Rieckhof (Kulturzentrum)

Kulturzentrum in Hamburg-Harburg

Der Rieckhof war ein Kulturzentrum in Hamburg-Harburg. Er verfügte über einen Veranstaltungssaal für bis zu 1000 Personen sowie 6 Gruppenräume. Es wurden Veranstaltungen verschiedener Art angeboten, darunter Konzerte verschiedener Musikrichtungen, Theater, Comedy, Kabarett, Partys und Flohmärkte. Seit dem 11. Juni 2021 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.[1][2]

Das Fest der Spiele 2005 im Rieckhof
Die Band Heimfeld im Rieckhof, 11/2006

Der Rieckhof hatte auch Raum für Selbsthilfegruppen, Arbeitsgemeinschaften, Spielegruppen und Seniorenangebote gegeben. Zum Rieckhof gehörte ein Gastronomiebetrieb, die Rieckhof-Kneipe. Der Rieckhof war Mitglied der Hamburger Initiative SüdKultur.

Die Finanzierung des Rieckhofs war wiederholt ein Streitthema der Lokalpolitik[3]. Am 30. Juni 2022 lief der Vertrag zwischen dem Bezirksamt Harburg und dem Trägerverein aus. Das Kulturzentrum wurde geschlossen.[4]

Geschichte Bearbeiten

Der Rieckhof wurde 1984 eröffnet. Die Trägerschaft wurde dem Verein Freizeitzentrum Hamburg-Harburg e. V. von der Bezirksversammlung übertragen. Der Verein hatte vorher bereits das Freizeitzentrum Nöldekestraße betrieben. Von den ursprünglich drei geplanten Bauabschnitten wurden nur zwei realisiert, ein zusätzlicher kleiner Veranstaltungssaal fiel Einsparungen zum Opfer.

Der Name Rieckhof wurde in einer öffentlichen Ausschreibung gewählt. Er setzt sich zum einen zusammen aus dem Namen Adolf Rieckhoff, einem Opfer des Nationalsozialismus, nach dem die Rieckhoffstraße benannt wurde und an der das Kulturzentrum liegt. Zum anderen aus dem Begriff Hof, der für einen offenen Treffpunkt stehen soll.

 
Ronja Hilbig (Ronjas Räuber), 30 Jahre Rieckhof 11/2014

Am 15. November 2014 wurde das 30-jährige Bestehen des Rieckhofs gefeiert.[5]

Neuausschreibung der Trägerschaft 2021/2022 Bearbeiten

Im April 2021 wurde bekannt, dass das Bezirksamt Harburg nach 37 Jahren die Trägerschaft des Rieckhofs neu ausschreiben will. Dem Verein Freizeitzentrum Hamburg-Harburg e. V. sollte die Trägerschaft entzogen werden.[6][7] Obwohl dem Trägerverein keine Kritik mitgeteilt wurde,[8] beschloss die Harburger Behördenleitung, dass es für den Rieckhof ab Januar 2022 keine finanziellen Mittel mehr geben soll. Um dem Vorwurf der Insolvenzverschleppung vorzubeugen, kündigte der Trägerverein daraufhin alle Verträge, die den Rieckhof betreffen.[9] In einer Sitzung des Kulturausschusses der Bezirksversammlung Harburg wurde eingeräumt, dass es ein in Hamburg bisher „einmaliger Vorgang“ sei, einem langjährigen Träger einer Einrichtung wie dem Rieckhof in dieser Form die Trägerschaft zu entziehen.[10] Nach einer Pressemeldung steht der bisherige Leiter des Rieckhofs für die Geschäftsführung nach diesen Ereignissen nicht mehr zur Verfügung.[11] Diesem Bericht, wie auch der Darstellung der Verwaltung[12] widersprachen Geschäftsführer[13] und Trägerverein. Sie wollen sich für die Weiterführung der bisherigen Trägerschaft einsetzen.[14] Im Juni 2021 wurde dem Bezirksamt eine Petition mit über 2200 Unterschriften zum Erhalt des Rieckhof in seiner bisherigen Form übergeben.[15] [16] [17]

Im August 2021 wurde die Finanzierung des bisherigen Trägervereins bis 30. Juni 2022 verlängert.[18] [19]

