Das Quadrivium (deutsch „vier Wege“) umfasste die weiterführenden vier der septem artes liberales – der „sieben freien Künste“ (in Antike und Mittelalter) – als Fortsetzung der sprachlichen Fächer des Triviums und bestand aus den – ebenfalls durchwegs lateinisch unterrichteten – mathematischen, am Zahlendenken orientierten Fächern:

Zusammen mit den Fächern des Triviums bildeten sie den Lehrstoff der „Artistenfakultäten“ (in heutiger Terminologie: Philosophischen Fakultäten) der mittelalterlichen Universität. Einen Eindruck von den konkreten Inhalten dieser Fächer kann man z. B. durch die (um 630 n. Chr. abgeschlossene) Enzyklopädie des Isidor von Sevilla gewinnen.

Der gedankliche Ausgangspunkt für die Bildung der verschiedenen Fächer des Quadriviums ist laut Max Haas die Kategorie der Quantität (quantitas). Im Anschluss an Aristoteles und Boethius unterschied man im Mittelalter zwischen der Menge als der diskreten Quantität (multitudo; quantitas discreta) einerseits und der Größe als der kontinuierlichen Quantität (magnitudo; quantitas continua) andererseits. Zu den Mengenlehren über die quantitas discreta gehören die Arithmetik und die Musik: Die Arithmetik untersucht die Mengen an sich (multitudo per se), die Musik hingegen untersucht die Beziehungen zwischen verschiedenen Mengen (multitudo ad aliquid), d. h. Proportionen. Zur Größenlehre über die quantitas continua zählen hingegen die Geometrie und die Astronomie: Die Geometrie untersucht unbewegliche Größen (magnitudo immobilis), die Astronomie dagegen bewegliche Größen (magnitudo mobilis).[1]

Literatur

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  • Brigitte Englisch: Die Artes liberales im frühen Mittelalter (5.–9. Jh.): Das Quadrivium und der Komputus als Indikatoren für Kontinuität und Erneuerung der exakten Wissenschaften zwischen Antike und Mittelalter (= Sudhoffs Archiv. Beihefte). Stuttgart 1994, ISBN 3-515-06431-1.
  • Ernst Hellgardt: Zum Problem symbolbestimmter und formalästhetischer Zahlenkomposition in mittelalterlicher Literatur. Mit Studien zum Quadrivium und zur Vorgeschichte des mittelalterlichen Zahlendenkens. München 1973 (= Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Band 45), zugleich Philosophische Dissertation München 1970.
  • John North: Das Quadrivium. In: Walter Rüegg (Hrsg.): Geschichte der Universität in Europa. Band I: Mittelalter. Beck, München 1993, ISBN 3-406-36952-9, S. 303–320.
  • Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla. Marixverlag, Wiesbaden 2008 (übersetzt von Lenelotte Möller), darin „Buch III“ (S. 123–154), ISBN 978-3-86539-177-3.
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Wiktionary: Quadrivium – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Quadriviale Kuriositäten – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

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  1. Max Haas: Musikalisches Denken im Mittelalter. Eine Einführung. 2. Auflage. Bern 2007, S. 60–61.