Die SIG/BBC Em 2/2 ist eine dieselelektrische Rangierlokomotive für Anschlussgleise. Sie wurde durch Brown Boveri (BBC) in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Industriegesellschaft Neuhausen am Rheinfall (SIG) entwickelt und ab 1959 in Betrieb gestellt. Bis 1967 konnten allerdings nur neun Exemplare abgesetzt werden, davon drei für den Eigenbedarf von BBC, drei an Anschlussgleisbesitzer und drei an Privatbahnen.

Em 2/2 (Tm 238)
Em 2/2 1 Lisi der ST am 20. Mai 2011 in Triengen
Em 2/2 1 Lisi der ST am 20. Mai 2011 in Triengen
Em 2/2 1 Lisi der ST am 20. Mai 2011 in Triengen
Anzahl: 9
Hersteller: SIG BBC Saurer
Baujahr(e): 1959–1967
Achsformel: Bo de
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 7500 mm
Höhe: 4000 mm
Breite: 2920 mm
Fester Radstand: 3500 mm
Leermasse: 38,9 t
Dienstmasse: 40,1 t
Höchstgeschwindigkeit: 55 km/h (ST 65 km/h)
Installierte Leistung: 240 kW
Anfahrzugkraft: 115 kN (ST 80 kN)
Treibraddurchmesser: 1000 mm
Motorentyp: Saurer SD
Leistungsübertragung: elektrisch
Tankinhalt: 1300 l

Geschichte Bearbeiten

Als Nachfolgemodell der 1953/54 von BBC gemeinsam mit SLM entwickelten dieselelektrischen Em 2/2, die dann durch die SBB als Depottraktor Tm III beschafft wurde, lancierte BBC nun zusammen mit dem Wagenbauer SIG die dieselelektrische Rangierlokomotive Em 2/2. Aufgrund der höheren Leistung wurden sie bewusst als Lokomotiven und nicht als Traktoren bezeichnet. Dies war auch insofern gerechtfertigt, als die Lok bei einigen Privatbahnen auch im Streckendienst zum Einsatz kam.

Nach der Inbetriebnahme von zwei Loks bei BBC im Birrfeld und in Baden 1959/60 konnte die erste Lok an die Sodafabrik Zurzach verkauft werden. 1961 erwarb die Stadt Bern eine Lok für die starke Steigungen (35 ‰) aufweisende Gaswerkbahn der Stadt Bern und die Wohlen-Meisterschwanden-Bahn (WM) die Em 2/2 101 zur Bewältigung des ansteigenden Güterverkehrs. Die nächste Lok wurde erst 1964 geliefert, wiederum an BBC selbst. Danach folgte jedes Jahr noch je eine Lok, 1965 die Em 2/2 1 der Sursee-Triengen-Bahn (ST), die eine leicht höhere Maximalgeschwindigkeit erreichte und anfänglich auch im Personenverkehr eingesetzt wurde. 1966 erhielt die WM die zweite Lok Em 2/2 102 und 1967 konnte noch eine Lok an Roche in Sisseln geliefert werden.

Während die an Privatbahnen gelieferten Loks Nummern erhielten, trugen die Anschlussgleisloks nur Namen. Im Laufe der Jahre erhielten alle Loks Namen. Diese blieben auch bei Halterwechseln die gleichen und erlauben die sichere Identifizierung der neun Loks.

Die Lokomotiven waren fertigungstechnisch aufwändig, aber von hoher Qualität, was sich darin zeigt, dass von den neun Lokomotiven deren acht immer noch in Betrieb sind. Der Qualität entsprechend war auch der Preis, der 1965 bei 450'000 Franken lag. Das war mehr als das Doppelte, das für einen der ab 1970 in Betrieb gekommenen, leistungsstärkeren Tm IV zu bezahlen war und erklärt auch die geringe Stückzahl.

