Pyramidenschnecken

Familie der Ordnung Landlungenschnecken (Stylommatophora)

Pyramidula ist eine Gattung der Schnecken aus der Familie der Pyramidenschnecken (Pyramidulidae); die Familie gehört zur Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora). Pyramidula ist die einzige Gattung und damit Typusgattung der Familie Pyramidenschnecken (Pyramidulidae).

Pyramidenschnecken

Pyramidula rupestris

Systematik
Überordnung: Heterobranchia
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Pupilloidea
Familie: Pyramidenschnecken
Gattung: Pyramidenschnecken
Wissenschaftlicher Name der Familie
Pyramidulidae
Kennard & Woodward, 1914
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Pyramidula
Leopold Fitzinger, 1833

Merkmale Bearbeiten

Die meist sehr kleinen, rechtsgewundenen Gehäuse sind (hoch-)konisch, gedrückt konisch bis fast scheibenförmig, mit stark abgestuften, meist mehr oder weniger stark gewölbten Umgängen. Diese Abstufung ergibt einen "pyramidenförmig" Habitus. Sie messen ca. 2,5 bis 3 mm in der Höhe und ca. 2,5 bis 3 mm im Durchmesser. Die Gehäuse haben im Adultstadium 4 bis 5,5 Umgänge. Die Endwindung ist bei einer Art sogar etwas abgelöst, gewöhnlich ist die Endwindung jedoch nicht oder nur wenig aus der Windungsebene abgesenkt. Die Umgänge nehmen regelmäßig zu, bei manchen Arten lösen sich die Umgänge von den vorigen Umgängen ab. Die Peripherie kann gut gerundet oder auch etwas geschultert sein. Die rundliche bis eiförmige Mündung ist gegenüber der Windungsebene etwas abgeschrägt. Die Mündung ist einfach, ohne „Zähne“, mit scharfem, zerbrechlichem, meist nicht umgeschlagenem Mundsaum. Lediglich im Bereich des Nabels kann der Mundsaum bei manchen Arten etwas umgeschlagen sein. Der Nabel ist offen und mäßig bis sehr breit (im Verhältnis zur Gehäusebreit).

Die Teleoconche der Gehäuse sind meist rötlichbraun mit feinen Anwachsstreifen. Das Embryonalgehäuse (Protoconch) ist fast glatt.

Im männlichen Trakt des Geschlechtsapparates dringt der Samenleiter apikal in den langen Epiphallus ein, der etwas länger als der Penis ist. An der Eintrittsstelle ist der Samenleiter etwas angeschwollen. Etwa in der Mitte der Penislänge sitzt ein sackartiger Appendix. Der Penisretraktormuskel setzt etwa in der Mitte des Epiphallus an. Im weiblichen Teil ist der freie Eileiter relativ kurz, die Vagina im Verhältnis dau recht lang. Die Spermathek ist meist klein und länglich und sitzt auf einem kurzen Stiel. Die Eiweißdrüse ist groß und hornförmig.

Geographische Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa und Nordafrika, über Kleinasien, den Kaukasus, Zentralasien bis nach Ostasien und Japan. Wahrscheinlich kommen auch einige Arten auf dem indischen Subkontinent (einschließlich Sri Lanka) vor. Sie fehlt in Skandinavien.

Die Tiere leben auf trockenen, felsigen Standorten auf kalkreichen Felsen. Sie leben versteckt in den Felsritzen und -spalten und sind bei feuchtem Wetter aktiv. Sie ernähren sich von Flechten, die auf den Felsen wachsen.

Lebensweise Bearbeiten

Die Tiere sind soweit bekannt, ovovivipar. Die wenigen großen Eier werden bis zum Schlüpfen der Jungtiere in der Mantelhöhle zurückgehalten. Die Tiere schlüpfen als fertige Miniaturadulte aus der Mantelhöhle.

