Die bayerischen Post Bay 61 (nach DRG-Gattungskonventionen) waren zweiachsige Postwagen, welche nach Blatt-Nr. 117 des Wagenverzeichnisses von 1897 (Blatt-Nr. 186 des Verzeichnisses von 1913) als erste Generation von Postwagen der K.B.St.B gebaut wurden.

Post Bay 61
Anzahl: 116
Baujahr(e): 1861–1874
Gattung: Post
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 8.362 mm
Länge: 7.000 mm
Höhe: 3.830 mm
Breite: 2.686 mm
Fester Radstand: 4.000 mm
Nutzmasse: 5.000 kg
Dienstmasse: 10.000 kg
Raddurchmesser: 1.014 mm
Bremse: Handbremse
Zugheizung: Ofenheizung
Kupplungstyp: Schraubenkupplung
Fußbodenhöhe: 1.245 mm

Geschichte Bearbeiten

Der Transport von Postsachen war auch in Bayern ein Staatsmonopol, welches mit Pferdekutschen bewältigt wurde. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn erwuchs dem Staat eine Konkurrenz. Mit dem Datum vom 30. April 1849[1] verpflichtete das Ministerium für Handel und öffentliche Arbeiten als oberste Aufsichtsbehörde über Post und Eisenbahnen die Generalverwaltung der Königlichen Posten und Eisenbahnen mit der Einführung von "bureux ambulants" für den Postdienst. Mit entsprechenden Verträgen wurden daher alle Gesellschaften – auch staatliche – dazu verpflichtet, den Postdienst mitzutragen. Dies bedeutete, dass die Bahngesellschaft das geeignete Rollmaterial auf ihre Kosten beschaffen und zur Verfügung stellen musste, während das Personal von der Postverwaltung gestellt wurde. Bis zur Eingliederung der Bayerischen Postverwaltung in die Reichspost am 1. April 1920 waren daher alle Wagen im Eigentum der Bayerischen Staatsbahn.

Beschaffung Bearbeiten

Die Wagen der ersten Generation werden in den Jahren zwischen 1861 und 1874 durch insgesamt 116 neue Wagen mit Wagenkästen zwischen 7.000 und 7.200 mm, eisernen Längsträgern sowie Heberlein-Schnellbremsen ersetzt. Diese Zweiachser besitzen alle ein hochgesetztes Bremserhaus aber kein Oberlicht. Die Wagen hatten im Wagenstandsverzeichnis von 1879 die Skizze Nr. 53 (im WV von 1897 die Skizze 117, im WV von 1913 die Skizze 186).

Konstruktive Merkmale Bearbeiten

Untergestell Bearbeiten

Der Rahmen der Wagen hatte noch eine Mischbauform aus Holz und Eisen. Die äußeren Längsträger waren aus Eisen und hatten eine Doppel-T-Form. Die übrigen Querträger und auch die Pufferbohlen waren aus Holz. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen mit Sicherheitshaken nach VDEV, die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen Stangenpuffer, die Pufferteller hatten einen Durchmesser von 370 mm. Auf der Bremserhausseite war die Einbaulänge der Puffer vergrößert.

Laufwerk Bearbeiten

Die Wagen hatten genietete Fachwerkachshalter aus Flacheisen der kurzen, geraden Bauform. Gelagert waren die Achsen in geteilten Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper und einen Raddurchmesser von 1.014 mm. Die Federung bestand aus einer 9-lagigen Feder von 1.750 mm, die mit einfachen Laschen in den Federböcken befestigt waren.

Neben der Spindelhandbremsen im hochgesetzten Bremserhaus besaßen alle Wagen in der Grundausstattung Heberlein-Schnellbremsen (siehe WV von 1879). Schon im WV von 1897 wurden für alle Wagen Westinghousebremsen nachgewiesen. Die Bremsen wirkten auf alle Räder beidseitig. Dabei hatten die Wagen die alte Bauform der bayerischen Bremsgestänge mit mittigem Umlenkhebel.

Wagenkasten Bearbeiten

Das Wagenkastengerippe bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Es war außen mit Blech und innen mit Holz verkleidet. Sowohl die Seiten- als auch die Stirnwände waren an den Unterseiten leicht eingezogen. Die Wagen besaßen ein flach gewölbtes Dach. Die Wagen hatten alle ein hochgesetztes, geschlossenes Bremserhaus, welches nur einseitig und nur von außen zugänglich war. Die Wagen hatten alle durchgehende, seitliche Laufbretter und Anhaltestangen.

Ausstattung Bearbeiten

Der Innenraum war ohne eine Zwischenwand in zwei etwa gleich große Hälften unterteilt. Auf der Seite des Bremserhauses befand sich der Packraum, auf der gegenüberliegenden Seite der Briefsortierraum. In der Wagenmitte befand sich der Ofen. Es gab zwei gepolsterte Sitze.

