Die Regenkugel, auch Türkische Regenkugel, Feuerregenkugel oder Feuerkugel, ist ein ehemaliges Kriegsgerät der Artillerie oder ein sogenannter Kriegsfeuerwerkskörper, der dazu diente über einer Fläche kleine Brandsätze zu verteilen um möglichst viel Schaden durch Brände zu verursachen. Sie wird im Deutschen Wörterbuch als „feuerkugel beim ernstfeuerwerk, die mit geschmolzenem zeuge, handgranaten und schlägen angefüllt ist.“[2] beschrieben und in Pierer’s Universal-Lexikon als „Türkische Regenkugel, von verschiedenen brennbaren Stoffen zusammengesetzte Kugeln, die gegen den Feind od. Gegenstände geschossen werden, welche man in Brand stecken will“[3]

Kupferstich von 1657[1]
Leuchtkugel (Fig. 56, oben)
Regenkugel (Fig. 57, unten)

Beschreibung Bearbeiten

Die Verwendung, Herstellung und Zusammensetzung der Regenkugel wurde durch den Feuerwerker und Militärtechniker Michael Mieth im Zuge des Großen Türkenkriegs beschrieben.[4] Der Name „Türkische Regenkugel“ leitet sich somit aus der angedachten Verwendung als Waffe gegen die Türken ab, wie er selbst beschreibt. „Diese Kugel nenne ich eine Türckische Regen-Kugel/weilen sie hoffentlich an diesen Bösewichtern zum erstenmal/ so mir Gott Leben gibt/ und Gnade verleiht/ applicieret werden soll […]“[5]

Die Kugel enthielt neben geschmolzenen Bestandteilen auch Handgranaten und Schläge, die dazu dienten das Feuer auf einer großen Fläche zu verteilen und leicht entzündliche Gegenstände, Holz oder Stroh in Brand zu setzen.

Beispiel: Feines geschmolzenes Material wird mit dünnem Leim vermischt, so dass es eine teigartige Masse ergibt. Aus diesem Teig werden kleine Kugeln geformt, in Staubpulver gewälzt und getrocknet. Zusätzlich wird ein Zünder aus Papier hergestellt, und bestückt eine 8 Lot schwere Raketenhülse einen Zoll hoch mit Zündmaterial und füllt den Rest mit Kornpulver auf. In die Regenkugel wird zunächst eine Handvoll Pulver und anschließend die Zündrakete eingefügt, dann werden die kleinen Teigkugeln um den Zünder herum eingefüllt. Zwischen die Lagen werden Pulver und Feuerputzen gemischt, bis die Kugel gefüllt ist. Der Deckel der Kugel wird nun verleimt, so dass der der Kopf des Zünders durch den Deckel reicht. Das Ganze wird nun mit Leintuch umleimt und getrocknet, zuletzt wird die Kugel in Harz oder Pech getaucht und mit einer Filzplatte versehen. Eine Regenkugel kann auch aus anderen Materialien aufgebaut und zusammengesetzt sein.[6]

Literatur Bearbeiten

  • Regen-Kugel. In: Praxis Artolloriae pyrotechnicae. – Vollenkommene Unterweisung, wie Raketen, Feuer-Wasser-Sturm-Kugeln, Granaten, Pech-Sturm-Kräntze, und allerhand Lust und Ernsthaffte Feuer-wercke zubereiten: Sampt gründlicher Anleitung zur Artillerie. 1. Theil. Schwänder, Bucholtz, Osnabrück 1660, S. 74 (books.google.de – Autorschaft Sylvius Nimrod, Herzog zu Würtemberg, Teck und Oels zugeschrieben siehe auch das Werk: Unterschiedene neue Arten von Künstlichem Fewerwerck neben kurzem begrief undt anleitung zu der Artillerie 1657 mit identischer Beschreibung).
  • Johann Siegmund Buchner: Wie die Regenputzen zu machen. In: Theoria et Praxis Artilleriæ. Oder: Deutliche Beschreibung der bey itziger Zeit bräuchlichen Artillerie: nebst andern Neuen, und in Praxis fundirten Maniren, zumehrern Unterricht alles durch Vorstellung der nötigen Riße erkläret. Johann Hoffmann, Nürnberg 1690, S. 39–40 (books.google.de).
  • Friedrich Wilhelm Kratzenstein: Feuerregen-Kugel. In: Des Herrn von Belidor kurzgefasstes Kriegs-Lexicon. Raspe, Nürnberg 1765, S. 91 und 241 (Abb. 8) (books.google.de).
  • Johann Karl Gottfried Jacobsson: Regenkugel zum Wasser. In: Technologisches Wörterbuch: oder Alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste, Manufakturen, Fabriken und Handwerker … Band 7: Q–Torfschoppen. Friedrich Nicolai, Berlin / Stettin 1794, S. 48 (books.google.de).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Praxis Artolloriae pyrotechnicae. … 1. Theil. Schwänder, Bucholtz, Osnabrück 1660, Abbildung S. 72 (books.google.de).
  2. Regenkugel. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 14: R–Schiefe – (VIII). S. Hirzel, Leipzig 1893, Sp. 521 (woerterbuchnetz.de).
  3. Türkische Regenkugel. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 17: Stückgießerei–Türkische Regenkugel. Altenburg 1863, S. 952–953 (Digitalisat. zeno.org).
  4. Gabriel Christoph Benjamin Busch: Regenkugel. In: Versuch eines Handbuchs der Erfindungen … 9. Auflage. Band 5: P, Q und R. J. G. E. Wittekindt, Eisenach 1794, S. 378 (books.google.de).
  5. Michael Mieth: Artilleriæ recentior praxis, oder neuere Geschütz-Beschreibung worinnen von allen vornehmsten Haupt-Puncten der Artillerie gründlich … gehandelt … mit vielen Kupffer-Stücken erkläret wird, etc. 1736, Cap. LIII. Wie die Türkische Regen-Kugel zu machen?, S. 817–818 (books.google.de).
  6. Regenkugel. In: Johann Georg Krünitz, Heinrich Gustav Flörke, Friedrich Jakob Floerken (Hrsg.): D. Johann Georg Krünitz’s ökonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft, und der Kunstgeschichte, in alphabetischer Ordnung: welcher die Artikel Ratzenfänger bis Reichswerth enthält. Band 121. Pauli, Berlin 1812, S. 532–534 (books.google.de).