain, Dezember 1971, S. 7, abgerufen am 7. November 2018 (englisch).