Bei den bayerischen Pw Bay 70 bzw. Pwg Bay 70 handelt es sich um zweiachsige Packwagen für sowohl den Einsatz in Personenzügen – siehe Blatt 216 Wagenstandsverzeichnis für die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen vom 31. März 1913 – als auch den Einsatz in Güterzügen – siehe Blatt 241 aus dem Wagenstandsverzeichnis für die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen vom 31. März 1913.

Pw / Pwg Bay 70
Nummerierung: für P 16 185-16 200
für Pg 16 742-16 769
Anzahl: 45
Baujahr(e): 1870/75
Gattung: Pw
Pwg Bay 70
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 8340 mm
Länge: 7100 mm
Höhe: 3770 mm
Breite: 2510 mm
Fester Radstand: 4100 mm
Leermasse: 8,7 t bis 9,1 t
Lademasse: 5,0 t – 5,25 t
Raddurchmesser: Radsätze der Form 23
Bremse: Handspindelbremse
Kupplungstyp: Schraubenkupplung nach VDEV
Fußbodenhöhe: 1190 mm
Ladelänge: 4260 mm
Ladebreite: 2390 mm

Geschichte Bearbeiten

Bei den Wagen handelt es sich um solche, welche die K.Bay.Sts.B. nach der Übernahme der B.O.B. 1876 in ihren Bestand eingegliedert hat. Die Wagen liefen bei der B.O.B. unter der Gattung „D.br.“ und wurden mit der Übernahme zunächst in die Gattung „D für Güter- und Schnellzüge“, bei der Nummernreform 1893, je nach Einsatzart, in die Gattung „P“ bzw. „Pg“ eingereiht.

Beschaffung Bearbeiten

Diese Wagen wurden als letzte Serie von Gepäckwagen für die B.O.B. beschafft. Gegenüber dem im Erscheinungsbild fast baugleichen Wagentyp der ersten Serie von 1858 waren die Dimensionen etwas vergrößert. Die Wagen wurden zwischen 1870 und 1875 in insgesamt fünf Serien geliefert.

Konstruktive Merkmale Bearbeiten

Untergestell Bearbeiten

Der Rahmen der Wagen war komplett aus eisernen Profilen aufgebaut. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen nach VDEV. Die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen ursprünglich Stangenpuffer mit einer Einbaulänge von 620 mm und 360 mm Durchmesser für die Pufferteller.

Laufwerk Bearbeiten

Die Wagen hatten aus Blechen und Winkeln genietete Achshalter der kurzen, geraden Bauform. Gelagert waren die Achsen in Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper des bayerischen Typs 23. Die jeweils 1764 Millimeter langen Tragfedern hatten je sechs Blätter. Der Querschnitt der Blätter betrug 96 × 13 Millimeter. Die Wagen hatten beidseitig durchgehende Laufbretter. Damit sollte beim Einsatz in Personenzügen der Zugang des Zugführers zu allen Wagen auch während der Fahrt ermöglicht werden. Für Passagiere war der Zutritt zum Abort nur beim Halt in Stationen erlaubt.

Bremsen Bearbeiten

Es gab eine Handspindelbremse, welche von der Kanzel des Dienstraums aus bedient werden konnte. In der Wagenmitte befand sich die Bremsumlenkung in der typisch bayerischen Bauform. Um auch für den Einsatz in Personen- bzw. Schnellzügen geeignet zu sein, erfolgte bald nach Übernahme durch die Staatsbahn für einen Teil der Wagen eine Ausstattung mit Heberlein-Seilzugbremsen. Diese wurden dann ab ca. 1890 durch die dann zum Einsatz kommende Westinghouse-Druckluftbremse ersetzt.

Wagenkasten Bearbeiten

Der Rahmen des Wagenkastens bestand aus einem hölzernen Ständerwerk, welches durch stählerne Zugbänder versteift wurde. Die äußere Verkleidung des Wagenkastens bestand aus Blechen, deren Stöße mit Deckleisten verkleidet wurden. Innen wurden die Wagen mit Holzleisten ausgekleidet. Die Seiten- und die Stirnwände waren gerade. Der Wagenkasten war in einen großen Bereich zur Lagerung der Gepäckstücke und ein 2060 mm breites Dienstabteil aufgeteilt. Zusätzlich gab es einen beidseitig zugänglichen Abort sowie zwei Hundeboxen. Das flache Tonnendach war über dem Dienstraum halbseitig nach Bauart der B.O.B. mit einer in den Wagenkasten integrierten Kanzel versehen. Diese diente dem Zugführer zur Beobachtung und als Bremserstand. Dieser Bremserstand war sowohl vom Wageninneren als auch von außen zugänglich. Zum Be- und Entladen gab es beidseitig je eine 1460 mm breite Schiebetüre, die auf Rollen stand und mit Kopfstangen geführt wurde.

