Pw4ü Bay 09

Packwagen für die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen

Bei den bayerischen Pw4ü Bay 09 / Pw4ü Bay 09/21 / Pw4ü Bay 09/21a handelt es sich Drehgestell-Packwagen nach dem Blatt 232 für die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen.

Pw4ü Bay 09
Pw4ü Bay 09/21
Pw4ü Bay 09/21a
Nummerierung: 17 667 bis 17 873
Anzahl: 45
Hersteller: Rathgeber
Baujahr(e): 1909 bis 1919
Ausmusterung: < 1963
Gattung: Pw4ü
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 17.300 mm
Länge: 16.000 mm
Höhe: 4.128 mm
Breite: 3.010 mm
Drehzapfenabstand: 11.000 mm
Fester Radstand: 2.500 mm
Leermasse: 29,2 t
Bremse: Handspindelbremse
Wsbr
Ahbr
Kupplungstyp: Schraubenkupplung nach VDEV
Sitzplätze: 4
Fußbodenhöhe: 1295 mm
2 Hundeabteile und zwei Zollabteile
Zeichnung zu Pw4ü Bay 09

Beschaffung Bearbeiten

Für den Einsatz in schnelllaufenden Zügen (Eil- und D-Zügen) wurden adäquate Gepäckwagen benötigt. So beschaffte die KBayStsB zwischen 1906 und 1923 insgesamt 85 vierachsige Wagen in drei Lieferserien. Die Serie der Wagen von 1909 (geliefert bis 1919) wurden nach gleichen Zeichnungen wie die nach Blatt 231 gebaut. Sie waren alle für den grenzüberschreitenden Einsatz nach Österreich, der Schweiz, Frankreich oder Italien ausgestattet.

Verbleib Bearbeiten

Fünf Wagen mussten als Reparationsleistungen 1919 abgegeben werden. Insgesamt vier Wagen wurden zwischen 1930 und 1940 ausgemustert, bei neun Wagen ist der Verbleib nach Kriegsende 1945 ungeklärt. Vier Wagen waren als Altschadwagen abgestellt und wurden bis Juli 1950 ausgemustert. Insgesamt 12 kamen noch zur DB und ein Fahrzeug wurde 1945 an die ÖBB abgegeben.

Konstruktive Merkmale Bearbeiten

Untergestell Bearbeiten

Der Rahmen der Wagen war komplett aus Profileisen aufgebaut und genietet. Die äußeren Längsträger hatten U-Form mit nach außen gerichteten Flanschen. Die Querträger waren ebenfalls aus U-Profilen und nicht gekröpft. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen nach VDEV. Die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen ursprünglich 2-fach geschlitzte Korbpuffer mit einer Einbaulänge von 650 mm und 400 mm für die Pufferteller. Diese wurde später durch Hülsenpuffer ersetzt. Zur Unterstützung der äußeren Längsträger wurde ein Sprengwerk aus Säulenständern und nachstellbaren Spannstangen eingebaut.

Laufwerk Bearbeiten

Die Wagen hatten aus Bleche und Winkeln genietete Drehgestelle der bayerischen Bauart mit einem Radstand von 2500 mm. Gelagert waren die Achsen in Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper. Für den internationalen Einsatz hatten die Wagen neben der Westinghouse-Luftdruckbremse auch Saugluftbremsen des Systems Hardy. Zusätzlich gab es noch eine Handspindelbremse, die auch von der Kanzel des Dienstraums aus bedient werden konnte.

