Rudolf Virchow (* 13. Oktober 1821 in Schivelbein, Pommern; † 5. September 1902 in Berlin) war ein deutscher Politiker, Arzt, Pathologe, Pathologischer Anatom, Anthropologe und Prähistoriker. Nach der 1871 erfolgten Gründung des deutschen Kaiserreiches prägte Virchow 1873 den Begriff des Kulturkampfes als vermeintliche Befreiung der Kultur vom Einfluss der Kirche. Von 1880 bis 1893 war Virchow zugleich gewähltes Mitglied des Deutschen Reichstags. Er vertrat nach den Reichstagswahlen 1881, 1884, 1887 und 1890 den Berliner Wahlkreis 2 (Schöneberger Vorstadt, Friedrichsvorstadt, Tempelhofer Vorstadt, Friedrichstadt-Süd). Ab 1884 setzte er sich als Mitglied der Fraktion der Deutschen Freisinnigen Partei besonders für den Aufbau einer staatlichen medizinischen Grundversorgung ein. Politisch war er bereits 1862 ein entschiedener Gegner des preußischen Ministerpräsidenten und ab 1871 auch Reichskanzlers Otto von Bismarck. Am 2. Juni 1865 griff Virchow Bismarck verbal so stark an, dass er am folgenden Tag von diesem wegen Anzweiflung seiner Wahrheitsliebe zu einem Duell gefordert wurde, das Virchow allerdings mit den Worten ablehnte, es sei keine zeitgemäße Art der Diskussion. In einigen englischsprachigen Quellen wurde in dem Zusammenhang die Legende vom „Wurst-Duell“ verbreitet: Virchow hatte die Wahl der Waffen und präsentierte zwei identisch aussehende Würste, von denen eine mit Trichinen belastet war. Bismarck sollte eine der beiden Würste essen, worauf Virchow die andere verspeisen würde. Bismarck lehnte ab. Hierbei dürfte es sich jedoch um eine Erfindung handeln. Virchow baute die vorhandene pathologisch-anatomische Sammlung stetig aus. In der Folge wurde 1872/73 das 1856 für Virchow errichtete Gebäude des Pathologischen Instituts um zwei Seitenflügel erweitert.1873 wurde er zum Geheimen Medizinalrat ernannt. Im Juni und Juli 1887 sowie im Januar 1888 erstellte er Gutachten über den mikroskopischen Kehlkopfbefund beim Kronprinzen Friedrich Wilhelm. mehr