Technik Bearbeiten

Die Lokomotiven erhielten einen Saurer-Sechszylinder-Dieselmotor des Typs SD mit einer Stundenleistung von 330 PS (243 kW). An sich wäre es möglich gewesen, einen BBC-Abgasturbolader einzubauen (440 PS (324 kW)) und eine Ladeluftkühlung (500 PS (368 kW)). Davon wurde aber kein Gebrauch gemacht.

Der Dieselmotor treibt einen BBC-Gleichstrom-Generator des Typs 506c an, der auf 1400 A und 950 V bei 1500/min ausgelegt ist. Damit werden die beiden in Serie geschalteten, fremdventilierten Tatzlagermotoren angetrieben.

Verwandte Bauart Bearbeiten

 
Die mechanisch aus den Dieselloks abgeleitete elektrische Lok, hier als Ee 2/2 217 091 der tpf im Rangierdienst in Bulle.

Auf der Basis des mechanischen Teils von SIG wurden auch drei elektrische Rangierlokomotiven gefertigt. Diese erhielten aber, bei gleicher Gesamtlänge, auch an der Führerstandsseite eine vollwertige Plattform für das Rangierpersonal und die Führerstandstür ist auf dieser Seite. Die erste Lok wurde von den Freiburger Bahnen 1960 beschafft, um die für den geplanten Umbau des Triebwagens 154 beschaffte elektrische Ausrüstung sinnvoll verwenden zu können. Zehn Jahre später beschaffte die mit Gleichstrom elektrifizierte Orbe-Chavornay-Bahn (OC) zwei Loks, die aber von MFO elektrisch ausgerüstet wurden.

Lieferliste Bearbeiten

Name Inbetrieb-
setzung
erster Eigentümer heutiger Eigentümer Nummer TSI-Nummer Fabriknr.
elektrisch
Bemerkungen
FRITZ 18.12.1959 BBC CH-SERSA Tm 237 953-5 98 85 5238 501-1 6088 1989 verkauft an Sersa
EMIL 25.03.1960 BBC Kaufmann Thörishaus (Tm 237 928-7) (98 85 5238 502) 6089 2003 verkauft an Karl Kaufmann AG (keine Nummer angeschrieben, noch als Em 2/2 bezeichnet)
ANTONIO 08.07.1960 Sodafabrik Zurzach Tm 236 010 (wäre 238 503) 6130 1973 verkauft an BT, 1996 verkauft an Metrag, 2003 bei Sersa abgebrochen
MUTZ 10.05.1961 Stadt Bern CH-ZMB (bei SZU) Tm 236 507-0 98 85 5238 507-8 6149 1969 verkauft an Sihltalbahn
ERICH 30.05.1961 WM 101 CH-SERSA Tm 237 914-7 98 85 5238 508-6 7639
WALTER 1964 BBC CH-BTCH Tm 237 905-5 98 85 5238 505-2 6405 mit dem Werk Oerlikon an Bombardier übergegangen
Lisi 16.03.1965 ST CH-ST Em 2/2 1 98 85 5238 506-0 6406
Madeleine 07.02.1966 WM 102 CH-SERSA Tm 237 897-4 98 85 5238 509-4 7640 1968 verkauft an BD, 1994 verkauft an Benkler, Villmergen (seit 2010 Sersa), 2016 an DSF
FRIDOLIN 09.03.1967 Roche Sisseln CH-SERSA Tm 237 907-1 98 85 5238 504-5 7701 trug vorübergehend Nr. 98 85 5 237 907-1
1960 GFM CH-TPF Ee 217 091-8 6127
1970 OC CH-TVYS Ee 2/2 1
1970 OC CH-TVYS Ee 2/2 2
 
Fabrikschild der ST Em 2/2 1

Literatur Bearbeiten

  • Urs G. Berger: Die Rangierlokomotiven Em 2/2 der Bauart BBC-SIG, in: Eisenbahn-Amateur 10/2012, ISSN 0013-2764.

Weblinks Bearbeiten

Commons: SIG-BBC Em 2/2 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: OC Ee 2/2 1-2 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: GFM Ee 2/2 91 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien