Rote Bete

Cultivargruppe der Rübe (Beta vulgaris)
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Die Rote Bete, auch Rote Beete[1][2] (von lateinisch beta, Rübe, im 17. Jahrhundert aus dem Niederdeutschen übernommen) oder Rote Rübe, in der Schweiz Rande (regional auch Rätech), in einigen Teilen Österreichs, Bayerns und Südbadens auch Rahne[3] (Rauna, Rana, Rohne, Rone, Ronen, Randig, Randich, Rohna) genannt, ist eine Kulturform der Rübe und gehört zur Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae s. l., inklusive Gänsefußgewächse). Alle Kulturrüben werden heute in der Unterart Beta vulgaris subsp. vulgaris zusammengefasst, die Rote Bete zählt zur Conditiva-Gruppe.[4] Frühere Synonyme sind Beta vulgaris subsp. rapacea[5] und Beta vulgaris subsp. vulgaris var. conditiva.[6]

Rote Bete
Synonyme Rote Beete, Rote Rübe, Rande
Rote Bete
Art Beta vulgaris

Unterart Beta vulgaris subsp. vulgaris

Gruppe Conditiva-Gruppe
Herkunft Mittelmeerraum

Herkunft Bearbeiten

Die Rote Bete ist wie die Zuckerrübe und der Mangold eine Kulturform der Gemeinen Rübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris), die weiter von der wilden Rübe oder der Wildbete (Seemangold, Beta vulgaris L. subsp. maritima) abstammt. Die inzwischen gleichmäßige rote Farbe der Rübe ist ein Resultat der Weiterveredelung im 19. und 20. Jahrhundert. Räumlich hat sie ihren Ursprung im Mittelmeerraum, wahrscheinlich in Nordafrika, und kam mit den Römern nach Mitteleuropa.

Beschreibung Bearbeiten

Vegetative Merkmale Bearbeiten

 
Typischerweise ragt die Rübe aus dem Boden

Die Rote Bete ist eine zweijährige krautige Pflanze. Im ersten Jahr werden die Rübe und eine Blattrosette ausgebildet. Die fleischige Rübe entsteht großteils durch eine Verdickung des Hypokotyls, also des Abschnitts der Sprossachse unterhalb der Keimblätter. Dementsprechend ragt der Großteil der Rübe über die Bodenoberfläche im Feld empor. Die Rübe kann verschiedene, meist runde bis birnenförmige Gestalt haben und ein Gewicht von bis zu 600 g erreichen. Sie hat eine dünne Schale und darunter ein knackiges, saftiges Fleisch mit aromatischem Geschmack. Neben der bekannten Roten Bete mit ihrem purpurroten Fruchtfleisch gibt es auch farblose („Weiße Bete“) bis hellgelbe („Gelbe Bete“ oder „Goldrübe“) Sorten. Die Laubblätter sitzen in einer Rosette unmittelbar an der Knolle. Ihre länglich-eiförmige, etwa 15 bis 30 cm lange Spreite ist lang gestielt und am Rand etwas gekräuselt.

 
Früchte

Generative Merkmale Bearbeiten

Im zweiten Jahr bildet sich ein bis zu 1,5 m hoher Stängel mit einem Blütenstand. Die fünfzähligen, zwittrigen Blüten stehen einzeln, zu zweien oder in Quirlen beisammen und sind von grüner oder grün-rötlicher Farbe.

Verwendung und Inhaltsstoffe Bearbeiten

 
Strukturformel von Betanin

Die auffällige rote Farbe beruht hauptsächlich auf der hohen Konzentration des Glykosids Betanin aus der Gruppe der Betalaine. In der Vergangenheit wurde die Rote Bete auch als Färberpflanze eingesetzt, und auch heute noch als Färbepulver in Medikamenten verwendet. Betanin verwendet man als Naturfarbstoff für Lebensmittel (E162).

Der charakteristische erdige Geruch und Geschmack der Roten Bete ist vor allem dem bicyclischen Alkohol Geosmin zuzuschreiben. Geosmin wird während des Wachstums der Roten Bete durch Mikroorganismen zum Boden hinzugefügt.[7]

Aufgrund ihres hohen Vitamin-B-, Kalium-, Eisen- und vor allem Folsäuregehalts ist die Rote Bete ein wertvolles Gemüse, das gegart als Beilage gereicht oder roh für Salate verwendet wird. Die Rote Bete ist ein Bestandteil von Labskaus (Norddeutschland, Nordeuropa) und Borschtsch (Osteuropa). Die Blätter können gekocht gleichfalls verzehrt werden. Sie sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen.

