Sibin (deutsch Zebbin) ist ein Dorf in der Woiwodschaft Westpommern in Polen. Es gehört zur Gmina Kamień Pomorski (Gemeinde Cammin) im Powiat Kamieński (Camminer Kreis).

Geographische Lage Bearbeiten

Sibin liegt in Hinterpommern, auf einem Hügel etwa 9,5 Kilometer südwestlich der Stadt Kamień Pomorski (Cammin in Pommern) und 54 Kilometer nördlich von Stettin.

Geschichte Bearbeiten

 
Dorfkirche (um 1500), Vorderansicht. Bei dem Vorbau handelt es sich um den Unterbau des ehemaligen Kirchturms, der 1945 zerstört wurde.
 
Dorfstraße

Die Ortschaft gehörte früher zu einem Rittergut. Die Dorfkirche von Zebbin wird erstmals 1288 erwähnt.[1] Im Jahr 1404 verkauft die Familie von Steinwehr ein Viertel des Dorfs an die Stadt Wollin und das dortige Zisterzienserinnen-Kloster. Im Jahr 1419 schuldet Kurt Muckerwitz dem Camminer Bischof Magnus von Sachsen-Lauenburg eine Rente; im Jahr 1491 werden die Flemmings als Patrone der Kirche erwähnt.[1] Seit etwa 1500 gehört die Ortschaft den Flemmings, die 1628 drei Anteile mit 13,5 Hh, zwei Kossäten, zwei Schäfer und eine Mühle versteuern.[1]

Um 1780 hatte Zebbin zwei Ackerwerke, neun Bauern, von denen drei zuvor zu Ribbertow gehört hatten,[1] zwei Kossäten, einen Prediger, einen Küster, eine Windmühle und insgesamt 16 Haushaltungen. Zu diesem Zeitpunkt war die Ortschaft ein Flemmingsches Lehen.[2] Bis 1835 befand sich das Rittergut im Besitz des Landrats Carl Berend Sigismund von Flemming (1779–1835), der Erbherr auf Basenthin, Harmsdorf, Zebbin und Ribbertow war.[3] Im Jahr 1866 hatten das Rittergut und das Kirchdorf zusammen 314 Einwohner.[4] Im Jahr 1870 hatte das Flemmingsche Gut eine Größe von 531,1 Hektar und 141 Einwohner, und das Dorf mit 20 Grundbesitzern hatte 201,5 Hektar und 198 Einwohner.[1]

Um 1930 hatte die Gemarkung der Gemeinde Zebbin eine Flächengröße von 748,7 Hektar, wovon 8,5 Hektar Forst waren[1] sie beherbergte 39 Wohnhäuser, und Zebbin war der einzige Wohnort auf dem Gemeindegebiet. Im Jahr 1925 wurden in Zebbin 307 Einwohner gezählt, die auf 58 Haushaltungen verteilt waren.[5] 1939 hatte das Rittergut genau eine Größe von 457 Hektar;[6] sein Besitzer war Richard von Flemming.[1] Er war auch Pächter von Reckow mit Parlowkrug, welches der von Köller’schen Familienstiftung gehörte. Hasso Richard Graf von Flemming-Benz (1879–1960),[7] so sein vollständiger Namenszug, Gutsbesitzer auf Paatzig, Drammin und Zebbin, war Major a. D., Ehrensenator der Universität Greifswald und Rechtsritter des Johanniterordens. Er war unverheiratet und hinterließ keine Erben.

Bis 1945 gehörte Zebbin zum Landkreis Cammin i. Pom. der Provinz Pommern. Zebbin war der Sitz des Amtsbezirks Zebbin.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in Zebbin Anfang März 1945 vier Tage lang erbittert gekämpft; ein Teil der Einwohner floh planlos und ohne behördliche Anweisung, etwa 12 bis 15 Personen blieben. Bei den Kämpfen fielen über 60 Soldaten; bei der Besetzung durch die Sowjetarmee wurden drei Einwohner erschossen.[8] Nach Kriegsende wurde Zebbin unter polnische Verwaltung gestellt. Zebbin wurde in Sibin umbenannt.

Kirche Bearbeiten

Die bis 1945 in Zebbin anwesende Dorfbevölkerung gehörte mit großer Mehrheit dem evangelischen Glaubensbekenntnis an. Im Jahr 1925 wurden in Zebbin 286 Protestanten und 21 Katholiken gezählt.[5] In das Kirchspiel Zebbin waren die evangelischen Einwohner von Drammin, Ribbertow, Paatzig und Kucklow eingepfarrt. Das Patronat der Kirche lag in den Händen der Familie von Flemming-Paatzig, die schon 1491 erwähnt wurde.[9]

Die Kirche von Zebbin wurde erstmals 1288 erwähnt. Das Kirchenschiff, ein Findling- und Backsteinmauerwerk, entstand um 1500. 1594 und 1749 wurde der Kirchturm erneuert; sein Oberbau bestand aus verschaltem Eichen- und Kiefernfachwerk und hatte einen achteckigen Helm.[9] Die Kirchenglocke wurde 1523 gegossen.[10] Im Jahr 1945 wurde die Kirche durch Artillerie-Beschuss stark beschädigt. Vom Kirchturm ist nur der aus Findlingen und Backsteinen gemauerte Unterbau erhalten geblieben.

Schule Bearbeiten

Kucklow hatte bis 1945 eine eigene Volksschule.[11]

Sage Bearbeiten

Bürger von Zebbin sollen einmal ein schwarzes Pferd, das einem Landwirt zugelaufen war und das angeblich rote Augen hatte, für den leibhaftigen Teufel in Pferdegestalt gehalten haben.[12]

Söhne und Töchter des Ortes Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Hasso von Flemming-Benz: Der Kreis Cammin. Holzner, Würzburg 1970.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 6, Anklam 1870, S. 459–460 (Online).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Stettin 1784, Teil II, Band 1, S. 49, Nr. 49 (Online).

Fußnoten Bearbeiten

  1. a b c d e f g Hasso von Flemming-Benz: Der Kreis Cammin. Holzner, Würzburg 1970, S. 170–171.
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Stettin 1784, Teil II, Band 1, S. 49, Nr. 49.
  3. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S. 270 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 6, Anklam 1870, S. 459-460.
  5. a b Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Zebbin im ehemaligen Kreis Cammin in Pommern (2011).
  6. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. erlag von Niekammer's Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 113 (d-nb.info [abgerufen am 17. August 2021]).
  7. Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / A (Uradel) 1962. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA. Band IV, Nr. 28. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1962, S. 187–191 (d-nb.info [abgerufen am 19. August 2021]).
  8. Flemming-Benz (1970), S. 540.
  9. a b Flemming-Benz (1970), S. 250–251.
  10. Flemming-Benz (11970), S. 269.
  11. Flemming-Benz (1970), S. 307.
  12. Ulrich Jahn: Volkssagen aus Pommern und Rügen. Berlin 1889, S. 304.

Koordinaten: 53° 54′ N, 14° 41′ O