Venuskamm

Art der Gattung Scandix
(Weitergeleitet von Scandix pecten-veneris)

Der Venuskamm (Scandix pecten-veneris), auch als Nadelkerbel oder Nadelkörbel[1] bezeichnet, ist eine einjährige Pflanzenart aus der Gattung Scandix innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die senkrecht und parallel zueinander stehenden Früchte erinnern an einen Kamm, daher stammt der wissenschaftliche Artname (lat. pecten veneris „Kamm der Venus“).

Venuskamm

Venuskamm, blühend und fruchtend

Systematik
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Tribus: Scandiceae
Untertribus: Scandicinae
Gattung: Scandix
Art: Venuskamm
Wissenschaftlicher Name
Scandix pecten-veneris
L.

Beschreibung

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Illustration
 
Laubblatt
 
Blütenstand
 
Scandix pecten-veneris subsp. pecten-veneris

Vegetative Merkmale

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Der Venuskamm ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 40 Zentimetern. Die verzweigten, runden, fein gerillten Stängel sind aufrecht oder aufsteigend und meist zerstreut borstig behaart.[2] Die Blattspreite ist zwei- bis dreifach fein gefiedert mit schmalen, linealischen bis fädlichen spitzen und stachelspitzigen Zipfeln.[2] Die unteren Blätter sind langestielt und haben schmale weiß hautrandige Blattscheiden.[2] Die oberen Blätter sind auf den breit hautrandigen, etwas aufgeblasenen und zottig gewimperten Blattscheiden sitzend.[2]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht von April bis Juli und ist manchmal nochmals im September und Oktober.[2] Die weißen Blüten sind zu doldigen Blütenständen angeordnet. Die Dolden sind endständig oder scheinbar blattgegenständig und meist nur ein- bis 3-strahlig.[2] Eine Hülle fehlt, da Hüllchen ist mehrblättrig.[2] Die Döldchen sind meist etwa 10.blütig.[2] Die Blüten sind teils zwittrig, teils männlich. Die männlichen Blüten stehen meist in der Mitte der Döldchen.[2] Die Kronblätter sind weiß.[2] Der Griffel ist aufrecht und 0,5 bis 2,5 Millimeter lang; das Griffelpolster ist kurz und am Rand gekerbt.[2]

Es werden Doppelachänen gebildet. Charakteristisch sind die 2 bis 8 Zentimeter langen, geschnäbelten Früchte. Der vorn und hinten abgeflachte Schnabel ist dabei zwei- bis sechsmal so lang wie der basale, samentragende Teil der Frucht. Er ist an den Rändern borstig und auf den Flächen kahl.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[3]

Ökologie

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Der Venuskamm ist ein sommerannueller Therophyt.

Die beiden Teilfrüchte springen bei der Reife plötzlich ab. Im Zentrum des Fruchtstandes bleiben kleinere Früchte stehen und werden erst im Herbst mit der ganzen, durch Wind ausgerissenen Pflanze ausgebreitet (sogenannte Heterokarpie).

Verbreitung

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Das weite Verbreitungsgebiet umfasst Makaronesien, Nordafrika, Süd- und Mitteleuropa, Dänemark, Schweden, die Ukraine, Westasien, Zentralasien, den Kaukasusraum, Indien und Pakistan.[4] In Europa kommt er nördlich bis Südschweden vor.[2] In Amerika, Australien, Neuseeland, Japan und Korea, Großbritannien und Irland kommt er eingeschleppt vor.[4] Mit Hauptvorkommen im Mittelmeerraum ist der Venuskamm vermutlich erst durch den Getreideanbau auch nach Mitteleuropa gelangt (also ein Archäophyt). Die früher in Mitteleuropa als Acker„unkraut“ häufigere Art ist mit Intensivierung des Ackerbaues stark zurückgegangen und in Deutschland meist nur noch selten geworden und gebietsweise auch ausgestorben. Im Mittelmeerraum und in Westasien hat der Venuskamm ein breiteres ökologisches Spektrum und kommt auch auf Weideland und in ruderalen Therophyten-Gesellschaften häufig vor.[5]

Er gedeiht am besten auf mäßig trockenen, sommerwarmen, meist kalkhaltigen Ton- und Lehmböden. Er ist in Mitteleuropa pflanzensoziologisch eine Charakterart des Caucalido-Scandicetum aus dem Caucalidion-Verband.[3] In der Schweiz steigt er im Kanton Wallis bis 1650 Meter und in Graubünden bis 1700 Meter auf.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1+ (trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]

Systematik

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Taxonomie

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Die Erstveröffentlichung von Scandix pecten-veneris erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 256.

Botanische Geschichte

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Je nach Autor gab es wenige Unterarten, sie sind allerdings oft eigene Arten:

  • Scandix pecten-veneris subsp. brachycarpa (Guss.) Thell.: Sie kommt ursprünglich in Italien, Sizilien und Griechenland vor.
  • Scandix pecten-veneris subsp. hispanica (Boiss.) Bonnier & Layens: Sie kommt ursprünglich in Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland, Kreta und in Bulgarien vor.
  • Scandix pecten-veneris L. subsp. pecten-veneris: Sie kommt im ganzen Verbreitungsgebiet der Art vor.

Literatur

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  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 4: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Haloragaceae bis Apiaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1992, ISBN 3-8001-3315-6.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch. 3. Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg u. a. 1988, ISBN 3-494-01177-X.
  • Martin Hanf: Farbatlas Feldflora. E. Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-4074-8.

Einzelnachweise

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  1. Nadelkörbel, Lateinisch Scandix. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 23, Leipzig 1740, Sp. 327 f.
  2. a b c d e f g h i j k l m n Albert Thellung: Umbelliferae. S. 1037–1041. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 2. Verlag Carl Hanser, München 1965.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 703.
  4. a b Scandix pecten-veneris im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. Januar 2024.
  5. A. J. Pujadas Salvá: Scandix in Santiago Castroviejo, Gonzalo Nieto Feliner, Stephen L Jury, Alberto Herrero Nieto (Hrsg.): Flora Ibérica. Plantas Vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Volume X. Araliaceae–Umbelliferae. Real Jardín Botánico, CSIC, Madrid 2003, ISBN 84-00-08150-1, S. 80 (floraiberica.es [PDF; 168 kB]).
  6. Scandix pecten-veneris L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 19. Januar 2024.
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Commons: Venuskamm (Scandix pecten-veneris) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien