Der Schwäbische Dichterpreis war ein am 9. Februar 1935 von dem württembergischen Ministerpräsidenten und Kultusminister Christian Mergenthaler geschaffener NS-Literaturpreis für in Württemberg geborene oder wirkende Schriftsteller, der von 1935 bis 1942 jeweils am Geburtstag von Friedrich Schiller (10. November) in einem Festakt im Staatstheater in Stuttgart vergeben wurde. Die Gründung erfolgte (wie auch die Gründung des Volksdeutschen Schrifttumspreises) im Rahmen einer von der Reichsschrifttumskammer mit Unterstützung durch die Landesstelle Württemberg-Hohenzollern des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda organisierten Propagandaveranstaltung, die unter dem Titel „Ehrentag der Schwäbischen Dichtung“ vom 9. bis 11. Februar 1935 in Stuttgart, Marbach und Tübingen durchgeführt wurde.[1]

Den mit 3.000[2] Reichsmark dotierten Preis[3] konnten nach Paul Sauer (1975) nur solche Autoren erlangen, „deren politisch-literarisches Wohlverhalten über jeden Zweifel erhaben war.“[4] Die letztmalige Vergabe 1942 durch „Ministerpräsident Kultminister Professor Mergenthaler“ fand jedenfalls „im Einvernehmen mit Gauleiter Reichsstatthalter Murr und Reichspropagandaminister Doktor Goebbels“ statt.[5] Mit Literaturpreisen wie dem Schwäbischen Dichterpreis sollten – so auch die neueste Forschung – Schriftsteller „finanziell gefördert und propagandistisch herausgestellt werden, die sich in ideologischer Nähe zum NS-Regime befanden“.[6]

Durch die Verleihung, über die in Zeitungen und Zeitschriften berichtet wurde, erlangten die Preisträger größere, auch überregionale Bekanntheit und – nicht unwichtig auch für die Verlage – eine Steigerung der Auflage. Von Veit Bürkle etwa heißt es, ihm sei erst mit dem Schwäbischen Dichterpreis von 1937 der Durchbruch gelungen.[7]

Der Preis wurde acht Mal an insgesamt 12 Dichter und Dichterinnen verliehen. Wenn mehrere Personen in einem Jahr zu den Preisträgern zählten, wurde das Preisgeld zu gleichen Teilen aufgeteilt. Bei den Verleihungen wurden daneben Belobigungen für weitere erwähnenswerte Werke des Preiszeitraums ausgesprochen. Zehn der zwölf Preisträger gehörten dem Schwäbischen Dichterkreis von 1938 an.

Am 24. Januar 1943 gab Gauleiter Reichsstatthalter Murr bei der Schlusskundgebung einer Gaukulturarbeitstagung in Stuttgart bekannt, dass „wie die ausübende Kunst auch das künsterische Wirken schöpferischer Menschen gefördert werden müsse“. Dazu verkündete er „die Stiftung eines Württembergischen Gaukulturpreises in Höhe von 10.000.– RM“ an Stelle des Schwäbischen Dichterpreises, der dieser Aufgabe bisher gedient habe. Der neue Preis solle „für hervorragende Leistungen oder auch ein Lebenswerk auf den Gebieten des Schrifttums, der Musik, der Malerei oder der bildenden Künste“ vergeben werden.[8] Zur Umsetzung des Plans ist es jedoch kriegsbedingt nicht mehr gekommen.

Preisträger

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  • 1935: Georg Schmückle für das Buch Engel Hiltensperger. Der Roman eines deutschen Aufrührers. Deutsche Hausbücherei, Hamburg 1930,[9] und Gerhard Schumann für den Gedichtband Fahne und Stern. Gedichte. Langen Müller, München 1934.[10]
  • 1936: Ludwig Finckh als „mutige(r) Kämpfer für deutsche Art und deutsche Heimat“ für den Gedichtband Trommler durch die Welt. Franz F. Heine, Tübingen 1936,[11] August Lämmle als „bodenverbundene(r) Schilderer der schwäbischen Menschen und Erhalter schwäbischen Brauchtums“ für das Buch Schwäbisches und Allzuschwäbisches. Fleischhauer & Spohn Verlag, Stuttgart 1936,[11] und Anna Schieber als „warmherzige Künderin edler deutscher Mütterlichkeit“ für das Buch Wachstum und Wandlung. Ein Lebensbuch. Rainer Wunderlich Verlag, Tübingen 1935.[11]
  • 1937: Veit Bürkle (Karl Heinrich Bischoff) für das Buch Bis zur Heimkehr im Sommer. Grohte'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1936.[12]
  • 1938: Hans Heinrich Ehrler für sein Werk Mit dem Herzen gedacht. Betrachtungen. Langen Müller, München 1938,[13] bzw. „für sein Gesamtwerk“.[14] – In genannten Jahr waren vier weitere Werke in der engeren Wahl gewesen, die „besondere Würdigung und lobende Erwähnung“ fanden, Werke von Helmut Paulus, Wilhelm Schloz, Wilhelm Schussen und Hans Reyhing.[15] Die genannten Autoren waren allesamt Mitglieder des Schwäbischen Dichterkreises von 1938.
  • 1939: Heinrich Lilienfein „nach Anhörung des Preisgerichts“ für sein Werk In Fesseln – frei. Ein Schubart–Roman. Fleischhauer & Spohn Verlag, Stuttgart 1938.[16]
  • 1940: Georg Stammler (Ernst Emanuel Krauss) für den Gedichtband Streit und Stille. Gedichte. Georg Westermann, Braunschweig-Berlin-Hamburg 1940, und das Buch Was uns stark macht. Gedanken zur deutschen Aufgabe. Georg Westermann, Braunschweig-Berlin-Hamburg 1940,[17] sowie Max Reuschle für die Gedichtbände Brudergestirn. Neue Gedichte. Hohenstaufen Verlag, Stuttgart 1939, und Volk, Land und Gott. Deutsche Gesänge. Langen Müller, München 1935,[18]
  • 1941: Otto Rombach für den Roman Der junge Herr Alexius. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart-Berlin 1940.[19]
  • 1942: Auguste Supper[5] für ihr Gesamtwerk.

