Red Star OS

linuxbasiertes Betriebssystem aus Nordkorea

Das Red Star OS (koreanisch: 붉은별; MR:Pulgŭnbyŏl; deutsch „Roter-Stern-Betriebssystem“) ist eine Linux-Distribution, die in Nordkorea ab 2002 entwickelt wurde, um nicht mehr von den bis dahin verwendeten englischsprachigen Windows-Versionen abhängig zu sein.[2] Die aktuelle Version 4.0 ist seit 2017 in koreanischer Sprache verfügbar.

Red Star OS

Screenshot des Desktops des Red Star OS
Entwickler Korea Computer Center
Lizenz(en)
Akt. Version 4.0 (2017)
Abstammung GNU/Linux
↳ Red Hat Linux
↳ Fedora
↳  Red Star OS[1]
Architektur(en) i386 (x86)
Installations­medium ISO-Datei, DVD
Sprache(n) Koreanisch, Englisch
Koreanische Schreibweise
Koreanisches Alphabet: 붉은별
Revidierte Romanisierung: Bulgeunbyeol
McCune-Reischauer: Pulgŭnbyŏl

Spezifikationen Bearbeiten

Red Star OS beinhaltet einen modifizierten Mozilla-Browser namens Naenara, der einen Zugang zum nordkoreanischen Intranet (Kwangmyong) ermöglicht. Einige andere vorinstallierte Programme sind ein Texteditor, ein Bildbetrachter, ein E-Mail-Programm, ein Mediaplayer, ein Packprogramm und einige Computerspiele. Das Betriebssystem besitzt seine eigene Tastaturbelegung für Koreanisch (entspricht nicht der Windows-Version), Englisch, Russisch, Chinesisch und Japanisch.

In den Versionen vor Version 3 benutzte das Betriebssystem eine KDE-3-Desktop-Umgebung mit Elementen ähnlich dem Betriebssystem Microsoft Windows XP. Die Version 3.0 nutzt KDE 4 und RsDock als Dock. Das voreingestellte Theme ist eine Nachahmung von Apples Betriebssystem macOS.[3][4]

Die Installations-DVD ist in Nordkorea für umgerechnet 25 US-Cent erhältlich.[5]

Überwachungsfunktionen Bearbeiten

Die beiden deutschen IT-Wissenschaftler Florian Grunow und Niklaus Schiess haben Red Star OS eingehend untersucht und ihre Ergebnisse 2015 auf dem 32. Chaos Communication Congress des Chaos Computer Clubs vorgestellt. Nach ihren Analysen stellen sie fest, dass im Betriebssystem zwar kein Überwachungsmechanismus eingebaut ist, der direkten Zugriff auf den Computer für Regierungsbeamte gibt, es sei aber möglich, dass etwaige Hintertüren erst über Updates eingespielt werden. Es gibt aber eine Funktion, die jede mit dem Betriebssystem geöffnete Datei mit einem Wasserzeichen versieht, welches anhand der Festplatten-Seriennummer erzeugt wird. Wird die Datei auf mehreren Computern geöffnet, sammeln sich also mehrere eindeutige Seriennummern an, wodurch sich der Verbreitungsweg der Datei bestimmen lässt. Ebenso integriert ist ein vermeintliches Antivirenprogramm, welches jedoch eher zur Löschung von Dateien dient, sobald dieses bestimmte Textmuster findet. Auch gegen Manipulationen schützt sich das Betriebssystem, indem es eine Liste der Prüfsummen von Systemdateien überwacht und bei einer Abweichung den Computer neu startet.[6]

Sicherheitslücken Bearbeiten

Im Jahr 2016 wurde durch die Sicherheitsfirma Hacker House eine Sicherheitslücke in dem integrierten Webbrowser Naenara gefunden. Durch diese Sicherheitslücke ist es möglich, Befehle auf dem Rechner auszuführen, falls der Nutzer auf einen entsprechend präparierten Link klickt. Sie tritt vermutlich aufgrund eines Problems bei der Verarbeitung von URls auf, bei der Funktionen wie Mailto oder cal ausgeführt werden, ohne die übergebenen Parameter um unerwünschte Codefragmente zu bereinigen.[7]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Red Star OS – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Joseph Cox: Inside North Korea's Totalitarian Operating System. In: Motherboard. VICE, 27. Dezember 2015, abgerufen am 28. Dezember 2015.
  2. Red Star OS: Nordkorea klont Windows und OS X. In: Chip Online. 4. März 2014, archiviert vom Original am 1. Mai 2015; abgerufen am 6. Mai 2015.
  3. Apple's Mac OSX imitated in latest North Korea system. In: BBC News. 5. Februar 2014, abgerufen am 24. März 2014.
  4. Matthew Sparkes: North Korean computers get 'Apple' makeover. In: The Daily Telegraph. 5. Februar 2014, abgerufen am 6. Februar 2014.
  5. Jörg Thoma: Zu Besuch bei Nordkoreas Informatikstudenten. In: golem.de. 30. Dezember 2014, abgerufen am 6. Mai 2015.
  6. Markus Böhm: Betriebssystem aus Pjöngjang: So funktioniert Nordkoreas Apple-Kopie. In: Spiegel Online. 27. Dezember 2015, abgerufen am 29. Dezember 2015.
  7. Hauke Gierow: Red Star OS: Sicherheitslücke in Nordkoreas Staats-Linux. In: Golem.de. 5. Dezember 2016, abgerufen am 6. Dezember 2016.