Rodina (Schiff, 1944)

bulgarisches Frachtschiff vom deutschen Typ Hansa-B

Die Rodina war ein bulgarisches Frachtschiff vom deutschen Typ Hansa-B, das ursprünglich den Namen Alstertor erhalten sollte. 1945 fertiggestellt, führte sie als Fornaes und Danbelt kurzzeitig die dänische, von 1946 bis zur Abwrackung 1976 die bulgarische Flagge.

Rodina
Einheitsschiff Typ Hansa-B
Einheitsschiff Typ Hansa-B
Schiffsdaten
Flagge Danemark Dänemark
Bulgarien Bulgarien
andere Schiffsnamen

Alstertor (geplant)
Fornaes (1945–1946)
Danbelt (1946–1946)

Schiffstyp Frachtschiff
Klasse Hansa-B
Heimathafen Warna, Bulgarien
Reederei Societé Commerciale Bulgare de Navigation à Vapeur
Bauwerft Burmeister & Wain, Kopenhagen
Baunummer 679
Stapellauf 14. September 1944
Indienststellung 3. August 1945
Außerdienststellung 1. Mai 1976
Verbleib 1976 in Jugoslawien abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 109,52 m (Lüa)
Breite 15,55 m
Tiefgang (max.) 6,30 m
Vermessung 2950 BRT, 1455 NRT
 
Besatzung 33
Maschinenanlage
Maschine 4-Zylinder-Compound-Expansionsmaschine + Abdampfturbine
Maschinen­leistung 1.800 PS (1.324 kW)
Höchst­geschwindigkeit 11,0 kn (20 km/h)
Propeller 1
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 5280 tdw
Sonstiges
Registrier­nummern IMO 5298406

Bau und technische Daten Bearbeiten

Während des Zweiten Weltkrieges gründeten mehrere deutsche Reedereien die Schiffahrt Treuhand G.m.b.H., um mit dem Hansa-Bauprogramm ihre Kriegsverluste durch Standard-Frachtschiffe auszugleichen. Mit dem Bau wurden neben deutschen Werften auch solche in den besetzten Ländern beauftragt.[1] Von der Schiffahrt Treuhand G.m.b.H. erhielt die Werft Burmeister & Wain den Auftrag über ein Frachtschiff vom Typ Hansa-B für die Hamburg-Amerika-Linie (Hapag). Erteilt wurde der Auftrag 1943 für eine dänische Scheinfirma, damit das Schiff Sabotageakten der dänischen Widerstandsbewegung entging. Bei Fertigstellung wäre der Neubau dann der Hapag zugewiesen worden und hätte den Namen Alstertor erhalten.[2]

Das Schiff wurde bei Burmeister & Wain in Kopenhagen unter der Baunummer 679 auf Kiel gelegt und lief am 14. September 1944 vom Stapel. Im Dezember 1944 führte die dänische Widerstandsbewegung einen Sabotageakt durch, durch den das Schiff sank. Es wurde gehoben, die Fertigstellung erfolgte nach Kriegsende im August 1945.[3] Das Schiff war nach den späteren bulgarischen Angaben, die von den ursprünglichen Typ-Entwürfen abweichen konnten, 109,52 Meter lang, 15,55 Meter breit und hatte einen Tiefgang von 6,30 Metern. Es war mit 2950 BRT bzw. 1455 NRT vermessen. Die Tragfähigkeit betrug 5280 tdw. Eine vierzylindrige compound-Expansionsmaschine mit Abdampfturbine[4] erzeugte 1800 PS und ermöglichte über eine Schraube eine Geschwindigkeit von 11,0 Knoten. Die Besatzung, zu der nur die ursprünglich geplante Zahl vorliegt, bestand aus 33 Mann (ohne geplante Soldaten).[5][6][7]

Geschichte Bearbeiten

Dänische Fornaes und Danbelt Bearbeiten

Mit Kriegsende beschlagnahmte Dänemark den Dampfer am 3. Mai 1945 und nach der Fertigstellung übergab die Werft den Dampfer, der den Namen Fornaes erhalten hatte, am 3. August 1945 zunächst an D/S Hetland in Kopenhagen. Nur wenige Monate später verkaufte sie das Schiff am 22. Mai 1946 an die Reederei D/S Dania, ebenfalls in Kopenhagen, die dem Schiff den Namen Danbelt gab. Bei dieser Reederei blieb das Schiff noch kürzer – bereits im September 1946 erfolgte der Weiterverkauf.[5][3][8]