Wagenkasten Bearbeiten

Der Rahmen des Wagenkastens bestand aus einem hölzernen Ständerwerk, welches durch stählerne Zugbänder versteift wurde. Die Wände waren außen mit Blechen und innen mit Holz verkleidet. Die Seiten- und die Stirnwände waren gerade, die Einstiegstüren eingerückt. Der Wagenkasten war in ein Dienstabteil, zwei abgeschlossene Zollabteile mit Seitengang sowie einem großen Gepäckraum mit zwei Hundeboxen unterteilt. Das flache Tonnendach war über dem Dienstraum mit einer aufgesetzten Kanzel versehen, die dem Zugführer als Beobachtungskanzel diente. Über den Einstiegstüren waren die Dächer ausgespart. Bei den Wagen der Baulose ab 1913 besaßen die Dächer die windschnittigen Aussparungen. Die Wagenübergänge an den Stirnseiten waren durch Faltenbälge gesichert. Zum schnellen Be- und Entladen gab es je eine 1.500 mm und eine 1.400 mm breite Schiebetüren, die auf Rollen standen und mit Kopfstangen geführt wurden.

Ausstattung Bearbeiten

Neben einem Dienstabteil mit Zugführerkanzel und Abort gab es einen großen Laderaum mit zwei integrierten, abschließbaren Zollabteilen. Diese wurden bei der Umbauaktion 1921 teilweise entfernt. Bei allen Wagen gab es noch zwei Hundeboxen.

Beleuchtet wurden die Wagen mit Gas- und Gasglühlichter. Der zur Versorgung dienende Behälter war in Längsrichtung unter dem Wagenkasten angebracht. In den 1930er Jahren erfolgte ein Umbau auf elektrische Beleuchtung. Die Beheizung erfolgte mit Dampf. Zur Belüftung gab es statische Lüfter auf dem Dach.