Zur Beheizung verfügten die Wagen über eine Ofenheizung. Die Wagen waren alle mit einer Leitung für eine Dampfheizung ausgestattet, so dass sie in Personenzügen eingereiht werden konnten.

Die Beleuchtung erfolgte durch Öl-Lampen, bei einem Teil der Wagen durch Gas. Der Vorratsbehälter für das Leuchtgas hing in Wagenlängsrichtung am Rahmen.

Bemerkung Bearbeiten

Schon im Verzeichnis von 1913 waren nicht mehr alle Wagen aufgeführt. Von den ursprünglich 116 Stück waren nur noch 33 Wagen im Bestand.

Skizzen, Musterblätter, Fotos Bearbeiten

Wagennummern Bearbeiten

Die Daten sind im Wesentlichen den Wagenpark-Verzeichnissen der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen, aufgestellt nach dem Stande vom 1. Juli 1879, dem 31. März 1897, dem 31. März 1913 sowie dem Artikel von A. Mühl im Lok Magazin 102 entnommen.

Herstelldaten Wagennummern je Epoche
Gattungszeichen
Fahrwerk Ausstattung Zusatzinfos
Bau-
jahr
Her-
steller
Anz. ab 1876 ab 1909 Rep.
(1919)
DR
(ab 1923)
DRG
(ab 1930)
Ausge-
mustert
Anz.
Achs.
Rad-
stand
(mm)
LüP
(mm)
Brem-
sen
Unter-
Gest.
Lenk-
achs.
Bl. Hz. Art u. Anzahl der Abteile
(siehe Legende)
Bemerkung
Blatt-Nr. 186
(ehem. 117)
B.P.
(ehem.53)
P.
(ehem. 117)
Post Bay 61 Post b/7 (siehe jeweilige Legende) A B D G P Z
1865 1 2 521 15 001 <1913 2 4.000 8.762 BrH, Wsbr E, H Öl O, L 1 1
1861 4 4 680–
4 683
15 002–
15 005
<1913 2 4.000 8.762 BrH, Wsbr E, H Öl O, L 1 1
1862 10 4 684–
4 689
15 006–
15 011
<1913 2 4.000 8.762 BrH, Wsbr E,H Öl O, L 1 1
4 690 <1893 schon WV 1897 nicht mehr vorhanden
4 691 15 012 <1913
5 004–
5 005
15 013–
15 014
<1913
5 006 15 015 <1913 G
9 5 584–
5 592
15 016–
15 024
<1913 Öl
1863 1 5 593 15 025 <1913 2 4.000 8.762 BrH, Wsbr E, H Öl O, L 1 1
1 5 907 15 026 <1913 G
6 5 908–
5 913
15 027–
15 032
<1913 Öl
1 5 914 15 033 <1913
2 5 915–
5 916
15 034
15 035
<1913
1864 5 6 047–
6 051
15 036–
15 040
<1913 2 4.000 8.762 BrH, Wsbr E, H Öl O, L 1 1
1865 4 7 252–
7 257
15 041–
15 044
<1913 2 4.000 8.762 BrH, Wsbr E, H Öl O, L 1 1
1866 4 7 332–
7 335
15 045–
15 048
<1913 2 4.000 8.762 BrH, Wsbr E, H Öl O, L 1 1
1 7 336 15 049 <1913 G
1 7 337 15 050 <1913 Öl
3 7 439–
7 441
15 051–
15 053
<1913
1868 1 7 442 15 054 <1913 2 4.000 8.762 BrH, Wsbr G O, L 1 1
1868 4 7 453–
7 456
15 055–
15 058
<1913 2 4.000 8.762 BrH, Wsbr P O, L 1 1
2 7 457–
7 458
15 059–
15 060
<1913
1 7 459 15 061 <1913
8 7 460–
7 468
15 062–
15 069
<1913
1 9 616 15 070
1 9 617 15 071 <1913
3 9 618–
9 620
15 072–
15 074
<1913
1 9 621 15 075 <1913
4 9 622
9 625
15 076–
15 079
<1913
1 9 626 15 080 <1913
1872 4 9 627–
9 630
15 081–
15 084
<1913 2 4.000 BrH, Wsbr G O, L 1 1
1 9 631 15 085 <1913
1 9 632 15 086 <1913
3 9 633–
9 635
15 088–
15 090
<1913
1 12 471 15 091 <1913
23 12 472–
12 485
15 092–
15 114
<1913

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Mühl, die bayerischen und württembergischen Bahnpostwagen, Lok Magazin Heft 102, Seite 222

Literatur Bearbeiten

  • Albert Mühl: Die bayerischen und württembergischen Bahnpostwagen. In: Lok Magazin. Nr. 102, 1980, S. 222 u. folgende.
  • Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen. 1. Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung W. Keller & Co., Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 1. Juni 1879).
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897).
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1913).