Bulgarische Rodina Bearbeiten

Nach den Verlusten war auch Bulgarien nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Suche nach Ersatz und hatte im April 1946 eine eigene Kommission gebildet, die in Schweden, Norwegen und Dänemark nach Möglichkeiten für Schiffsankäufe suchte. In Kopenhagen konnte sie im Juni 1946 als erste Neuanschaffung nach dem Krieg die Danbelt für die Reederei Societé Commerciale Bulgare de Navigation à Vapeur erwerben und gab ihr am 25. September mit der Indienststellung den Namen Rodina. Sie war nach der 1941 gesunkenen Rodina das zweite Schiff der Reederei mit diesem Namen.[9] Für die Überführungsfahrt von Kopenhagen nach Bulgarien führte sie vorbeugend die polnische Flagge, da Bulgarien zu diesem Zeitpunkt noch keinen Friedensvertrag unterschrieben hatte.[10]

Mit der Zusammenlegung und Verstaatlichung der Reedereien in Bulgarien 1947/48 wurde die Societé Commerciale Bulgare de Navigation à Vapeur mit der 1941 gegründeten Navigation Maritime Bulgare zusammengeführt und übernahm deren Namen Navibulgar sowie die Rodina.[11] Bereits zuvor hatte die Rodina bulgarische Seefahrtgeschichte geschrieben, als sie am 7. September 1947 auf der Fahrt von Aden nach Mosambik als erstes bulgarisches Schiff den Äquator überquerte. 1952 fuhr sie ebenfalls als erstes bulgarisches Schiff in den Indischen Ozean. Weitere Reisen führten sie wiederholt über die Nordsee an die europäischen Küsten. Die Routen oder Linien mit den Fahrten des Schiffes sind über die westeuropäische Literatur allerdings nicht nachzuvollziehen.[9] Nach 30 Dienstjahren wurde die Rodina nach bulgarischen Angaben am 1. Mai 1976 aus der Flottenliste der Reederei gestrichen und zum Abwracken nach Jugoslawien verkauft, während die westeuropäische Literatur 1971 als Abrackdatum nennt.[5]

Literatur Bearbeiten

  • Bruno Bock, Klaus Bock: Die Roten Handelsflotten. Die Handelsschiffe der COMECON-Länder, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1977, ISBN 3-7822-0143-4.
  • Gert U. Detlefsen / Hans J. Abert: Die Geschichte und die Schicksale deutscher Serienfrachter, Band 2: Die Schicksale und Lebensläufe der Hansa-B-Frachter und Hansa-C-Frachter, der Deutsche Mehrzweckfrachter Typ 36 / 36L, Trampko, Typ Rendsburg, BV 16/1800, RW 39/49 und Eco-Box, Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Segeberg und Cuxhaven 1999, ISBN 3-928473-42-5.
  • Ludwig Dinklage / Hans Jürgen Witthöft: Die deutsche Handelsflotte 1939–1945. Die Schicksale aller Seeschiffe über 100 BRT, Sonderausgabe Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2001, ISBN 3-933203-47-3.
  • Lloyd’s Register: Lloyd's Register of Shipping, London 1947
  • Lars Scholl / Rüdiger Ancken: Der Marinemaler Eduard Adler (1887–1969): eine biographische Annäherung, In: Deutsches Schiffahrtsarchiv Band 27, 2004, Convent Verlag, Hamburg 2005, ISBN 978-3-934613-83-6, S. 263–284.
  • Karl-Heinz Schwadtke: Deutschlands Handelsschiffe 1939–1945, Stalling, Oldenburg, 1974, ISBN 3-7979-1840-2.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dinklage / Witthöft, S. 175ff.
  2. Scholl / Ancken, S. 269
  3. a b Dänisches Seefahrtsmuseum: „S/S Fornaes“ bei billedarkiv.mfs.dk
  4. Lloyd's Register 1947, ROC-ROD
  5. a b c Detlefsen, S. 149
  6. Seefahrts-Zeitung: Schiffe mit dem Namen „Rodina“ in der bulgarischen Handelsflotte
  7. Bock, S. 80, S. 176
  8. Detaillierte Schiffsinformationen zur „Fornaes“ / „Danbelt“ bei jmarcussen.dk
  9. a b Navibulgar news Dezember 2012 – Januar 2013: Geschichte der Reederei (PDF)
  10. Seefahrts-Zeitung: Unveröffentlichtes Foto der Rodina
  11. Webseite der bulgarischen Nachfolge-Reederei Navibulgar