Seisser (auch Seißer) ist der Name einer bayerischen Kaufmannsfamilie, die im Textil- und Lebensmittelhandel in Würzburg und München tätig war.

Geschichte Bearbeiten

Die Familie war im 16. Jahrhundert aus Württemberg oder Österreich bzw. Südtirol nach Würzburg eingewandert. Im Jahr 1585 oder 1558 taucht der Name „Seusser“ zum ersten Mal in Würzburg auf. Die gesicherte Stammreihe beginnt mit Johann-Conrad Seusser (Seißer) im Jahre 1638 mit dem Hinweis, dass die Familie aus dem Orte Gundelsheim eingewandert sei, jedoch aus Tirol stamme.[1] Diese Unterlagen aus dem Stift Haug wurden 1945 vernichtet. Seit dem 18. Jahrhundert war die Familie im Tuch- und Seidenhandel tätig, später betrieb sie auch ein Mode- und Textilhandelshaus in der Würzburger Innenstadt mit Kontoren in München, Wien und Berlin. Das Textilhandelshaus M. Ph. Seisser gegr. 1773 gehörte zu den ältesten seiner Branche in Deutschland. Ein Zweig und mehrere Generationen der Familie waren seit dem 19. Jahrhundert im Lebensmittelhandel in München tätig, unter anderem mit Kathreiner’s Malzkaffee, Unifranck und Allgäuer Alpenmilch.

Zwei Mitglieder der Familie wurden in den bayerischen Adelstand erhoben. Die Familie war mit vielen alteingesessenen Würzburger und bayerischen Kaufmannsfamilien verwandt und verschwägert, wie z. B. den Miegs (General Hans v. Mieg), den Völk wie auch mit den Familien Sedlmayr (Spaten-Bräu), Oberhummer und Kathreiner in München. Sie hatten auch Verbindungen zu Mitgliedern bekannter Beamten- und Professorenfamilien, wie z. B. mit den Familien von Adolf Strecker, Oliver von Leube, von Franque, dem Mediziner und Biologen Valentin Leiblein und dem Anatomen Franz von Leydig.

Wappen Bearbeiten

Eine kolorierte Skizze (Original im bayerischen Hauptstaatsarchiv München) des wahrscheinlich im Barock entstandenen Seißer’schen Wappens wurde 1885 vom Ministerialrat im kgl. Bay. Staatsministerium der Finanzen Andreas (v.) Seißer an den bay. Reichsherold als Seißer’sches Familienwappen eingereicht und übernommen als persönliches Wappen von demselben, anlässlich seiner Aufnahme in die bayerische Adelsmatrikel nach Verleihung des Verdienstordens der bay. Krone. Der Reichsherold akzeptiere das Wappen und übernahm das Familienwappen für Andreas von Seißer ohne jegliche Veränderung oder Mehrung in das Adelsdiplom in der unteren Rangklasse des bayerischen Adels.[1] Lediglich die Schildform wurde im finalen Diplom historisierend verändert. Im Diplom ist der Schild abgeschrägt und stark nach links (heraldisch rechts) gekippt. In dieser Form wird das Wappen seither von der Gesamtfamilie geführt. Eine in Metall gegossene Abbildung des Wappens befand sich bis zu Sanierung des Stammhauses der Familie, dem Würzburger Kürschnerhof, im Jahre 2007 am Rückgebäude der Firma (M.Ph.) Seißer in der Martinstraße.