Ausstattung Bearbeiten

Beleuchtet wurden die Wagen mit Öl-Lampen. In den Jahren 1926 bis 1929 wurden elektrische Beleuchtungen eingebaut. Alle Wagen waren mit einem Abort ausgestattet, der allerdings bei einigen nur noch in Güterzügen eingesetzten Wagen schon zu Staatsbahnzeiten ausgebaut wurde.

Die Beheizung erfolgte durch einen Ofen im Dienstraum. Zur Entlüftung der Lampen gab es statische Lüfter auf dem Dach. Die Wagen waren alle mit einer Leitung für die Dampfheizung ausgestattet und konnten so auch in Personenzüge eingereiht werden.

Skizzen, Musterblätter, Fotos Bearbeiten

Wagennummern Bearbeiten

Blatt-Nr.
Herstelld.
Gattungszeichen je Epoche
Wagennummern je Epoche (mit Direktionsangaben)
Fahrwerk / Ausstattung / Zusatzinfos
(siehe jeweilige Legende)
Bau-
jahr
Her-
steller
Anz. B.O.B.
bis
1872
B.O.B.
ab
1872
KBE
ab
1876
KBE
ab
1884
KBE
ab
1893
KBE
ab
1894
KBE
ab
1907
DR
(ab 1923)
Ausge-
mustert
Anz.
Ach-
sen
Rad-
stand
(mm)
LüP
(mm)
Unter-
Gest.
Brem-
sen
Bl. Hz. Art u.Anz. Abteile
(Sitze)
Bemer-
kung
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
17
1872
D.br.
?
1875
D.br
51
1879
D.
86
1891
D.
Plan
1893
Pg.
138
1897
Pg
241
1913
Pg
Pwg Bay 70 (siehe jeweilige Legende) A B D G P V Z
1870 10 81 881 17 360 17 360 16 742 16 742 16 742 <1923? 2 4100 8340 E Brh Öl O
Dl
1 1 1 2
82 882 17 361 17 361 16 743 16 743 <1913
83 883 17 362 17 362 16 744 16 744 16 744 <1923?
84 884 17 363 17 363 16 745 16 745 16 745
85 885 17 364 17 364 16 746 16 746 16 746
86 886 17 365 17 365 16 747 16 747 16 747
87 887 17 366 17 366 16 748 16 748 <1913
88 888 17 367 17 367 16 749 16 749 16 749 <1923?
89 889 17 368 17 368 16 750 16 750 16 750
90 890 17 369 17 369 16 751 16 751 16 751
1872 10 91–100
[Anm. 1]
891–900
[Anm. 1]
17 370 17 370 16 752 16 752 16 752 <1923? 2 4100 8340 E Brh Öl O
Dl
1 1 1 2
17 371 17 371 16 753 16 753 16 753
17 372 17 372 16 754 16 754 16 754
17 373 17 373 16 755 16 755 16 755
17 374 17 374 16 756 16 756 16 756
17 375 17 375 16 757 16 757 16 757
17 376 17 376 16 758 16 758 <1903
17 377 17 377 16 759 16 759 16 759 <1923?
17 378 17 378 16 760 16 760 16 760
17 379 17 379 16 761 16 761 16 761
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
17
1872
D.br.
?
1875
D.br.
52
1879
D.
86
1891
D.
Plan
1893
Pg.
138
1897
Pg
241
1913
Pg
Pwg Bay 70 (siehe jeweilige Legende) A B D G P V Z
1873 1 910
[Anm. 1]
17 389 17 389 16 762 16 762 16 762 <1923? 2 4100 8340 E Brh Öl O
Dl
1 1 1 2 einziger Wagen aus der Lieferserie von 1873 für den Einsatz in Güterzügen
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung

