Wilhelm I., mit vollem Namen Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen (* 22. März 1797 in Berlin; † 9. März 1888 ebenda), aus dem Haus Hohenzollern war von 1861 bis zu seinem Tod König von Preußen und seit der Reichsgründung 1871 erster Deutscher Kaiser. 1858 übernahm Wilhelm für seinen erkrankten Bruder die Regentschaft. In der politischen Öffentlichkeit förderte der Thronwechsel Hoffnungen auf eine Neue Ära. Da der Prinzregent, ab 1861 König von Preußen, jedoch auf eine konservative Heeresreform hinarbeitete, eskalierte kurz darauf ein Streit mit dem Abgeordnetenhaus zu einem Verfassungskonflikt. Im Kampf gegen das Parlament berief Wilhelm 1862 Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten. Mit dessen Unterstützung wurde der Verfassungskonflikt 1866 beigelegt. Durch die drei Einigungskriege 1864–1871 erreichte Preußen eine gewaltige Machtsteigerung. Nach der Reichsgründung wurde Wilhelm am 18. Januar 1871 im Schloss Versailles bei Paris zum Deutschen Kaiser proklamiert. In der Innenpolitik setzte Wilhelm auf eine konservative Linie, um einer weiteren Parlamentarisierung des Deutschen Reiches entgegenzuwirken. Er unterstützte Bismarcks Maßnahmen gegen die Sozialdemokratie. Außenpolitisch betrieb er bis Anfang der 1880er Jahre vor allem eine Annäherung gegenüber dem Zarenreich, anschließend befürwortete er einen territorialen Status quo zwischen Österreich-Ungarn und Russland auf dem Balkan. Inwieweit der Kaiser von Bismarck dominiert war oder doch eigenständig agierte, ist in der Forschung umstritten. Die Öffentlichkeit im Deutschen Kaiserreich nahm Wilhelm zunehmend als eine nationale Identifikationsfigur wahr. Hierzu trugen insbesondere öffentlichkeitswirksame Inszenierungen durch Massenmedien, Memoiren, fotografische Vervielfältigungen, Paraden, Einzüge und Denkmäler bei. mehr