Bekannte Mitglieder Bearbeiten

  • Georg-Philipp Seisser (1749–1826), Gründer der Firma M. Ph. Seisser (Würzburg)
  • Michael Philipp Seisser (1789–1859), Namensgeber des Handelshauses M. Ph. Seisser, Handelsrat (Würzburg)
  • Andreas von Seisser (1837–1911), Präsident der bayerischen Staatsbank (München)
  • Ludwig Franz Barbarossa („Louis“) Seißer (1839–1923), Handelsrichter und Bankier, kgl. bay. Kommerzienrat (1902), (Würzburg und München)
  • Ludwig Seisser (1866–1936), Pharmazeut und Unternehmer, kgl. bay. Kommerzienrat (München)
  • Michael-Philipp Seißer (1854–1943), geheimer Kommerzienrat und Großkaufmann (Würzburg und München)
  • Georg Seisser, Handelsgericht-Accessist, Handelsrat, (Würzburg)
  • Rudolf Seisser, Hofrat, Mediziner und Forscher in Würzburg (Würzburg)
  • Valerie Seisser (1862–1953), Oberin beim Roten Kreuz in München, Gründerin der Rot Kreuz Schwestern in Würzburg, Tochter des Arztes Carl Seisser
  • Philipp Seisser, Medizinalrat, im Vorstand der Rot Kreuz Klinik in Würzburg
  • Hans von Seißer (1874–1973), Präsident der bayerischen Landespolizei (München)
  • Franz Philipp Seisser, Chefarzt der Würzburger Frauenklinik
  • Adolph Seisser (1898–1979), Inhaber des Textilhauses Völk in Würzburg, Verwaltungsratsmitglied der Kathreiners Malzkaffe-Fabriken, München
  • Paul Seisser, Hauptgeschäftsführer der IHK in Würzburg
  • Anton Franz Seisser († 1966), Textilkaufmann, Würzburger Stadtrat 1933 bis 1945, Verwaltungsratsmitglied der Kathreiners Malzkaffe-Fabriken, München
  • Rolf Seisser (1922–2019), Verbandsfunktionär (Frankfurt)

Quellen Bearbeiten

  • Staatsministerium der Finanzen (Hrsg.): Finanz-ministerialblatt für den Freistaat Bayern. 1906.
  • Bayerischer Hofkalender. München 1911.
  • Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Band 58.
  • Josef Balduin Kittel: Ein Alt-Würzburger Handelshaus: Kaufhaus Seisser. 1922.
  • Gerhart Nebinger, Fritz Sigether: Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels. Degener, 1952.
  • Prospekt der Firma Seisser Modesalon Landestrachten und Lodenkleider. Univers.-Druckerei Würzburg (um 1920).
  • Modehaus Seisser (Würzburg), Charlotte Breyer: Zweihundert Jahre Seisser. Mainpr.-Verlag, 1973.
  • Werner Dettelbacher: Damals in Würzburg: Bilddokumente aus der Zeit von 1914–1945. Würzburg 1971, ISBN 3-8003-0050-8.
  • Werner Dettelbacher: Würzburg: die Jahre nach 1945. Würzburg 1974, ISBN 3-8003-0084-2.
  • Werner Dettelbacher: Erinnerung an Alt-Würzburg: Bilddokumente aus der Zeit von 1866-1914. Stürtz, Würzburg, ISBN 3-8003-0045-1.
  • Otto Handwerker: Die Dreihundertfünfzigjahrfeier der Julius-Maximilians-Universität Würzburg 1932. Stütz, 1932.
  • DAV, Sektion Würzburg (Hrsg.): Mitglieder Listen. (um 1919).
  • Berliner klinische Wochenschrift. Band 54.
  • Herrmann A. L. Degener: Wer ist’s? Band 10. Verlag Herrmann Degener, 1935.
  • Mieg’sche Chronik. Würzburg (Privatbesitz, Gauting, um 1910).
  • Akt Bay HST Archiv, München Akt 46950
  • Jan-Christoph Kaiser-Seisser M.A. (Hrsg.): Seisser & Cie. Muenchen GmbH. Über uns. Druckerei Druckpunkt, München 2004, S. 9 ff.
  • Jörg Paczkowski: Der Wiederaufbau der Stadt Würzburg nach 1945. Mainfränkische Studien Band 30, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 1982, S. 115, 125, 133
  • Main-Post: „Lücken schließen sich am Kürschnerhof“ (29. August 1958)
  • „Die Nachfolger des Franz Kathreiner aus München“, Familienchronik, Eigendruck, wohl 1920er Jahre, Privatbesitz, Gauting
  • Familienchronik Seisser, Dr. Julius von Braun, Eigendruck Würzburg, Privatbesitz, Gauting
  • „Die Würzburger und Münchner Seißer aus Südtirol: Eine Chronik“ von Hans Ritter von Seißer, Adolph Seißer, Geheimrat Philipp Seißer und Stadtrat Anton Seißer, Würzburg, München und Lindau. Im Eigenverlag – gedruckt bei Bruckmann, München überarbeitet 1959 und 1964, 89 Seiten, broschiert, 19 Abbildungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Julius von Braun: Stammbaum der Familie Seisser. 1909, S. 5 ff. Privatbesitz, Gauting.