Ende Oktober 2021 wurde ein „Begleitgremium“ für das Interessenbekundungsverfahren gegründet[20][21]. Die Einrichtung soll von einem „Stadtteilkulturzentrum“ in ein „Bürgerhaus“ umgewandelt werden, welches dann vollständig der Kontrolle des Bezirksamts unterliegt.[22] Eine Beteiligung der Bürger soll erst nach der endgültigen Umsetzung des neuen Konzepts und dem angestrebten Betreiberwechsel Mitte 2022 stattfinden.[23] Am 2. November 2021 wurde die Ausschreibung des Interessenbekundungsverfahrens veröffentlicht.[24] Die Vorgehensweise und die vorgestellten Ideen trafen auf vielfältige Kritik.[25][26][27] Nach der Veröffentlichung wurde der Ausschreibungstext am 8. November 2021 nachträglich geändert.[28] [29]

Die weitere Durchführung des Verfahrens wurde scharf kritisiert.[30] [31] [32] Ebenso das Vorgehen des Bezirksamts.[33] [34] [35] Die Jury empfahl den Betrieb an die Stiftung Kulturpalast zu übergeben, die bereits den Kulturpalast Hamburg betreibt.[36] [37]

Nach verschiedenen Abschiedsveranstaltungen hat der bisherige Trägerverein das Gebäude am 30. Juni 2022 „besenrein“ übergeben, es gilt ein „Betretungsverbot“.[38] Der Trägerverein musste am 8. Dezember 2022 Insolvenzantrag stellen, da er die Verpflichtungen gegenüber der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder bezüglich der Pensionszahlungen für frühere Mitarbeiter mangels staatlicher Zuwendungen nicht erfüllen konnte.[39]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Rieckhof steht jetzt unter Denkmalschutz! www.besser-im-blick.de, 16. Juni 2021, abgerufen am 18. Juni 2021.
  2. Rieckhof in Harburg steht ab sofort unter Denkmalschutz. www.abendblatt.de (Paywall), 16. Juni 2021, abgerufen am 18. Juni 2021.
  3. Wieder mal kein Geld für den Rieckhof (Elbe Wochenblatt Harburg) (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)
  4. Aktuelle Meldungen. In: rieckhof.de. 10. Juli 2022, abgerufen am 10. Juli 2022.
  5. 30 Jahre Sparzwang überlebt – jetzt kommt die große Sause (Hamburger Abendblatt)
  6. Rieckhof auf Abschussliste des Harburger Bezirksamtes. www.besser-im-blick.de, 22. April 2021, abgerufen am 23. April 2021.
  7. Rieckhof: Wird der Trägerverein nach 37 Jahren eiskalt abserviert? www.harburg-aktuell.de, 22. April 2021, abgerufen am 23. April 2021.
  8. Wie können wir den Hansen loswerden? www.elbe-wochenblatt.de, 30. April 2021, abgerufen am 30. April 2021.
  9. Geschacher um den Rieckhof wird wohl ein Fall für Gerichte. www.harburg-aktuell.de, 30. April 2021, abgerufen am 30. April 2021.
  10. Keine Gründe: Der kulturpolitische Offenbarungseid von Bezirksamt, SPD und Grünen. www.besser-im-blick.de, 30. April 2021, abgerufen am 30. April 2021.
  11. Nach Querelen schmeißt Betreiber des Kulturzentrums hin. www.abendblatt.de (Paywall), 29. April 2021, abgerufen am 30. April 2021.
  12. So denkt sich das die Verwaltung: Dezernentin Anke Jobmann zum Rieckhof. www.harburg-aktuell.de, 7. Mai 2021, abgerufen am 27. Juni 2021.
  13. Rieckhof: Geschäftführer Hansen nimmt Dezernentin Jobmann aufs Korn. www.harburg-aktuell.de, 9. Mai 2021, abgerufen am 27. Juni 2021.
  14. Rieckhof: Bringen Trägerverein, SPD, Grüne und auch das Bezirksamt gemeinsam die Kuh vom Eis? www.besser-im-blick.de, 28. Mai 2021, abgerufen am 27. Juni 2021.
  15. Schlagabtausch bei Übergabe der Riekhof-Petition. www.abendblatt.de (Paywall), 18. Juni 2021, abgerufen am 27. Juni 2021.
  16. Rieckhof-Petition: Übergabe im Rathaus endet in einem Eklat. www.harburg-aktuell.de, 18. Juni 2021, abgerufen am 27. Juni 2021.