1872
?
1875
D.br.
52
1879
D.
86
1891
D.
Plan
1893
P.
128
1897
P
216
1913
P
Pw Bay 70 (siehe jeweilige Legende) A B D G P V Z
1873 9 901–909
[Anm. 1]
17 380 17 380 16 185 16 185 16 185 <1923? 2 4100 8340 E Brh
Hbl
Wsbr
Öl O
Dl
1 1 1 2 für den Einsatz in Personenzügen ab ca. 1876 Ausrüstung mit Heberlein-Seilzugbremsen, ab ca. 1890 Ausrüstung mit Westinghouse-Bremsen
17 381 17 381 16 186 16 186 <1913
17 382 17 382 16 187 16 187 16 187 <1923?
17 383 17 383 16 188 16 188 16 188
17 384 17 384 16 189 16 189 16 189
17 385 17 385 16 190 16 190 16 190
17 386 17 386 16 191 16 191 16 191
17 387 17 387 16 192 16 192 16 192
17 388 17 388 16 193 16 193 16 193
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung

1872
?
1875
D.br.
52
1879
D.
86
1891
D.
Plan
1893
Pg.
138
1897
Pg
241
1913
Pg
Pwg Bay 70 (siehe jeweilige Legende) A B D G P V Z
1874 4 911, 913
917, 919
[Anm. 1]
17 390 17 390 16 763 16 763 16 763 <1923? 2 4100 8340 E Brh Öl O
Dl
1 1 1 2 Wagen aus der Lieferserie von 1874 für den Einsatz in Güterzügen
17 392 17 392 16 764 16 764 16 764
17 396 17 396 16 765 16 765 16 765
17 398 17 398 16 766 16 766 16 766
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung

1872
?
1875
D.br.
52
1879
D.
86
1891
D.
Plan
1893
P.
128
1897
P
216
1913
P
Pw Bay 70 (siehe jeweilige Legende) A B D G P V Z
1874 6 912, 914
915, 916
918, 920
[Anm. 1]
17 391 17 391 16 194 16 194 16 194 <1923? 2 4100 8340 E Brh
Hbl
Wsbr
Öl O
Dl
1 1 1 2 für den Einsatz in Personenzügen ab ca. 1876 Ausrüstung mit Heberlein-Seilzugbremsen, ab ca. 1890 Ausrüstung mit Westinghouse-Bremsen
17 393 17 393 16 195 16 195 16 195
17 394 17 394 16 196 16 196 16 196
17 395 17 395 16 197 16 197 16 197
17 397 17 397 16 198 16 198 16 198
17 399 17 399 16 199 16 199 <1913
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung

1872
?
1875
D.br.
52
1879
D.
86
1891
D.
Plan
1893
Pg.
138
1897
Pg
241
1913
Pg
Pwg Bay 70 (siehe jeweilige Legende) A B D G P V Z
1875 3 [Anm. 2] 17 400 17 400 16 767 16 767 16 767 <1913? 2 4100 8340 E Brh Öl O
Dl
1 1 1 2 Wagen aus der Lieferserie von 1875 für den Einsatz in Güterzügen
17 401 17 401 16 768 16 768 16 768 <1923?
17 402 17 402 16 769 16 769 16 769
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung

1872
?
1875
D.br.
52
1879
D.
86
1891
D.
Plan
1893
P.
128
1897
P
216
1913
P
Pw Bay 70 (siehe jeweilige Legende) A B D G P V Z
1875 2 [Anm. 2] 17 403 17 403 16 200 16 200 16 200 <1923? 2 4100 8340 E Brh
Hbl
Wsbr
Öl O
Dl
1 1 1 2 für den Einsatz in Personenzügen ab ca. 1876 Ausrüstung mit Heberlein-Seilzugbremsen, ab ca. 1890 Ausrüstung mit Westinghouse-Bremsen
17 404 17 404 16 201 16 201 <1903?

Weblinks Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. privilegierten Bayer. Ostbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 1872. 1872.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. privilegierten Bayer. Ostbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 1875. 1875.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 1. Juli 1879. 1879.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 1. April 1888. 1888.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 1. Juni 1891. 1891.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897. 1897.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1903. 1903.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1913. 1913.
  • Gert von Rosen – von Hoewel: Post- und Gepäckwagen der bayerischen Ostbahnen (B.O.B.). In: Länderbahnforum. Nr. 6/2005.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. a b c d e f Nummern nur gemäß der Nummernschematik der B.O.B. vermutet, in den nachträglichen Verzeichnissen von 1872 bzw. 1875 so nicht aufgeführt
  2. a b es ist fraglich ob für diese Wagen noch BOB-Nummern vergeben wurden

Einzelnachweise Bearbeiten