Poschweck

traditionelles Ostergebäck aus Aachen

Der Poschweck (aus Paschen „Ostern“[1] und Weck „Brötchen“), auch Aachener Osterbrot genannt, ist seit dem späten Mittelalter ein traditionelles Gebäck zur Osterzeit aus Aachen.

Ein Poschweck einer Aachener Großbäckerei
Angeschnittener, mit Orangeat, Zitronat und Zucker gefüllter Poschweck

Zusammensetzung

Bearbeiten

Grundlage des Poschwecks ist ein Hefeteig, der aus Mehl, Wasser und Backhefe hergestellt, geknetet und mehrfach gehen gelassen wird. Später kommt nochmals Mehl und Butter, Orangeat, Zitronat, Nüsse oder Rosinen sowie Kandis- oder Würfelzucker hinzu, bevor er zu einem Brotlaib geformt wird. Dieser wird mit geschlagenen Eiern bestrichen, zur besseren Entfaltung des Aromas längs eingeschnitten und gebacken. Nach dem Backvorgang kann er noch zusätzlich mit Mandelsplittern oder Zuckerstücken verziert werden, bevor er abkühlt.[2]

Geschichte

Bearbeiten

Die erste Erwähnung des Poschwecks findet sich 1547 in einer Aachener Bäckerordnung.[3] Es sollte nach einer damals noch rigide gehaltenen Fastenzeit die erste hoch kalorische Bereicherung für die österliche Tafel sein. Darum wurde der Poschweck in Aachen und Umgebung zunächst den Stammkunden als Ostergeschenk überreicht. Allmählich wurde diese kostspielige Angelegenheit den Bäckern zu teuer und sie wollten ihn fortan entweder verkaufen oder die Produktion einstellen. Dies sorgte bei der Bevölkerung für Unmut und die Handwerksmeister wurden erstmals 1760 vom Magistrat gezwungen, das Ostergebäck weiterhin zu backen und kostenlos zu verteilen.[4]

Nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794 wurde durch die Behörden zunächst das Backen von Weißbrot verboten, um die Folgen der Hungersnot einzudämmen. Nachdem auch im folgenden Jahr das übliche Ostergeschenk der Bäcker an die Kundschaft verweigert wurde, stieß dies in Aachen auf heftigem Protest der Bevölkerung, so dass der Rat der Stadt am 1. April 1796 entgegen seiner früheren Auffassung die Anordnung erließ, eine sofortige Nachlieferung der Osterwecken innerhalb von 10 Tagen zu bewirken. Bei Weigerung drohte eine Strafe von 50 Reichsthalern.[5]

Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bevor die Bäcker sich erneut zum Widerstand aufrafften. Am 12. April 1846, als Aachen zu Preußen gehörte, kam es erneut zu einer „Poschweck-Revolution“, nachdem 113 Bäckermeister den Beschluss gefasst hatten, statt des Poschwecks ersatzweise 800 Brote für die Armenhäuser zu spenden, deren Produktion um ein Vielfaches kostengünstiger war. Daraufhin kam es zu halb humoristischen, halb ernsten Ausschreitungen in der Bevölkerung, in deren Verlauf auch die Fensterscheiben einiger Backstuben zu Bruch gingen und die Polizei gezwungen war, die bürgerliche Ordnung wiederherzustellen. Dabei unterstützte die preußische Stadtregierung den Standpunkt der protestierenden Bevölkerung. Einige der „Poschweck-Revolutionäre“ wurden zwar bestraft, aber die Bäcker wurden erneut gezwungen, weiterhin den Poschweck kostenlos auszuliefern. Erst im Jahre 1888 gelang es den Bäckern endlich, sich von dieser Verpflichtung zu befreien. Seither gibt es in Aachen und seinem Umland kein Freibrot mehr.[6]

Literatur

Bearbeiten
  • Franz Oppenhoff: Eine Verordnung der Aachener Munizipalität vom 1. April 1796, durch welche die Bäcker der Stadt zur Lieferung des altherkömmlichen Osterwecks gezwungen werden. In: Mitteilungen des Vereins für Kinder der Aachener Vorzeit. Siebter Jahrgang, Cremersche Buchhandlung Aachen, Aachen 1894, S. 79–80 (Digitalisat)
Bearbeiten
Commons: Poschweck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Ostern in NRW – laut, leise, rasant und ruhig. In: FineArtReisen, die Reisezeitung im Internet. 14. Februar 2008, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 11. April 2019.
  • Georg Dünnwald: „Ein Poschweck ist noch echte Handarbeit“. In: Aachener Nachrichten. 21. März 2008, abgerufen am 11. April 2019.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Paschen. In: Rheinisches Wörterbuch. Bd. 6, bearb. und hrsg. von Josef Müller, Erika Klopp Verlag, Berlin 1944, S. 535 (Digitalisat).
  2. Rezept für den Poschweck (Memento des Originals vom 1. November 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aachen.de auf den Seiten der Stadt Aachen, abgerufen am 21. Oktober 2016.
  3. Geschichte des Poschwecks (Memento des Originals vom 1. November 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aachen.de auf den Seiten der Stadt Aachen, abgerufen am 30. März 2013.
  4. Franz Oppenhoff: Eine Verordnung der Aachener Munizipalität vom 1. April 1796, durch welche die Bäcker der Stadt zur Lieferung des altherkömmlichen Osterwecks gezwungen werden. In: Mitteilungen des Vereins für Kinder der Aachener Vorzeit. Siebter Jahrgang, Cremersche Buchhandlung Aachen, Aachen 1894, S. 79 (Digitalisat).
  5. Franz Oppenhoff: Eine Verordnung der Aachener Munizipalität vom 1. April 1796, durch welche die Bäcker der Stadt zur Lieferung des altherkömmlichen Osterwecks gezwungen werden. In: Mitteilungen des Vereins für Kinder der Aachener Vorzeit. Siebter Jahrgang, Cremersche Buchhandlung Aachen, Aachen 1894, S. 80 (Digitalisat).
  6. Gert Olivier: Von der Poschweck-Revolte zum Lamm. Das Handwerk tischt zu Ostern auf. In: Magazin der Kreishandwerkerschaft Aachen. Heft 1, Aachen 2006, S. 20–22 (Digitalisat [PDF; 2,1 MB]).