Taxonomie Bearbeiten

Pyramidula wurde von Leopold Fitzinger 1833 vorgeschlagen[1] und fand allgemeine Anerkennung. Typusart ist Pyramidula rupestris durch Monotypie. Es ist die einzige Gattung der Familie Pyramidulidae Kennard & Woodward, 1914.[2] In einer späteren Arbeit haben Kennard und Woodward ihre Familie wieder eingezogen und die Gattung Pyramidula zur Familie Pupillidae gestellt.[3] Schileyko stellte die Pleurodiscidae Wenz, 1923 als Unterfamilie zur Familie Pyramidulidae; damit wären die Pyramidulidae nicht mehr monotypisch.[4] Diesem Vorschlag sind andere Autoren aber nicht gefolgt.[5] Pyramidula ist derzeit (2018) die einzige Gattung der Familie Pyramidulidae Kennard & Woodward, 1914.

Die häufig in der älteren Literatur anzutreffende Art Pyramidula shimekii Pilsbry, 1890 wird heute zur Gattung Discus gestellt.[12]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Leopold I. Fitzinger: Systematisches Verzeichniß der im Erzherzogthume Oesterreich vorkommenden Weichthiere, als Prodrom einer Fauna derselben. Beiträge zur Landeskunde Oesterreich's unter der Enns, 3: 88-122, Wien 1833 Online bei Biodiversity Heritage Library, S. 95.
  2. Alfred Santer Kennard, Bernard Barham Woodward: Notes on the changes necessary in the List of British non-marine Mollusca. 12 S., Taylor & Francis, London 1914.
  3. Alfred Santer Kennard, Bernard Barham Woodward: Synonymy of the British non-Marine Mollusca (Recent and Post-Tertiary). 447 S., Trustes of the British Museum, London 1926. Online bei Biodiversity Heritage Library (abgerufen 13. Juni 2018)
  4. Anatolij A. Schileyko: Treatise on Recent terrestrial pulmonate molluscs, Part 1. Achatinellidae, Amastridae, Orculidae, Strobilopsidae, Spelaeodiscidae, Valloniidae, Cochlicopidae, Pupillidae, Chondrinidae, Pyramidulidae. Ruthenica, Supplement 2(1): 1-126, Moskau 1998 ISSN 0136-0027, S. 120/21.
  5. MolluscaBase: Pyramidulidae Kennard & B. B. Woodward, 1914 (besucht am 9. Juni 2018)
  6. a b c d e Edmund Gittenberger, Ruud A. Bank: A new start in Pyramidula (Gastropoda Pulmonata: Pyramidulidae). Basteria, 60 (1/3): 71-78, Leiden 1996 PDF.
  7. a b c d Henry Augustus Pilsbry: Manual of conchology, vol. 28: geographic distribution of Pupillidae; Strobilopsidae; Valloniidae and Pleurodiscidae. 226 S., Conchological Department, Academy of Natural Sciences of Philadelphia, Philadelphia 1935 Online bei Biodiversity Heritage Library, S. 186/87.
  8. Chung-Chi Hwang: A New Subspecies of Land Snail Genus Pyramidula Fitzinger, 1833 (Gastropoda: Pyramidulidae) from South Taiwan., 38: P31 - 39 2015
  9. Anatolij A. Schileyko, I. A. Balashov: Pyramidula kuznetsovi sp. nov. – a new species of land molluscs from Nepal (Pulmonata, Pyramidulidae). Ruthenica. 22(1): 41-45, 2012
  10. Igor Balashov, Nina Gural-Sverlova: Terrestrial molluscs of the genus Pyramidula (Pyramidulidae, Pulmonata, Gastropoda) in the East Europe, Central Asia and adjacent territories. Zoologicheskiĭ zhurnal, 90(12): 1423-1430, Moskau 2011 ResearchGate
  11. John T. C. Yen, O. Kühn: Fossile nicht-marine Mollusken-Faunen aus Nordchina. Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Mathematische, naturwissenschaftliche Klasse, 177(1/3): 21-71, 1969 (zobodat.at [PDF])
  12. Artie L. Metcalf, Richard A. Smartt: Land Snails of New Mexico. New Mexico Museum of Natural History and Science Bulletin, 10: 1-145, Albuquerque, 1997 Online bei Google Books, S. 40.