  17. Causa Rieckhof: Petition übergeben - Öffentlichkeit bleibt weitgehend draußen vor. www.besser-im-blick.de, 18. Juni 2021, abgerufen am 27. Juni 2021.
  18. Rieckhof bekommt überraschende Gnadenfrist. www.abendblatt.de (Paywall), 17. August 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  19. Streit um Rieckhof: Medaillen und ein drohender Rechtsstreit. www.harburg-aktuell.de, 21. September 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  20. Harburgs Rieckhof soll "Wärmestube" und Platz zum "Abhängen" werden. www.harburg-aktuell.de, 25. Oktober 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  21. Das falsche Spiel mit dem Rieckhof. www.besser-im-blick.de, 25. Oktober 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  22. Die Katze ist aus dem Sack: Das Bezirksamt will die Kontrolle über den Rieckhof. www.besser-im-blick.de, 29. Oktober 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  23. Wird der Rieckhof zum Bürgerhaus Harburg? www.elbe-wochenblatt.de, 28. Oktober 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  24. Bürgerhaus Harburg - Träger mit guten Ideen gesucht! hamburg.de, Bezirksamt Harburg, 2. November 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  25. Ära endet: Keine Konzerte mehr im Rieckhof? www.abendblatt.de (Paywall), 2. November 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  26. Meine Meinung: Kita Bezirksamt – wie niveaulos soll es noch werden? www.besser-im-blick.de, 5. November 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  27. Rieckhof: Integrationsrat geht auf Distanz zu "Bürgerhaus-Plänen". www.harburg-aktuell.de, 5. November 2021, abgerufen am 7. November 2021.
  28. Peinlich: Zusagen nicht eingehalten - Bezirksamt muss Ausschreibung für den Rieckhof korrigieren. www.besser-im-blick.de, 9. November 2021, abgerufen am 10. November 2021.
  29. Zoff hinter den Kulissen: Verwaltung ergänzt Neuausschreibung für Rieckhof. www.harburg-aktuell.de, 9. November 2021, abgerufen am 10. November 2021.
  30. Gutsherrenart - Will das Bezirksamt die Volksvertreter beim Rieckhof aushebeln? www.besser-im-blick.de, 7. Februar 2022, abgerufen am 23. April 2022.
  31. Geheimsitzung: Rieckhof-Jury tagt zum ersten mal. www.abendblatt.de, 7. Februar 2022, abgerufen am 23. April 2022.
  32. Hinter verdunkelten Fenstern: Bürgerhaus-Jury lässt sich Bewerber-Konzepte vorstellen. www.besser-im-blick.de, 5. März 2022, abgerufen am 23. April 2022.
  33. Bezirksamt rät Rieckhof-Bewerbern zu Klagen gegen die Presse. www.abendblatt.de, 17. Februar 2022, abgerufen am 23. April 2022.
  34. Rieckhof: Drängt das Bezirksamt die Bewerber dazu, die Presse zu verklagen? www.besser-im-blick.de, 17. Februar 2022, abgerufen am 23. April 2022.
  35. Pleite für Verwaltung: Keine Ausschussempfehlung in Sachen „Bürgerhaus“. www.besser-im-blick.de, 25. März 2022, abgerufen am 23. April 2022.
  36. Billstedter sollen Harburgs Veranstaltungszentrum übernehmen. www.harburg-aktuell.de, 18. März 2022, abgerufen am 23. April 2022.
  37. Jury-Entscheidung: Wird der Rieckhof in Harburg nun zum Kulturpalast? www.abendblatt.de, 12. März 2022, abgerufen am 23. April 2022.
  38. Rieckhof: Time to say good bye – Abschied mit großer Party. www.besser-im-blick.de, 23. April 2022, abgerufen am 23. April 2022.
  39. Jörn Hansen: „Wir mussten am 8. Dezember Insolvenzantrag stellen“. (PDF) In: Der neue Ruf. 17. Dezember 2022, S. 5, abgerufen am 18. Dezember 2022.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rieckhof Hamburg-Harburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 27′ 28,1″ N, 9° 59′ 8,8″ O