Literatur

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  • Helga Strallhofer-Mitterbauer: NS-Literaturpreise für österreichische Autoren. Eine Dokumentation. Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1994. ISBN 3-205-98204-5, S. 98 f.
  • Verena Mack: Der Schwäbische Dichterpreis – Heimatdichtung im Dienste des Nationalsozialismus. In: Stephan Molitor (Hrsg.): Der „Schwäbische Dichterkreis“ von 1938 und seine Entnazifizierung: Begleitpublikation zu der Ausstellung des Staatsarchivs Ludwigsburg vom 5. Juni bis 6. September 2019. Kohlhammer, Stuttgart 2019 ISBN 978-3-17-036527-8, S. 120–133.

Anmerkungen

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  1. Ehrentag der schwäbischen Dichtung. In: Der Führer. Hauptorgan der NSDAP Gau Baden. Jg. 9. Nr. 69 vom 11. Februar 1935, S. 2 (online bei Deutsches Zeitungsportal).
  2. Irrtümlich falsche Angabe von „300 RM“ Preisgeld bei Jutta Braun: Das Kultministerium in Württemberg 1933–1945. In: Die badischen und württembergischen Landesministerien in der Zeit des Nationalsozialismus. Hrsg. von Frank Engehausen / Sylvia Paletschek / Wolfram Pyta. Teilbd. 2 (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B: Forschungen. Bd. 220, Teilbd. 2). Kohlhammer, Stuttgart 2019, S. 845–917, S. 884.
  3. Nach Ehrentag der schwäbischen Dichtung. In: Der Führer. Hauptorgan der NSDAP Gau Baden. Jg. 9. Nr. 69 vom 11. Februar 1935, S. 2 (online bei Deutsches Zeitungsportal), waren ursprünglich nur 2.000 RM Preisgeld vorgesehen.
  4. Paul Sauer: Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus. Hrsg. von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm 1975. ISBN 3-920921-99-2, S. 239.
  5. a b [Hellmuth Langenbucher (Hauptschriftleiter), Oskar Rühle (Stellvertreter)]: Auguste Supper. Eine deutsche Meistererzählerin. Zur Verleihung des Schwäbischen Dichterpreises. In: Schwaben. Monatshefte für Volkstum und Kultur 14 (1942), S. 175–180, S. 175.
  6. Jan-Pieter Barbian: Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Schriftsteller. In: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Drittes Reich. Teil 1. Hrsg. von Ernst Fischer, Reinhard Wittman. De Gruyter Berlin–Boston 2015. ISBN 978-3-598-24806-1, S. 7–58, S. 57.
  7. Strallhofer-Mitterbauer: NS-Literaturpreise (s. Literatur) S. 22.
  8. Curt Streubel: Deutsche Literaturpreise. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Nr. 108 vom 26. Juni 1943, S. 110 f., S. 111 (online bei boersenblatt-digital.de).
  9. Hellmuth Langenbucher: In: Volkhafte Dichtung der Zeit. 1940, S. 634.
  10. Jürgen Hillesheim, Elisabeth Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter: Biographien, Analysen, Bibliographien. Königshausen & Neumann, Würzburg 1993. ISBN 3-88479-511-2, S. 403.
  11. a b c Auszeichnung schwäbischer Dichter 1936 mit Ansprache von Ministerpräsident und Kultminister Mergenthaler bei der Verleihung des Schwäbischen Dichterpreises am 10. November 1936 im Staatstheater in Stuttgart. In: Württemberg. Monatsschrift im Dienste von Volk und Heimat 8 (1937), S. 574 f.
  12. August Lämmle: Verleihung des schwäb. Dichterpreises 1937 (mit Buchbesprechung). In: Württemberg. Monatsschrift im Dienste von Volk und Heimat 9 (1937), S. 454 f.
  13. So Die Neue Literatur 39 (1938), S. 662.
  14. So Literarisches Zentralblatt für Deutschland. Hrsg. vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler. 1938 S. 118.
  15. Verleihung des schwäbischen Dichterpreises 1938. In: Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung. Jg. 97. Nr. 268 vom 15. November 1938, S. (10) (online bei zeit.punktNRW).
  16. Thorner Freiheit. Amtliches Organ der NSDAP, Kreis Thorn. Jg. 1. Nr. 56 vom 23. November 1939, S. 7. (online); Die Neue Literatur 40 (1939), S. 559.
  17. Schwaben. Monatshefte für Volkstum und Kultur 12 (1940) S. 584.
  18. Schwaben. Monatshefte für Volkstum und Kultur 12 (1940), S. 584.
  19. Schwaben. Monatshefte für Volkstum und Kultur 13 (1941), S. 512.