Raptorex (von lat. raptor = Räuber und rex = König, also „Räuberkönig“) war eine dubiose (zweifelhafte) Gattung der Dinosaurier aus der Überfamilie der Tyrannosauroidea innerhalb der Theropoden. Er lebte zur Zeit der Oberkreide vor etwa 70 Mio. Jahren in dem Gebiet der heutigen Mongolei. Ursprünglich nahm man an, seine Fossilien entstammten der Yixian-Formation, doch nach neueren Untersuchungen stammten die Überreste von Raptorex wahrscheinlich aus der Iren Dabasu- oder der Nemegt Formation.

Raptorex

Künstlerische Lebendrekonstruktion von Raptorex

Zeitliches Auftreten
Oberkreide (Maastrichtium)
72 bis 69,9 Mio. Jahre
Fundorte

Nemegt-Formation, (Mongolei)

Systematik
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Theropoda
Tetanurae
Coelurosauria
Tyrannosauroidea
Raptorex
Wissenschaftlicher Name
Raptorex
Sereno et al., 2009
Art
  • Raptorex kriegsteini

Beschreibung Bearbeiten

Die einzige bekannte Art (Typusart) ist Raptorex kriegsteini. Der einzige Fund dieser Art ist der Holotypus LH PV 18, ein Skelett, das im Nordosten Chinas entdeckt, von Peter Kriegstein gekauft und schließlich von Sereno et al. erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde. Das Exemplar war ca. 3 m lang, ca. 65 kg schwer und starb wahrscheinlich mit 5 bis 6 Jahren.

Die 2009 entdeckten Fossilien von Raptorex sind eine Besonderheit, da man bisher davon ausgegangen war, dass die kleinen, basalen Tyrannosauroiden einen kleinen Kopf und lange Arme mit dreifingerigen Händen besaßen, und dass sich Merkmale wie der große, sehr kräftige Kopf und die winzigen, zweifingerigen Arme erst mit der Vergrößerung des Körpers entwickelt hätten. Raptorex war jedoch ein kleiner Tyrannosauroide, und trotzdem besaß er diese Merkmale – anders als zum Beispiel Guanlong, ein noch früherer Tyrannosaurier. Dies ließe sich jedoch auch damit erklären, dass es sich bei Raptorex um einen jungen Tarbosaurus handelt. Demnach wäre Tarbosaurus bataar der gültige Name des Taxons, Raptorex kriegsteini wäre ungültig. Offenbar entwickelten sich bei den basalen Tyrannosauroidea zuerst die kleinen Arme und der große Kopf, und erst danach wurden sie zu jenen riesigen Räubern, wie es zum Beispiel Tyrannosaurus oder Albertosaurus waren.

Benennung Bearbeiten

Der Name Raptorex leitet sich von den lateinischen Wörtern raptor (Räuber) und rex (König) ab, bedeutet also „Räuberkönig“ oder „König der Räuber“. Raptorex wurde erstmals von Sereno et al. wissenschaftlich beschrieben. Die Typus- und einzige Art R. kriegsteini ist nach Henry Kriegstein benannt, der die Wissenschaftler auf das Fossil aufmerksam machte, nachdem er es in China gekauft hatte.

Systematik Bearbeiten

Raptorex gehörte innerhalb der Echsenbeckendinosaurier (Saurischia) zu den Theropoden (Theropoda) und innerhalb dieser zu den Tyrannosauroidea. Einzige Art ist Raptorex kriegsteini. Es folgt ein Kladogramm nach Brusatte et al. (2010):[1] Nach neueren Untersuchungen könnte es sich bei Raptorex jedoch auch um ein juveniles Exemplar eines Tarbosaurus handeln, da sich die Skelette von Tarbosaurus-Jungtieren und Raptorex kriegsteini stark ähneln.[2]

 Tyrannosauroidea  
 Proceratosauridae  
 void 

Kileskus


   
 void 

Guanlong


   
 void 

Proceratosaurus


   

Sinotyrannus






   
 void 

Dilong


   
 void 
 void 

Eotyrannus


   

Stokesosaurus



   
 void 

Xiongguanlong


   
 void 

Dryptosaurus


   
 void 

Raptorex


   
 void 

Appalachiosaurus


   
 void 

Bistahieversor


   

Tyrannosauridae










Quellen Bearbeiten

  1. Stephen L. Brusatte, Mark A. Norell, Thomas D. Carr, Gregory M. Erickson, John R. Hutchinson, Amy M. Balanoff, Gabe S. Bever, Jonah N. Choiniere, Peter J. Makovicky, Xing Xu: Tyrannosaur paleobiology: new research on ancient exemplar organisms. In: Science. Bd. 329, Nr. 5998, 2010, S. 1481–1485, doi:10.1126/science.1193304, bibcode:2010Sci...329.1481B, PMID 20847260.
  2. Denver W. Fowler, Holly N. Woodward, Elizabeth A. Freedman, Peter L. Larson, John R. Horner: Reanalysis of “Raptorex kriegsteini”: A Juvenile Tyrannosaurid Dinosaur from Mongolia. In: PLOS ONE. Band 6, Nr. 6, 29. Juni 2011, ISSN 1932-6203, S. e21376, doi:10.1371/journal.pone.0021376, PMID 21738646, PMC 3126816 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 18. Januar 2021]).