Der Petkau-Effekt ist die Hypothese, dass geringe Strahlendosen ionisierender Strahlung eine stärkere negative Wirkung auf den Organismus haben, als dies bei einer linearen Dosis-Wirkungs-Beziehung anzunehmen wäre.

Abram Petkau publizierte im Jahr 1972 erste Untersuchungsergebnisse,[1] nach denen bei einer geringeren Strahlendosisleistung über einen längeren Zeitraum eine niedrigere Gesamtdosis benötigt wird, um Zellmembrane aufzubrechen. Spätestens 1977 wurde dieser Zusammenhang Petkau-Effekt genannt;[2] 1985 wurde der Begriff von Ralph Graeub in einem Buchtitel so verwendet.[3]

Eine lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung ist nach Ansicht der meisten Strahlenschutz-Fachleute eine konservative Oberabschätzung der Gefahren durch ionisierende Strahlung,[4][5] wobei die Fähigkeit der Zellen, Erbgutschäden zu reparieren, aus Sicherheitsgründen ignoriert wird.[4] Dem Petkau-Effekt diametral entgegen steht die Hypothese der Strahlenhormesis, die eine gesundheitsfördernde Wirkung kleiner Strahlendosen annimmt.

Petkaus Versuche werden als „nicht anwendbar“ für Aussagen zur Dosis-Wirkungs-Beziehung bezeichnet, da sie an totem organischen Material erfolgten.[6][7]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. A. Petkau: „Effect of 22Na+ on a phospholipid membrane“. Health Physics (1972) 22 (3): 239. doi:10.1097/00004032-197203000-00004
  2. Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft: Actes de la Société helvétique des sciences naturelles. Atti della Società elvetiva di scienze naturali. Birkhäuser, 1977, S. 267 (google.de).
  3. Ralph Graeub: Der Petkau-Effekt und unsere strahlende Zukunft. Zytglogge 1985. ISBN 3-7296-0222-5
  4. a b M. Tubiana, L. E. Feinendegen, C. Yang, J. M. Kaminski: The linear no-threshold relationship is inconsistent with radiation biologic and experimental data. In: Radiology. Band 251, Nummer 1, April 2009, S. 13–22, doi:10.1148/radiol.2511080671, PMID 19332842, PMC 2663584 (freier Volltext).
  5. The 2007 Recommendations of the International Commission on Radiological Protection, Internationale Strahlenschutzkommission, abgerufen am 31. Juli 2015.
  6. Bernd Diekmann, Klaus Heinloth: Energie: Physikalische Grundlagen ihrer Erzeugung, Umwandlung und Nutzung. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-663-01595-6, S. 238 (google.de).
  7. Hedi Fritz-Niggli: Zum sogenannten Petkau-Effekt, in: Vierteljahrsschrlft der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1986, 131/3: 219–220. (PDF).