Wagennummern Bearbeiten

Herstelldaten Wagennummern je Epoche[1]
Gattungszeichen
Fahrwerk Ausstattung Zusatzinfos
Bau-
jahr
Her-
steller
ab 1875 ab 1909
(1907)
Rep.
(1919)
DR
(ab 1923)
DRG
(ab 1930)
DRG
n. Umbau
Ausge-
mustert
Bremsen Anz.
Achs.
Lenk-
achs.
Bl. Hz. Anz.
Abort
Anzahl der Abteile Signal-
halter
Bemerkung
Blatt-Nr. 232 PPü Pw4ü Bay 09 Pw4ü Bay 09 (siehe
Legende)
(siehe
Legende)
D G V Z (siehe
Legende)
1909 Rathg. 17 677 90 020 Mü 107 583 Mü 09/1961 H; Wsbr; Ahbr; 4 G D 1 1 1 1 2 AT; CH; IT; FR Umbau zu Bahndienstwagen 524 996
1913 Rathg. 17 865 Mü 90 003 Mü 107 964 Mü ? 1945 H; Wsbr; Ahbr; 4 G D 1 1 1 1 2 AT; IT; FR
17 868 Mü 90 004 Mü 107 766 Mü 06/1961
1919 Rathg. 17 858 Mü 90 004 Nür 107 949 Mü ? 1945 H; Wsbr; Ahbr; 4 G D 1 1 1 1 2
17 859 Mü 90 004 Reg 107 950 Mü
Blatt-Nr. 232 PPü Pw4ü Bay 09 Pw4ü Bay 09 Pw4ü Bay 09/21 (siehe
Legende)
(siehe
Legende)
D G V Z (siehe
Legende)
Rückbau von einem Zollabteil
1909 Rathg. 17 667 90 011 Mü 107 573 Mü 107 573 Mü 05/1945 H;Wsbr;Ahbr; 4 G D 1 1 1 1 2 AT;CH;IT;FR Abgabe an die ÖBB, Nr. 60 260
17 668 90 012 Mü 107 574 Mü 107 574 Mü xx/193x
17 669 90 013 Mü 107 575 Mü 107 575 Mü 01/1958
17 670 90 033 Mü 107 576 Mü 107 576 Mü 10/1961
17 671 90 014 Mü 107 577 Mü 107 577 Mü 06/1950 Altschadwagen
17 672 90 015 Mü 107 578 Mü 107 578 Mü ? 1945
17 673 90 016 Mü 107 579 Mü 107 579 Mü xx/193x
17 674 90 017 Mü 107 580 Mü 107 580 Mü xx/193x
17 675 90 018 Mü 107 581 Mü 107 581 Mü 09/1961
17 676 90 019 Mü 107 582 Mü 107 582 Mü 07/1950 Altschadwagen
17 678 90 021 Mü 107 584 Mü 107 584 Mü ? 1945
1913 Rathg. 17 864 Mü 90 010 Wür 107 763 Nür 107 763 Nür 05/1960 H; Wsbr; Ahbr; 4 G D 1 1 1 1 2 AT; IT; FR
17 866 Mü 90 022 Mü 107 765 Nür 107 765 Nür 05/1960
17 867 Mü X 11/1919
17 869 Mü 90 023 Mü 107 767 Mü 107 767 Mü xx/193x
17 870 Mü 90 024 Mü 107 768 Mü 107 768 Mü 01/1960 Umbau zu BDW 728 210
17 871 Mü 90 025 Mü 107 769 Mü 107 769 Mü ? 1945 AT: CH; IT
17 872 Mü 90 026 Mü 107 770 Mü 107 770 Mü 01/1962
17 873 Mü 90 005 Wür 107 771 Mü 107 771 Mü 02/1959 CH;IT
Blatt-Nr. 232 PPü Pw4ü Bay 09 Pw4ü Bay 09 Pw4ü Bay 09/21a (siehe
Legende)
(siehe
Legende)
D G V Z (siehe
Legende)
Rückbau beider Zollabteile
1919 Rathg. 17 851 Mü 90 047 Mü 107 943 Mü 107 943 Mü 07/1950 H; Wsbr; Ahbr; 4 G D 1 1 1 1 2 Altschadwagen
17 852 Mü 90 048 Mü 107 944 Mü 107 944 Mü ? 1945
17 853 Mü 90 049 Mü 107 945 Mü 107 945 Mü 08/1959
17 854 Mü 90 050 Mü 107 946 Mü 107 946 Mü ? 1945
17 855 Mü 90 051 Mü 107 947 Mü 107 947 Mü 07/1958
17 856 Mü X 11/1919
17 857 Mü 90 016 Nür 107 948 Nür 107 948 Nür 07/1948 Altschadwagen
17 860 Wü 90 002 Wür 107 951 Nür 107 951 Nür ? 1945
17 861 Mü X 11/1919
17 862 Mü X 11/1919
17 863 Mü X 11/1919
Legende Bremsen Handbremstypen BrH = Bremserhaus; Pl = Handbremse auf Plattform; Fsbr = Freisitzbremse
Druckluftbremsen Hnbr = Henri-Bremse; Hsbr = Henri-Schnellbremse; Kp. = Knorr-Bremse; Sbr. = Schleifer-Bremse; Ssbr = Schleifer-Schnellbremse; Wbr = Westinghouse-Bremse; Wsbr = Westinghouse-Schnellbremse;
Saugluftbremsen Hbr = Hardy-Bremse; Ahbr = Autom. Hardy-Vacuumbremse
Legende BL Arten der Beleuchtung P = Petroleumleuchte; G = Gasleuchte; Gg = Gas-Glühleuchte; El = elektrische Beleuchtung
Legende HZ Arten der Beheizung O = Ofenheizung; D = Dampfheizung; Pr. = Presskohleheizung; L = nur Dampfleitung
Legende Signalhalter zum Übergang nach AT = Österreich; IT = Italien; CH = Schweiz; FR = Frankreich; BE = Belgien

Literatur Bearbeiten

  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen, Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1913. 1913.
  • Wagner, Alto: Bayerische Reisezugwagen. 1. Auflage. KIRUBA Verlag, 2015, ISBN 978-3-945631-00-3.
  • Konrad, Emil: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen. Band 2. 1. Auflage. Franckh, Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Die Daten sind den Wagenpark-Verzeichnissen der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen, aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897 sowie dem Buch von Alto Wagner, entnommen