Klassifikation nach ICD-10
H21.4 Pupillarmembranen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Persistierende Pupillarmembran

Als Persistierende Pupillarmembran, lateinisch Membrana pupillaris persistens, wird das Fortbestehen einer Membran aus der embryonalen Entwicklung im Bereich der Pupille bezeichnet.[1] Bei dieser recht häufigen angeborenen Erkrankung bleiben nach der Geburt Reste eines fetalen Gefäßnetzes mit feinen Fäden bestehen, die normalerweise noch in den ersten Monaten nach der Geburt vor dem Sehloch zurückgebildet werden können.[2][3]

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1957 durch J. R. Cassady und A. Light.[4]

Verbreitung und Ursache Bearbeiten

Beim Menschen lassen sich rudimentäre Anteile der Pupillarmembran bei etwa 95 % der Neugeborenen nachweisen. Die Ursache ist nicht bekannt.[5]

Die Persistenz der Pupillenmembran tritt auch beim Gorlin-Chaudhry-Moss-Syndrom auf.[6]

Klinische Erscheinungen Bearbeiten

Eine Beeinträchtigung des Sehvermögens ist selten.

Diagnose Bearbeiten

Die Diagnose ergibt sich aus der augenärztlichen Untersuchung, auch mit der Spaltlampe.

Therapie Bearbeiten

Die Behandlung erfolgt im klinischen Bedarfsfalle operativ.[5]

Bei Tieren Bearbeiten

Das Krankheitsbild kommt auch in der Tiermedizin vor, insbesondere bei Haushunden und Hauskatzen. Es handelt sich vermutlich eine erblich bedingte Störung, auch wenn der genaue Erbgang unbekannt ist. Eine Rasseprädisposition gibt es für Basenjis, aber auch bei anderen Rassen wird ein familiäres Auftreten beobachtet. Sie ist gekennzeichnet durch eine unvollständige Rückbildung des vorderen Anteils der Tunica vasculosa lentis, eines fetalen Gefäßnetzwerks der Linse in der vorderen Augenkammer, welches von der Arteria hyaloidea gespeist wird.[7][8]

Literatur Bearbeiten

  • W. B. Trattler, P. Keiser, N. J. Friedman: Review of ophthalmology. 3. Auflage Ed. Elsevier Inc; 2017. S. 105–278. ISBN 978-0-323-39056-9
  • M. Gavriş, I. Horge, E. Avram, R. Belicioiu, I. A. Olteanu, H. Kedves: Persistent Pupillary Membrane Or Accessory Iris Membrane?. In: Romanian journal of ophthalmology. Band 59, Nummer 3, 2015 Jul-Sep, S. 184–187, PMID 26978889, PMC 5712966 (freier Volltext).
  • S. M. Lee, Y. S. Yu: Outcome of hyperplastic persistent pupillary membrane. In: Journal of pediatric ophthalmology and strabismus. Band 41, Nummer 3, 2004 May–Jun, S. 163–171, PMID 15206602 (Review).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Pupillary Membrane, Persistence Of. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  2. Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 266., aktualisierte Auflage, de Gruyter, Berlin 2014, ISBN 978-3-11-033997-0
  3. B. J. Burton, G. G. Adams: Persistent pupillary membranes. In: The British journal of ophthalmology. Band 82, Nummer 6, Juni 1998, S. 711–712, doi:10.1136/bjo.82.6.709b, PMID 9797680, PMC 1722637 (freier Volltext).
  4. J. R. Cassady, A. Light: Familial persistent pupillary membranes. In: A.M.A. archives of ophthalmology. Band 58, Nummer 3, September 1957, S. 438–448, doi:10.1001/archopht.1957.00940010450021, PMID 13457538.
  5. a b P. Meier, U. Gütz, P. Wiedemann: Hyperplastisch persistierende Pupillarmembran - Chirurgisches Vorgehen. In: Klinische Monatsblatter fur Augenheilkunde. Band 214, Nummer 4, April 1999, S. 255–257, doi:10.1055/s-2008-1034784, PMID 10407808.
  6. Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
  7. J. Marolt, M. Peitel, I. Somek: [Persistent pupillary membrane in the dog]. In: DTW. Deutsche tierarztliche Wochenschrift. Band 80, Nummer 12, Juni 1973, S. 281, PMID 4578373.
  8. K. N. Gelatt (Hrsg.): Veterinary Ophthalmology (3. Auflage). Lippincott, Williams & Wilkins. 1999 ISBN 0-683-30076-8.