Eine Schleifkanne ist ein großes zylindrisches oder konisches Schankgefäß.

Schlussstein an einem Gasthaus Bär mit Federhut, Wanderstab u. Schleifkanne

Geschichte Bearbeiten

Die Schleifkannen wurden vom 15. bis 17. Jahrhundert u. a. in Schlesien, Sachsen, Passau und Kärnten[1], zumeist von Rotschmieden[2] und Zapfenmachern[3] hergestellt. Als Material fanden Messing, Kupfer[4] oder auch Zinn Verwendung[5] und in Bodennähe ist bei einigen Exemplaren ein Zapfhahn angebracht.[6]

Schleifkannen fanden z. B. bei Zunft- und Gildenzusammenkünften, aber auch bei Ratsversammlungen Verwendung. Bei Freisprechungsfeiern des Handwerks nahmen die Lehrlinge daraus ihren Gesellentrunk. Die Herkunft der Bezeichnung „Schleifkanne“ wird unterschiedlich angegeben. Die Zunftkannen waren zumeist mit gravierten Zunftemblemen, Meister- und Gesellennamen versehen und wurden seit dem späten 15. Jh. beim sogenannten „Gesellen-Schleifen“, einem Brauch beim Gesellenlossprechen, verwendet.[7]

Trivia Bearbeiten

Der Direktor des Schlesischen Museums Markus Bauer führt eine andere Erklärung für den Begriff Schleifkanne an. „Es könnte sich um ein Sinnbild dafür handeln, dass die jungen Gesellen von ihren älteren Kollegen traktiert, also geschliffen, wurden.“[8] Die Oeconomischen Encyclopädie führt unter Schleifkanne aus: „eine hölzerne aus Dauben zusammengesetzte Kanne, von verschiedener Größe, mit einer Schnautze und Handhabe ... weil man die größeren Kannen dieser Art mehr schleift, als trägt.“[9]

Literatur Bearbeiten

  • Dieter Nadolski: Zunftzinn. Formenvielfalt und Gebrauch bei Fest und Alltag des Handwerks. Klinkhardt u. B. 1991, ISBN 3-78140250-9.
  • Johann Georg Krünitz, Friedrich Jakob Floerken, Heinrich Gustav Flörke, Johann Wilhelm David Korth, Carl Otto Hoffmann, Ludwig Kossarski: Oekonomische encyklopädie. Verlag J. Pauli 1827.
  • Peter Nath Sprengel: P.N. Sprengels Kunste und Handwerke in Tabellen: Mit Kupfern. Bände 15–17, Buchhdl. der Realschule 1777.
  • Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Walter de Gruyter 2007, ISBN 3-110-91296-1.
  • Dieter Nadolski: Zunftzinn. Leipzig 1986
  • Georg Heinrich Zincke: Leipziger Sammlungen von Wirthschafftlichen, Policey- Cammer- und Finantz-Sachen. Bände 1–12, C.L. Jacobi, 1761.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. uni-klu.ac.at. Abgerufen am 16. Oktober 2013.
  2. Weltkunst. Band 72, Ausgaben 10–12, 2002, S. 1869 ff.
  3. Manfred H. Grieb: Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Walter de Gruyter 2007, ISBN 3-110-91296-1, S. 1944
  4. museum-viadrina.de. Abgerufen am 16. Oktober 2013.
  5. schlesisches-museum.de. Abgerufen am 16. Oktober 2013.
  6. uni-klu.ac.at. Abgerufen am 16. Oktober 2013.
  7. Georg Heinrich Zincke: Leipziger Sammlungen von Wirthschafftlichen, Policey- Cammer- und Finantz-Sachen. Bände 1–12, C.L. Jacobi, 1761, S. 439
  8. lr-online.de. Abgerufen am 16. Oktober 2013.
  9. Johann Georg Krünitz, Friedrich Jakob Floerken, Heinrich Gustav Flörke, Johann Wilhelm David Korth, Carl Otto Hoffmann, Ludwig Kossarski: Oekonomische encyklopädie.Verlag J. Pauli 1827, Band 145, S. 410.