Das Ringknaufschwert bekam seinen Namen durch den ringförmigen Knauf am Ende der Griffangel.

Ringknaufschwert
Angaben
Waffenart: Schwert
Bezeichnungen: Ringknaufschwert
Verwendung: Waffe
Entstehungszeit: 1. bis 2. Jhdt. n. Chr.
Ursprungsregion/
Urheber:
Reiternomaden nördlich vom Schwarzen Meer
Verbreitung: Sarmaten, Römisches Reich, Barbaricum
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Erste Ringknaufschwerter tauchen im nördlichen Schwarzmeergebiet auf. Sie werden den Sarmaten zugeordnet und vom 1. bis zum Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. benutzt. Der Knauf besitzt eine runde Form sowie einen runden Querschnitt. Klinge, Griffangel und Knauf sind aus einem Stück gefertigt. Das Verbreitungsgebiet geht westlich bis in die ungarische Tiefebene.[1]

Das römische Militär übernahm dann diesen Schwerttyp vermutlich von den Sarmaten, möglicherweise als Trajan die Reitertruppe ala I Ulpia contariorum in Arrabona aufstellte. Das Schwert war bei den Römern von Anfang des 2. bis Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. in Gebrauch. Man geht davon aus, dass die frühen römischen Ringknaufschwerter den sarmatischen Vorbildern ähnlich waren. Spätere Entwicklungen besaßen dann aber einen nierenförmigen Knauf mit einem rhombischen Querschnitt und verdickten sich nach oben hin stark. Der Knauf wurde dann auch nicht mit der Angel fest verschweißt, sondern vernietet. Auch befinden sich auf den römischen Schwertern öfters eingearbeitete Verzierungen. Dieser Waffentyp wurde von unterschiedlichen Truppenverbänden benutzt. Sie werden nicht nur den Auxiliarsoldaten, sondern auch den legionarii und beneficiarii zugerechnet. Besonders beliebt war das Schwert wohl bei den beneficiarii. So benutzten sie auch kleine Ringknaufschwerter als Miniaturanhänger. Die kurze Klingenform wurde bei den Fußtruppen und die lange Klingenform bei der Reiterei eingesetzt.[2] Das Ringknaufschwert wurde dann in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. von der Spatha abgelöst.[1]

Auch im europäischen Barbaricum (Elbegebiet Schleswig-Holsteins, Jütland, Insel Fünen) wurden insgesamt 17 Ringknaufschwerter gefunden.[3] Vermutlich sind es römische Nachbildungen.

Das Ringknaufschwert sollte nicht mit dem Ringschwert verwechselt werden. Sie haben grundsätzlich nichts gemeinsam, außer dem ähnlich klingenden Namen.

Typifikation der römischen Schwerter Bearbeiten

Marcin Biborski klassifizierte die römischen Ringknaufschwerter, nach Klingenform und Klingengröße, in fünf Typen ein.[4]

Schwerttyp Gesamtlänge Klingenlänge Klingenbreite Beschreibung
Typ I 80 - 70 cm 62 - 52 cm 5,5 - 3,6 cm mittellange und mittelbreite Klinge, häufig mit verzierten Ringknäufen
Typ II 68 - 55 cm 50 - 40 cm 5 - 2 cm kurze Klinge, selten verziert, die häufigste Variante
Typ III kein Griff vorhanden 36 - 31 cm 3,9 - 3 cm kurze schmale Klinge
Typ IV 46 - 44 cm 33 - 29 cm 4,6 - 4 cm dreieckige dolchartige Klinge
Typ V 53,2 cm / 41,2 cm 38,8 cm / 28,2 cm 5,4 cm / 4,7 cm zwei Exemplare, nur einschneidige Klinge

Literatur Bearbeiten

  • Marcin Biborski: Typologie und Chronologie der Ringknaufschwerter. In: Herwig Friesinger, Jaroslav Tejral, Alois Stuppner (Hrsg.): Markomannenkriege. Ursachen und Wirkungen (= Spisy Archeologického Ústavu AV ČR Brno. 1). Archäologisches Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik Brno, Brünn 1994, ISBN 80-901679-3-6, S. 85–97.
  • Bence Fehér, Péter Kovács (Hrsg.): The History of Pannonia from 54 A.D. to the Outbreak of the Marcomannic War (166). = Historia Pannoniae ab a. D. LIV usque ad initia belli Marcomannici (CLXVI) (= The Sources of Pannonian Antiquity. = Fontes Pannoniae Antiqvae. 2). Károli Egyetemi Kiadó, Budapest 2005, ISBN 963-8392-85-1.
  • Péter Kovács: Beneficiarius lances and ring-pommel swords in Pannonia. In: Zsolt Visy (Hrsg.): Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies held in Pécs, Hungary, September 2003. Universität of Pécs, Pécs 2003, ISBN 963-642-053-X, S. 955–970.
  • Péter Kovács: Excavations in the roman auxiliary fort of Annamatia (Baracs) between 1999 and 2005. Band 1. Opitz, Budapest 2005, ISBN 963-86998-3-3.
  • Zsolt Mráv: Paradeschild, Ringknaufschwert und Lanzen aus einem römerzeitlichen Wagengrab in Budaörs. Die Waffengräber der lokalen Elite in Pannonien. In: Archaeologiai Értesitő. Band 131, 2006, S. 33–73, hier S. 41–45, doi:10.1556/ArchErt.131.2006.1.3.
  • Hans-Ulrich Voß: Ringknaufschwert. In: Johannes Hoops (Begründer): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 25: Rindenboot – Rzucewo-Kultur. Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 19–22.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Hans-Ulrich Voß: Ringknaufschwert. In: Johannes Hoops (Begründer): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 25. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. 2003, S. 19–22, hier S. 19.
  2. Zsolt Mráv: Paradeschild, Ringknaufschwert und Lanzen aus einem römerzeitlichen Wagengrab in Budaörs. In: Archaeologiai Értesitő. Band 131, 2006, S. 33–73, hier S. 41–45.
  3. Zsolt Mráv: Paradeschild, Ringknaufschwert und Lanzen aus einem römerzeitlichen Wagengrab in Budaörs. In: Archaeologiai Értesitő. Band 131, 2006, S. 33–73, hier S. 42.
  4. Marcin Biborski: Typologie und Chronologie der Ringknaufschwerter. In: Herwig Friesinger, Jaroslav Tejral, Alois Stuppner (Hrsg.): Markomannenkriege. Ursachen und Wirkungen. 1994, S. 85–97.