Menschen, die zur Bildung von Nierensteinen (Calciumoxalat-Steine) neigen, sollten Rote Bete und verwandte Gemüsesorten nur in Maßen genießen, da sie reich an Oxalsäure ist. Außerdem kann die Rote Bete, die nennenswerte Mengen von Nitraten einlagert, bei falscher Lagerung Nitrite bilden. Die in Frischpresssaft von Roter Bete enthaltenen Nitrate können einen blutdrucksenkenden Effekt insbesondere bei Männern verursachen.[8] Nach dem Verzehr kann sich der Urin vorübergehend rot und Darmausscheidungen können sich rötlich bis schwarz färben, was völlig harmlos ist.[9]

100 g Rote Bete enthalten durchschnittlich:[10]

pro 100 g essbarem Anteil
physiologischer Brennwert 175 kJ/41 kcal
Wasser 86,2 g
Eiweiß 1,5 g
Fett 0,1 g
Kohlenhydrate 8,4 g
Ballaststoffe 2,5 g
Kalium 407 mg
Eisen 890 µg
Vitamin B1 22 µg
Vitamin B2 42 µg
Pantothensäure 130 µg
Vitamin B6 5 µg
Folsäure 83 µg
Vitamin C 10 mg
Oxalsäure 181 mg

Kultur Bearbeiten

 
Verkauf auf einem Wochen­markt in Ni­geria
 
Aufstrich mit verarbeiteter roter Beete.

Rote Bete wird in vielen Ländern mit gemäßigtem Klima angebaut und ist in Deutschland ein klassisches Wintergemüse. Die Aussaat kann von Mitte April bis Anfang Juli erfolgen. Sortenabhängig sind die Rüben nach drei bis vier Monaten (abhängig vom Termin der Aussaat) ab circa Juli/August erntereif. Die Ernte kann sich bis kurz vor dem Eintritt des ersten Frostes erstrecken. Nach der Ernte kann die Rote Bete noch einige Zeit frostfrei, beispielsweise in einer Miete, gelagert werden.[11][12][13]

Gemüse des Jahres Bearbeiten

Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) hat Rote Bete zum Gemüse des Jahres 2023/2024 ausgerufen.[14]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rote Bete – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Rezepte mit Roter Bete – Lern- und Lehrmaterialien
Wiktionary: Rande – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Rote Rübe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Rote Bete – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wiktionary: Rote Bete („Haupteintrag“) und Rote Beete
  2. Duden online: Bete, Beete
  3. Duden online: Rahne
  4. Wissenschaftliche Namen von Beta vulgaris bei MMPND
  5. Pertti Uotila: Chenopodiaceae (pro parte majore). 2011 Beta vulgaris subsp. vulgaris – In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  6. Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde, nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen. 3. Auflage, Thieme, Stuttgart/New York, NY 1985, ISBN 3-13-530403-5, S. 195.
  7. Carmen Socaciu (Hrsg.): Food Colorants: Chemical and Functional Properties. CRC Press.
  8. L. T. Coles et al.: Effect of beetroot juice on lowering blood pressure in free-living, disease-free adults: a randomized, placebo-controlled trial. In: Nutrition Journal. 17. Dezember 2012.
  9. Sabine Sembries et al.: Physiologische Wirkungen von Extraktionssäften aus Äpfeln, Weinbeeren und Roten Beten in vitro und am Menschen. (PDF) In: Deutsche Lebensmittel-Rundschau. August 2006, abgerufen am 18. April 2017.
  10. S. W. Souci, W. Fachmann, H. Kraut: Lebensmitteltabelle für die Praxis - Der kleine Souci-Fachmann-Kraut. Hrsg.: Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8047-2679-6, S. 308.
  11. Bodo Frahm: BGJ Agrarwirtschaft. 4. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1980/1991, ISBN 3-8001-1049-0, S. 460.
  12. Harry Pötschke: Gärtner Pötschkes Großes Gartenbuch. 8. Auflage, Holzbüttgen 1970, S. 103.
  13. Winfried Titze: Frisches Gemüse aus dem Garten. Ulmer, Stuttgart 1987, ISBN 3-8001-6293-8, S. 76 f.
  14. Webseite der VEN, Abruf am 5. Jänner 2023